Heute am Dienstag scheint großer Abreisetag zu sein. Die Osterurlauber bauen Zelte ab und machen die Wohnmobile startklar, der Campingplatz wird merklich leerer. Auch wir entschließen uns zur Weiterreise, wir haben uns ja noch einige neue Ziele vorgenommen. Schont oft haben wir vom kleinen Bruder des Gardasees gehört, in diesem Urlaub möchten wir den Lago d´ Iseo kennenlernen. Lediglich sechzig Kilometer wollen bis zum gleichnamigen Städtchen Iseo am Südostufer des Sees bewältigt werden, das schaffen wir in kurzer Zeit.
Auf dem Weg dorthin machen wir allerdings kurz in Desenzano Station, denn hier ist dienstags Markt, der größte Markt der Region und wir möchten auch ein Versprechen einlösen: unserem hilfsbereiten „Taxifahrer“ von Samstag noch einen Besuch abstatten und mit einem Blumenstrauß erneut „Danke“ für die große Hilfe sagen.
Nun aber zum Lago d´ Iseo. Vorbei an Brescia steuern wir nach einer guten Stunde auf Iseo zu und finden Platz auf einen Campingplatz direkt am Ufer, mit einem schönen Blick auf den See – auch wenn wir in der zweiten Reihe stehen. Es ist ein relativ kleiner, familiär geführter CP, mit schönem Baumbestand und grasbelassenen Stellplätzen.
Hier einige Fotos unseres Aufenthaltsortes für die kommenden drei bis vier Tage:
Am Nachmittag bleibt noch genügend Zeit, um mit den Fahrrädern ins ca. ein Kilometer entfernte Zentrum zu fahren. Zahlreiche Bars und Restaurants säumen die Uferstraße, ein netter kleiner Hafen lockt zum Verweilen.
Im nahen Supermarkt decken wir uns mit frischen Lebensmitteln ein - der Grill soll heute aktiviert werden:
Hier einige Informationen zum Iseosee aus dem Internet:
https://italien-entdecken.de/iseosee-lago-diseo/
"Glücklicherweise ist der Iseosee noch immer ein echter Geheimtipp. Seine malerischen Dörfer, Inseln und Berggipfel sind zwar nicht so bekannt wie die seiner „großen Brüder“ Lago Maggiore, Comer See und Gardasee, dennoch zählt der Iseosee zu den schönsten Urlaubszielen in Norditalien, ohne zu touristisch zu sein.
Der Iseosee (italienisch: Lago d’Iseo oder Sebino) ist der viertgrößte der oberitalienischen Seen. Er ist rund 25 Kilometer lang, bis zu 250 Meter tief und liegt in der Lombardei zwischen den Städten Bergamo und Brescia. An seinem Nordufer beginnt das Valcamonica und am Südufer erstreckt sich das berühmte Weinbaugebiet Franciacorta.
Zu den schönsten Orten am Iseosee gehören die Gemeinden Iseo, Sarnico, Predore, Riva di Solto, Lovere, Pisogne, Marone und Sulzano. Das absolute Highlight ist aber die 400 Meter hohe Insel Monte Isola in der Seemitte. Rund um den See kannst du hervorragend wandern oder an einem der wenigen, aber schönen Strände relaxen. ..."
Irgendwann im Laufe des Tages erinnern wir folgendes kulturelle Highlight:
https://www.iseosee-info.de/christo-und-der-iseosee/
:
Christo und der Iseosee, eine wunderbare Verbindung
The Floating Piers von Christo und Jeanne-Claude. Zwei Jahre dauerten die Vorbereitungen zu der letzten gemeinsam erdachten Aktion von Christo und seiner Frau Jeanne-Claude, die ursprünglich schon vor 46 Jahren geplant war.
‚The Floating Piers‘ im Lago d‘Iseo bilden den Abschluss zahlreicher Großprojekte, mit denen das Künstlerpaar über Jahrzehnte Millionen von Menschen begeistert hat. Christo, im Jahre 2016 81 Jahre alt, arbeitete ohne seine 2009 verstorbene Frau akribisch an der Umsetzung der Idee, Stege zu erschaffen, die sich ‚fließend‘ in ihre natürliche Umgebung integrieren.
