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Vier Tage Sand und Sonne an der "Fußsohle"

Donnerstag, 11. April

Das ist aber ein schöner Platz! Hier könnte man richtig lange Urlaub machen!“ Christinas Worte beschreiben den Campingplatz „Camping Calabrisella“, den wir heute Nachmittag erreichen. Dazu später mehr, aber nun der Reihe nach:

Eine äußerst ruhige Nacht auf dem Stellplatz mit der wunderschönen Aussicht auf Sizilien liegt hinter uns. Morgens kommt noch mal der Principale vorbei, schaut nach dem Rechten, bewässert einige Grünflächen und ist bereit für „Smalltalk“. Richtung Süden soll es gehen. „A good choice!“ Da sind wir froh, dass er uns zustimmt.

Starten wir also den Carthago, führen ihn auf die Autostrada und passieren Reggio di Calabria. Der ADAC schreibt:“ An der Spitze die italienischen Stiefels mit Blick auf Sizilien liegt Reggio Calabria (185.000 Einw.), das 743 vor Chr. als griechische Kolonie Rhegion gegründet wurde.“

 Die Autobahn endet wenige Kilometer nach dem Flughafen und dann können wir nur der normalen zweispurigen Hauptstraße folgen, das Meer immer zur Rechten, allerdings stets getrennt durch die Eisenbahnlinie Reggio-Taranto.


Bei Melito di Porto Salvo wird die Südspitze des „Stiefels“ erreicht, der „große Zeh“ des Fußes praktisch umrundet. Nun führt uns das Navi Richtung Osten bevor es bei Spropolo wieder nach Norden geht. Wir passieren Brancaleone, Sant´Anna und Bovalino. Ca. einhundert Kilometer haben wir nun hinter uns und während der Fahrt einige Eindrücke gesammelt:

wollte man hier übernachten bzw. Urlaub machen? Eher NEIN! Denn eine touristische Infrastruktur haben wir nicht ausmachen können. Stattdessen eine merkwürdige „Hausbau-Philosophie“. Halbfertige Häuser ohne Ende, ein Erdgeschoss, ein Obergeschoss und dann … ragen die Moniereisen für den zweiten Stock in den Himmel! Unvollendet, ohne Putz, ohne wohnliche Elemente. Die Krönung, die wir sehen, ist ein zweistöckiges Kunstwerk, der 2. Stock ist ausgebaut und bewohnt, der 1. Stock ist reiner Rohbau, ebenso wie das Erdgeschoss, in dem zwei Autos im Wohnzimmer parken.

 

Mit der Umrundung des Stiefels verlassen wir die Meerenge von Messina und damit das Tyrrhenische Meer und fahren von nun an entlang des Ionischen Meeres.

Aber – uns steht nicht das Recht zu, zu meckern und zu kritisieren und „die Nase zu rümpfen“, ab Locri wird sowieso alles besser. Und es wird Zeit, sich um einen Übernachtungsplatz zu kümmern. Dieter hat in einem Reise-Blog von einem Stellplatz in Ardore Marina gelesen. Das Navi führt uns dank der Koordinaten zu einem Strand, den dazugehörigen Stellplatz gibt es anscheinend nicht mehr. Keine Infrastruktur, keine Möglichkeit zu entsorgen bzw. Frischwasser zu tanken. Wir sehen lediglich ein einziges Wohnmobil auf dem normalen Parkstreifen am Lungomare.

Am Lungomare von Ardore Marina
Am Lungomare von Ardore Marina

Wollen wir hier Übernachten? Nein! Also das Navi mit neuen Koordinaten füttern und … zu dem anfangs genannten Campingplatz „Camping Calabrisella“ gelangen.

Hier stehen wir in der ersten Reihe, zehn Meter von Strand entfernt, wir hören das Meeresrauschen, sehen, wie sich die kleinen Wellen brechen. Der Stellplatz ist von Palmen gesäumt, rückwärtig bietet ein kleines Pinienwäldchen im Sommer den besten Schatten.

Der Camping Calabrisella hat noch nicht viele Gäste, zwei Wohnwagen, vier Wohnmobile – der wunderschöne Sandstrand scheint uns fast alleine zu gehören.