Und tatsächlich: die Übertragung der Bewegungen des Seewassers auf die untereinander beweglichen Pontons gelang. Man fühlte sich nicht wie auf einer Brücke, starr und unbeweglich, de facto isoliert vom natürlichen Nass, sondern war Teil des Wassers, nur getrennt durch eine leuchtend orangefarbene ‚Stoffwelt‘, die wie ein Lichtstrom durch den See führte.
Die kilometerlangen Stoffbahnen waren von einer norddeutschen Firma hergestellt, die auch schon das Material für die Reichstagsverhüllung 1996 gestellt hatte: Ein reißfester, vliesartiger, leuchtend gelb-orange strahlender Stoff, sehr robust und anscheinend fast unzerstörbar, so wie er den Belastungen der Besucher standhielt. Denn derer gab es viele. Tatsächlich kamen viel mehr Interessierte an den See als erwartet und brachten die Aktion damit fast an ihre Grenzen: Statt 300 000 bis 500 000 Besucher waren es am Ende über 1 200 000 begeisterte Fans, die organisiert werden mussten.
Donnerstag 13. April
Wie exakt doch heutzutage die Wetterberichte sind! Regen ist für heute prognostiziert und pünktlich um 20.00h am Mittwochabend setzt der Regen ein. Erst langsam, dann prasselt es aufs Wohnmobildach, so geht es die ganze Nacht über, so geht es am Donnerstag weiter! Den ganzen Donnerstag über! Vorsichtshalber wird die Satellitenschüssel eingefahren, man weiß ja nie! Hinzu kommt tagsüber ein kräftiger Wind, ein Sturm mit mächtigen Böen, die einem fast die Wohnmobiltür aus der Hand schlägt. Der See ist aufgepeitscht, hat ca. ein Meter hohe Wellen. Was kann man an solch einem Tag machen? Die Heizung anmachen und Bücher aus dem Schrank holen. Dieter schafft hundertzwanzig Seiten aus Elke Heidenreichs neuestem Buch “Ihr glücklichen Augen“.
Aber, wie auf ein Signal hin, hört der Regen abends wieder auf, Wetter und Wasser beruhigen sich.
Freitag 14. April
Das Wetter ist heute Morgen genauso, wir wir es erhofft haben – es hat sich alles beruhigt, die Regenwolken sind verschwunden und die Sonne beginnt schon morgens, die Temperaturen in die Höhe zu treiben. Unserem Vorhaben, die Insel zu erkunden, steht nichts im Weg. Also machen wir nach dem Frühstück die Fahrräder startklar, denn der Schiffsfahrplan sagt, dass die nächste Überfahrt um 11.20 startet.
Ein halbe Stunde dauert die Überfahrt, dann legt das Schiff in Peschiera Maraglio an. Wir beschließen, die Insel mit dem Rad zu umrunden, die zehn Kilometer können in knapp zwei Stunden bewältigt werden und es empfiehlt sich, im Uhrzeigersinn zu fahren (sagt der Reiseführer).
Also starten wir Richtung Westen nach Sensole, wo schon die erste kurze Pause eingelegt wird, um die kleine Isola San Paolo zu betrachten (s. Infos zu Christos „Floating Piers“).
Die am Wegesrand zum Trocknen aufgehängten Heringe sind nicht echt – so mag es früher mal ausgesehen haben.
Ab Sensole, überragt vom Rocca Martinengo, wird es hügeliger, wir müssen sogar kurz vor Menzino die Fahrräder mal schieben, aber – nach alter englischer Tradition- „What goes up … must come down“.
Stets mit einem schönen Blick auf den See durchqueren wir das mittelalterliche Porto di Silviano mit seinen engen Gassen und urigen Häusern. Den nördlichen Teil der Insel haben wir bei Carzano umrundet, bis wir wieder nach gut zwei Stunden wieder in Peschiera Maraglio ankommen. Bis zur Rückfahrt um 16.23h bleibt noch genug Zeit für eine Erfrischung im Hafen und die Besichtigung des Ortskerns mit der Kirche Chiesa di San Michele Arcangelo, natürlich gut bewacht von der örtlichen Carabienri.
Leicht ermüdet sind wir gegen 17.00h zurück an unserem Campingplatz, jedoch ist der Tag noch nicht zu Ende – noch einmal auf die Räder zum nahen Supermarkt, um Lebensmittel- und Getränkevorräte aufzufrischen. Es geht auf das Wochenende zu und man weiß ja nie …..
Samstag, 15. April
Brescia, Italiens Kulturhauptstadt des Jahres 2023 soll das heutige Ziel sein. 2000jährige Geschichte soll uns erwarten. Und das Ganze nur dreißig Kilometer entfernt. Einen feinen Stellplatz für die Stadtbesichtigung haben wir uns auch herausgesucht. Nur – dieser Stellplatz / Campingplatz scheint nicht mehr zu existieren, die Anlage macht einen tristen, unbewirtschafteten Eindruck. Und außerdem hätten wir die Anlage auch nicht anfahren können, denn auf der Via della Maggia findet ein Bio- / Bauernmarkt statt. Den schauen wir uns zumindest an, kaufen Eier, Brot und Honig und frühstücken erst einmal.
Neuer Plan: fahren wir doch direkt in das Zentrum und starten die Stadtbesichtigung direkt vor Ort. Kein guter Plan an einem Samstagmorgen, dichter Verkehr und kein Parkplatz für ein Wohnmobil unserer Größe! Dazu ein Verkehrsunfall vor uns und langer Stau!
Neuer Plan: verschieben wir den Breschia-Besuch auf irgendwann und fahren zurück an den Gardasee, um die Ostseite auf der Gardesena Orientale „abzugrasen“. Peschiera del Garda steht eh auf unserer Liste und einen professionellen Wohnmobilstellplatz, sogar nah zur Altstadt hat Peschiera auch. Am Wochenende sind natürlich viele italienische Wohnmobile unterwegs und wenn italienische Wohnmobile „im Rudel“ unterwegs sind, wird gerne kuschelig geparkt und es gibt Vieles lautstark zu erzählen! Italien eben!
Mit den Fahrrädern ist der Hafen schnell erreicht, hier herrscht an diesem sonnigen Samstag Trubel, hier wuselt es von Menschen und Motorrädern! Die Altstadt allerdings mit den historischen Gebäuden gefällt uns, hier lassen wir uns auch zum Essen nieder. Die große Vorspeisenplatte aus Meeresfrüchten ist verlockend, der Hauswein akzeptabel.
Wir machen noch zahlreiche Fotos, sogar von einem Gondoliere, der sich anscheinend in Venedig verfahren hat, dann verlassen wird die Altstadt durch das Stadttor.
Sonntag, 16. April
Wie sieht der Plan für den heutigen Tag aus? Kann man einfach so achtlos an Bardolino und Garda, unseren Lieblingsstädten am Gardasee, vorbeifahren? Nein, das können wir nicht. Vor allem, weil auch das Wetter wieder sommerliche Tendenzen aufweist. Also wird der Carthago um dreißig Kilometer nach Norden versetzt, auf den Wohnmobilstellplatz von Garda (Via Carmelo Preite, 37016 Garda).
Nach dem Frühstück geht es mit den Fahrrädern los und in zwei Minuten erreichen wir die Uferpromenade von Garda. Diese Uferpromenade, die sich Fußgänger und Radfahrer teilen, ist immer ein Erlebnis, stets mit traumhaften Blicken auf den See und die umliegenden, steil aufragenden Berge. Vorbei am Camping La Rocca, den wir schon öfter frequentiert haben, steuern wir auf Bardolino zu. Das weiße Riesenrad zeigt uns den Weg.
Bardolino ist eigentlich wie immer – viele Menschen aller Nationen, viele Familien, die sonntags gerne bei Sonnenschein promenieren bzw. es sich in einem der zahlreichen Cafe´s gut gehen lassen. Ein Antiquitätenmarkt entlang der Promenade lädt zum Verweilen ein.