Warum sind hier noch nicht so viele europäische Gäste?  Es mag vielleicht an der etwas schwierigen, komplizierten Zufahrt liegen. 

Was ist damit gemeint?  Dazu eine kleine Anekdote:  Das Navi führt anhand der Koordinaten bis nah an den Campingplatz, aber eben nur nah!   Denn die Eisenbahnlinie verhindert den direkten Zugang.  Auch wir fahren in das Wohngebiet und müssen also wenden. Beim Wenden hören wir hinter uns ein lautes, längeres Hupen. Haben wir etwas falsch gemacht, gar etwas beschädigt?  Nein - eine ältere, lebhafte Dame  ( sie spricht weder deutsch noch englisch, sondern  mit  Händen und Füßen und italienisch) versucht zu erklären, dass man zwei Kilometer weiter fahren, dort den Abzweigung über den beschrankten Bahnübergang nehmen, um dann genau diese zwei Kilometer zurückfahren muss!  Sie erkennt an unseren verständnislosen Blicken, dass wir nicht alles verstanden haben. Also - sie setzt sich wieder in ihr Auto, winkt uns lautstark und deutlich, ihr zu folgen. Und siehe da - sie führt uns höchstpersönlich zu dem "Camping Calabrisella".  Das nennt man Hilfsbereitschaft!   Grazie mille!

Der Principale verspricht uns bei der Ankunft für die kommenden Tage Sonnenschein – und er hat Recht! Von Freitag bis Sonntag genießen wir sommerliches Wetter. Da wir die Schönwetterperiode nutzen und somit vier Nächte bleiben wollen, wird das komplette Campingprogramm „abgespult“: Campingtisch- und Stühle, Grill, die Sonne zwingt außerdem zum Ausfahren der Markise.

Frühstück!
Frühstück!

Einige Eindrücke vom Campingleben:

Es ist vollbracht! Wir haben es geschafft! Freitag, 12. April, 15Uhr und 34 Minuten!

Wir gehen schwimmen! Wir stürzen uns in die sprichwörtlichen Fluten. Das Meer sieht sooo einladend aus! Aber das Wasser ist noch sehr erfrischend, es mag vielleicht so 14° - 15° haben. Lange halten wir es nicht aus. Aber immerhin – Mitte April im Mittelmeer zu baden ist doch was!

Schwimmen im Mittelmeer am 12. April!
Schwimmen im Mittelmeer am 12. April!

Wir sind so stolz auf unsere Leistung, dass wir beschließen, die den kommenden Tage mit einem morgendlichen Schwimmen zu beginnen. Aus den zwei Minuten von Freitag werden bis Sonntag fünfzehn Minuten!

ein Traumstrand
ein Traumstrand
Camping Calabrisella
Camping Calabrisella

Was gibt es noch zu erwähnen? Am Samstag wird der Motorroller aktiviert, wir machen einen Ausflug in das Bergdorf Squillace, das der gleichnamigen Bucht den Namen gibt. Der Roller quält sich über zehn Kilometer und mehrere Serpentinen hoch in dieses Ensemble aus dem Mittelalter. Wir finden enge Gassen, teils verfallene Häuser, ein Duomo und ein Carmeliter-Konvent, ansonsten ist der Besuch nach fünfzehn Minuten beendet.

Der kulinarische Höhepunkt des Tages: das Campingplatz-Restaurant bzw. die Pizzeria wird eröffnet – das können und wollen wir uns nicht entgehen lassen. Pünktlich um 19.00h sind wir die ersten Gäste, die italienischen Gäste aus dem Dorf trudeln ca. ein bis zwei Stunden später ein. Karaoke soll es später auch noch geben, da sind wir schon längst wieder zurück im Womo lauschen dem Meer.

ein überdimensionaler Pizzaofen
ein überdimensionaler Pizzaofen

Ein letztes Top-Ereignis an unserem letzten Abend auf "Camping Calabrisella" muss unbedingt erwähnt werden:

Bayer Leverkusen wird durch den Sieg über Werder Bremen Deutscher Fußballmeister!

 

Eine allerletzte Bemerkung:  wir haben vier Tage auf einem der besten Campingplätze verbracht, die wir in letzter Zeit besucht haben!

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