Gerne wandern wir durch die historischen Gassen, bleiben an und ab stehen, um die historischen Häuser mit ihren Balkonen zu betrachten. Gerne lassen wir uns aber auch am Hafen nieder, um die üblichen, klassischen Getränke zu genießen.
Nach zwei Stunden Bardolino radeln wir zurück zu unserem Stellplatz in Garda, ruhen aus bzw. erledigen kleine Hausarbeiten, um am frühen Abend zurück nach Garda zu radeln, um den Appetit auf auf die nächste Pizza zu stillen. Eine Pizza an der Promenade bei Sonnenschein an einem Sonntagabend – was will man mehr?
Montag, 17. April
Wie oft sind wir schon durch bzw. an Malcesine vorbei gefahren? Unzählige Male! Heute wird dieser Praxis ein Ende gesetzt, endlich kommt dieses Kleinod am Gardasee zu seinem Recht. Als Basislager wählen wir den „Campingplatz Claudia“. Zwar liegt dieser CP direkt an der „Gardesana“, aber er ist trotzdem recht leise, vom Straßenverkehr hört man kaum etwas, dafür bietet er uns mit seinen Olivenbäumen, Zitronenbaum und Zypressen durchaus mediterranes Flair.
Hier einige Fotos:
Am Nachmittag bleibt noch genügend Zeit, um mit dem Motorroller die zwei Kilometer zurück nach Malcesine zu fahren und den Ort zu erkunden. Geparkt wird der Roller direkt vor dem Rathaus und der Polizeistation und damit praktisch schon im historischen Zentrum.
Natürlich wimmelt es vor Touristen und Souvenirläden, aber trotzdem versprüht Malcesine seinen Charme! Enge Gassen, eine Piazza nach der anderen, alte Häuser mit alten, Blumen dekorierten Balkonen. Sehenswert ist der kleine Hafen mit seinen Bars und Restaurants.
Dienstag, 18. April
Einer der Gründe, warum wir in Malcesine Station machen: wir wollen unbedingt auf den Monte Baldo! Der Dienstag bietet sich wettertechnisch an, denn die Sonne scheint und es hat wenig Wolkenbildung. Diese Konstellation scheint auch ideal für die zahlreichen Paraglider zu sein, die oben auf dem Berg in fast 2000 Meter Höhe ihre Fallschirme zurecht machen!
Der Ausblick von hier oben ist fantastisch, man überblickt den Gardasee von Süd bis Nord, am gegenüber liegenden Ufer erblicken wir Limone. Zwei Stunden verbringen wir hier oben, wandern umher, schauen den Paraglidern zu und kehren abschließend in die Hütte für ein Bier und einen Aperol ein.
Mittwoch, 19. April
Auch der Mittwoch wird wieder ein Ausflugstag. Wir haben uns Limone vorgenommen, die kleine Perle am Nordwestufer des Sees. Wie kommen wir dorthin? Im Hafen von Malcesine warten Ausflugsboote auf uns, 9 € für die Hin- und Rückfahrt, da kann man nicht meckern bzw. selber schwimmmen.
Schon die Ankunft in Limone versetzt uns in Begeisterung – wieder erwartet uns ein „Bilderbuch Städtchen“. Laubengänge im Porto Vecchio, historische Gebäude mit entsprechenden Balkonen und eine bunte, mit Blumen gesäumte Promenade.
Natürlich ist alles auf den Tourismus abgestimmt, auch die Preise, aber was kann man anderes erwarten? Wir spazieren durch die Gassen, genehmigen uns einen Erdbeer- bzw. Malagabecher in einer Gelateria, bevor es nach zwei Stunden wieder zurück nach Malcesine geht.
Vom Wasser aus schießen wir noch einige Fotos von der „Skyline“ von Malcesine, decken uns im ortsnahen Eurospar mit fehlenden Lebensmitteln ein, um den Abend im Wohnmobil (bei Dauerregen) ausklingen zu lassen.
Donnerstag, 20. April
Heute starten wir die Fahrt nach Norden, die Heimreise in mehreren überschaubaren Etappen. Über Riva del Garda, Arco und Trento führt uns das Navi Richtung Bozen. Aber da wir auf unseren Reisen nicht immer auf alten, ausgetretenen Spuren wandeln, sondern stets neue Routen erkunden wollen, entscheiden wir uns dazu, den Jaufenpass zu befahren.
https://www.jaufenpass.eu/
Der Jaufenpass in Italien ist der nördlichste inner-italienische Alpenpass und liegt somit im Herzen Südtirols. Nicht nur unter Motorradfahrern und Radfahrern ist der Jaufenpass eine beliebte Tagestour. Die atemberaubende Aussicht auf dem Pass „verzückt“ zahlreiche Südtirol-Urlauber Jahr für Jahr.
Die 31 km lange, landschaftlich abwechslungsreiche Scheitelstrecke über den Jaufenpass verbindet das Passeiertal mit dem Eisacktal. Sie ist die kürzeste Verbindung zwischen den Südtiroler Touristenhochburgen Meran (325 m) und Sterzing (948 m). Im Norden ragen die mächtigen Ötztaler Alpen empor, im Süden die ebenso weitläufigen Sarntaler Alpen. Umgeben wird der Jaufenpass von den Bergen Jaufenspitz (2.483 m) und Saxner (2.359 m) sowie von dem breiten Ratschingstal. Die Überquerung bietet weiterhin schöne Ausblicke auf die hohe Wilde (3.480 m) mit ihren Gletschern im Süden und die Tuxer Alpen im Norden.
Ein kurzer Check im Internet bestätigt, dass der Jaufenpass „offen“ ist, im Gegensatz zum Timmelsjoch. Also ab nach Meran, einmal quer durch die Stadt und den Hinweisschildern folgen. Dorf Tirol lassen wir links liegen, durchqueren St. Leonhard und schrauben den Carthago in zahlreichen Serpentinen bis auf über 2000 Meter. Leider hat der Wetterbericht erneut Recht, aus dem anfänglichen Regen wird Schnee, teilweise heftiger Schneefall – gottseidank haben wir Winterbereifung und Schneeketten dabei, gottseidank verläuft die Fahrt ohne Schwierigkeiten, auch wenn sich schon mal ein mulmiges Gefühl einstellt.
Schließlich ist das heutige Ziel erreicht: Sterzing! Die nördlichste Stadt Italiens am Südende des Brenners. Übernachtet wird auf dem Parkplatz des großen Interspar Supermarktes am Ortseingang. Diese Übernachtungsmöglichkeit scheint sich unter Wohnmobilfahrern herum gesprochen haben, denn wir sind nicht alleine, ca. zehn weitere Wohnmobile nutzen die Möglichkeit eines letzten Einkaufs italienischer Spezialitäten und die Nähe zur Innenstadt.
https://www.suedtirolerland.it/de/suedtirol/eisacktal-wipptal/sterzing/stadt-sterzing/
Sterzing, die nördlichste Stadt Italiens, liegt auf 948 m Meereshöhe. Im Mittelalter wurde hier Bergbau betrieben, die Augsburger Familie Fugger besaß die ergiebigen Silberstollen, die Sterzing Reichtum und Wohlstand brachten. Später war “Vipitenum” nicht selten Residenz für Kaiser und Könige. Heute präsentiert sich die mittelalterliche Stadt in modernem Kleid, ohne ihren Ursprung außer Acht zu lassen: Liebliche Erker und Giebel sowie bunte Fassaden zieren die Hauptstraße, zugleich Shopping- und Flaniermeile.
Das 46 m hohe Wahrzeichen der Stadt - der Zwölferturm - ist nicht zu übersehen: gekrönt ist dieser durch einen steinernen Treppengiebel. Sehenswert sind außerdem der Mithrasstein, das Multscher Museum, das Stadtmuseum in der ehemaligen Deutschordenskommende sowie die Pfarrkirche mit Kreuzigungsgruppe, dem Taufstein und die für Sterzing geschichtsträchtigen Grabsteine.
Freitag, 21. April
Fünfzehn Minuten benötigen wir für den Spaziergang in das historische Zentrum von Sterzing und tauchen wiederum ein in mittelalterliche Geschichte. Als Knotenpunkt für den Handel und die Reise zwischen Süd und Nord, wandeln wir auf den Spuren der Fugger, die hier einen Stützpunkt unterhielten und auch wieder auf Goethes Spuren, der auf seiner "italienischen Reise" in Sterzing Station machte.
Wie geht unsere Reise heute weiter? Über die Brenner Autobahn, ein kurzes Stück Inntal Autobahn und dann biegen wir schon ab zum Achensee, um am frühen Nachmittag in Bad Tölz zu landen, wo der schöne Wohnmobilstellplatz an der Isar ein Plätzchen für uns frei hat.
Wir installieren das Wohnmobil, genießen ein großes Stück des Apfelstrudels, den wir tags zuvor in Sterzing gekauft haben und schauen den Schwänen im Fluss zu. Das schöne Wetter verleitet uns, die Liegestühle aus der Garage zu holen und die Vitamin D Produktion anzukurbeln.
Noch ist es auch früh genug, um einen Spaziergang entlang der Isar in das Zentrum von Bad Tölz zu unternehmen, die schönen alten Häuser zu fotografieren und selbstverständlich auch eine Erfrischung zu uns zu nehmen.
Samstag, 22. April
Heute morgen wird im örtlichen Rewe eingekauft (Weißwürstl und Brezn für den Abend), Dieter findet im Baumarkt nebenan die nötige Sicherungen für die defekte USB Ladebuchse und dann geht es zielstrebig dem ausgesuchten Ziel entgegen. Altmühltal!! Hier waren wir noch nie, das soll unbedingt geändert werden. Also los ... auf der Landstraße von Bad Tölz zur Autobahn A8, bei der Umrundung Münchens erhaschen wir einen Blick auf die Allianz Arena und folgen anschließend der A9 bis kurz hinter Ingolstadt. Hier biegen wir in westliche Richtung ab - auf den Hinweisschildern steht bereits "Altmühltal". Das kleine Städtchen Treuchtlingen bietet eine Therme (die wir nicht besuchen ) und einen Wohnmobilstellplatz.
Die Fahrräder kommen zum Einsatz, eine kurze Ortserkundung und eine kleine Radtour entlang der Altmühl. Viele Kilometer bewältigen wir nicht, denn in dem Dorf Graben lockt ein Biergarten mit freien Plätzen in der Sonne. Hier kommen wir ins Gespräch mit einem Wohnmobilpaaraus dem Allgäu, das uns von dem nahe gelegenen „Karlsgraben“ erzählt. Gleich um die Ecke, keine fünfhundert Meter entfernt. Das müssen wir uns anschauen!
Wikipedia
Die Fossa Carolina (auch der Karlsgraben genannt) war ein Kanalbauprojekt Karls des Großen, um für die Schiffe seiner Zeit eine befahrbare Verbindung zwischen dem Flusssystem des Rheins und dem der Donau herzustellen. Als geeignet zur Überquerung der Europäischen Hauptwasserscheide erwies sich eine Stelle zwischen der zum Flusssystem des Rheins gehörenden Schwäbischen Rezat und der zur Donau fließenden Altmühl, bei der sich beide Flüsse bis auf nur 1800 Meter annähern. Dort finden sich noch heute beeindruckende Kanalreste beim Ort Graben, einem Gemeindeteil von Treuchtlingen im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Während vor Jahren von Wissenschaftlern die Meinung vertreten wurde, dass der Kanal komplett schiffbar war, mehrten sich seit dem Beginn der archäologischen Untersuchungen im Jahre 2012 die Hinweise, dass die Bauarbeiten abgebrochen wurden und der Kanal nicht fertiggestellt wurde.
Wer mag, kann sich hier weiterbilden:
https://www.tourismus-treuchtlingen.de/sehenswertes/karlsgraben_fossa_carolina-1808/
Zwischen Altmühl und Rezat liegt beim Dorf Graben eines der größten technischen Kulturdenkmäler des frühen Mittelalters: Diese Fossa Carolina, auch Karlsgraben genannt, gehört zu den „100 schönsten Geotopen Bayerns“, ausgesucht vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. Sie war der erste Versuch, Rhein, Main und Donau durch eine Wasserstraße zu verbinden – davon zeugen noch heute eine 500 Meter lange Wasserfläche und die daran anschließenden Erdwälle.
Graben liegt an der europäischen Hauptwasserscheide. Hier nähern sich die Flusssysteme von Rhein und Donau einander auf wenige Kilometer an und sind nur durch eine leichte Anhöhe getrennt. Diese besondere Situation erklärt sich aus der Erdgeschichte: Vor der Entstehung des Ries-Kraters vor 15 Millionen Jahren floss der Ur-Main durch dieses Tal der Donau.
Diese geographische Nähe wollte Kaiser Karl der Große nutzen: Im Jahr 793 ließ er einen rund 3000 Meter langen Kanal ausheben, um bequem mit Schiffen in den Südosten seines Reiches fahren zu können, wo er mit den Awaren Krieg führte. Aber: Die fränkischen Ingenieure stießen auf unerwartete Schwierigkeiten. Anhaltender Regen und der sumpfige Boden wurden zum massiven Problem, dazu kamen schlechte Nachrichten aus dem Norden und Osten des Reiches. Das Unternehmen Karlsgraben wurde eingestellt und der Traum des Kaisers platzte.
Was heute bei Graben von der Fossa Carolina zu sehen ist, bezeugt eines der größten ingenieurgeologischen Bauprojekte des Mittelalters. Sie ist das wohl bedeutendste Boden-Denkmal aus karolingischer Zeit in Franken.
Sonntag, 23. April
Die Heimreise rückt näher. Zuvor allerdings folgen wir dem Lauf der Altmühl bis Gunzenhausen, einem der größeren Orte des Altmühltals. Wir erkennen an den vielen Fahnen, dass im Jahr 2023 die 850-Jahrfeier begangen wird.
Der Großraumparkplatz in Gunzenhausen ist zwar teilweise durch einen Flohmarkt belegt, eine Parkmöglichkeit für den großen Carthago findet sich dennoch.
Die Innenstadt macht einen recht netten Eindruck mit ihren historischen Gebäuden, Christina ist allerdings mehr von den zahlreichen Störchen auf den Hausdächern fasziniert.
Nach einer halben Stunde ist die Ortsbesichtigung beendet, es folgt ein kleiner Abstecher zum „Altmühlsee“, um einige Wohnmobilstellplätze zu inspizieren. Hier könnte man bestimmt mal länger verweilen und ausgedehnte Radtouren unternehmen, ist unser Fazit
Weiter führt unsere Fahrt heute nach Norden, Richtung A7 nach Kitzingen a. Main. Der Wohnmobilstellplatz am Ufer des Mains ist gut ausgelastet, kein Wunder bei dem schönen Wetter. Die Sonne verleitet uns dazu, die Liegen aus dem Wohnmobil zu holen und Fluss und Schiffe und Enten und Windspiele zu beobachten.
Noch sind wir in Bayern, noch haben / hätten wir die Möglichkeit, bayerische Schmankerl zu essen – allerdings hat der „Bayerische Hof“, den wir schon öfter in Kitzingen aufgesucht haben, heute aus unerklärlichen Gründen geschlossen. Na ja, schade, aber wir verhungern nicht, es gibt einige Restaurants in Kitzingen.
Montag, 24. April
Als letzte Station auf der Heimreise haben wir uns den Kurort Bad Driburg am Südrand des Teutoburger Waldes / Eggegebirges ausgesucht. Neben der Therme soll es einen Wohnmobilstellplatz geben, also ideal für uns. Der Stellplatz macht einen etwas spartanischen Eindruck, aber zum Übernachten und Ent-/Versorgen reicht es allemal.
Bad Driburg selber macht einen netten Eindruck, wir spazieren die „Lange Straße“, die Haupteinkaufsstraße, auf und ab, spazieren entlang netter Fachwerkhäuser, vorbei an zahlreichen Boutiquen und Geschäften für den täglichen Bedarf. An einigen historischen Plätzen sind Informationstafeln aufgestellt, so z.B. über die jüdische Gemeinde während der NS Zeit.
Hier einige Fotos von der Therme, dem Kurpark sowie der Innenstadt von Bad Driburg.
Fazit der vierwöchigen Reise nach Oberitalien: