Nordkapp  Teil 2

zum nördlichsten Punkt Europas, Insel Senja und der Inselgruppe  vesterålen

Der zweite Teil unserer Reise beginnt mit dem Grenzübertritt nach Norwegen. Bei Karigasniemi, dem Grenzort, haben wir das Gefühl, in eine neue Welt einzutreten und dem Nordkapp nahe zu sein, obwohl noch etliche Kilometer vor uns liegen.

Es wird eifrig der Wetterbericht studiert, um festzustellen, wann der geeignete Zeitpunkt für das Nordkapp ist. Bei Nebel, Wind und Regen wird es ja sicher keinen Spaß machen!

 

 

Was kommt nach dem Nordkapp? Die Frage ist ganz einfach zu beantworten - erst einmal muss man die hundertundzwanzig Kilometer  bis Russenes auf der E69 wieder zurück fahren, es geht nicht anders. Und wenn man Hammerfest, die nördlichste Stadt Europas kennenlernen möchte, bleibt nur die Fv 94. Ein absolutes Muss sind für uns die beiden Städte Alta und Tromsø.  Außerdem - in (fast) jedem Reiseführer steht: Verpassen Sie nicht die Insel Senja und die Vesterålen.  

  

 

 

 

 

Parkplatz am Norkapp mit Mitternachtssonne

 

 

 

 

 

die neue Bibliothek von Tromso


 

Nebenstehende Karte zeigt den Streckenverlauf  vom Weihnachtsdorf in Rovaniemi bis hin zum Nordkapp.

 

 

SAMI Museum

Donnerstag, 15. Juni

Der letzte Tag in Finnland!

Diesen Tag beginnen wir mit Kultur, mit dem Besuch des Sami Museums „Siida“.   Ein modernes, interessant konstruiertes Museum gibt uns detaillierte Einblicke in die Geschichte, die Kultur der Samen. Das angrenzende Freiluftmuseum mit dem Nachbau von Behausungen, Vorratskammern und Gerätehütten vertieft diese Einblicke.

 

Am Nachmittag setzen wir mit dem Grenzübertritt nach Norwegen die Reise fort -wir kommen dem Nordkapp immer näher!

 


traditionelle SAMI  Fußbekleidung -
traditionelle SAMI Fußbekleidung -

Nördlich von Inari biegt die Straße links ab, das Nordkapp ist schon ausgeschildert. In etwa achtzig Kilometern erreichen wir Norwegen, überqueren die Grenze, wo kein Zöllner auf uns wartet und uns kontrolliert. (Hätten wir doch mehr Wein schmuggeln sollen?) 

Der erste größere Ort hinter der Grenze, Karasjok, bietet uns einen Campingplatz an (wir benötigen heute Strom, Wasser und eine WC-Entsorgung), jedoch ist es noch recht früher Nachmittag, zu früh, um jetzt die sprichwörtlichen Zelte aufzuschlagen. Fahren wir doch noch ein Stündchen weiter Richtung Lakselv und steuern den CP in Skoganvarre an. Ein schlichter Platz, aber schön idyllisch am See gelegen. Leider sind die Seeplätze sämtlich durch Hütten belegt, so dass für uns nur eine Wiese in der zweiten Reihe übrig bleibt – na ja, für eine Nacht ist es egal.

Hinweisschild an der finnisch-norwegischen Grenze
Hinweisschild an der finnisch-norwegischen Grenze


Freitag, 16. Juni

Beim morgendlichen Kaffee wird der Plan für den heutigen Tag festgelegt! Christina hat gestern sämtliche Wetter Apps durchforstet und festgestellt, dass heute der schönste, d.h. wolkenärmste, trockenste Tag des Wochenendes sein wird. Also lautet die Entscheidung: so schnell wie möglich zum Nordkapp!

Bis Lakselv sind es nur zwanzig Kilometer, hier wird noch einmal vollgetankt, dann folgen weitere 170 Kilometer entlang des Porsangen Fjordes, um durch den sieben Kilometer langen Nordlandtunnel bis nach Honningsvåg und schließlich zum Nordkapp zu gelangen. Die Landschaft hat sich gegenüber Finnland enorm verändert, keine Birken- und Kiefernwälder mehr, die Vegetation ist auf Flechten und Moose reduziert, Geröllfelder bestimmen das Bild, Schneefelder sind zum Greifen nahe. Wir bewegen uns in der Tundra. Den Rentierherden, die unterwegs immer wieder auftauchen, soll es egal sein!

jetzt ist es nicht mehr weit!
jetzt ist es nicht mehr weit!

71° 10´ 21“ Nordkapp !

Gute 30 € pro Person bezahlen wir am Eingang des Geländes an einem kleinen Kassenhäuschen, dann reihen wir uns in die Armada der Wohnmobile ein, die sich bereits etabliert hat. Dieter zählt im Laufe des Nachmittags ca. einhundert Wohnmobile aller Größenordnungen, die auf das Phänomen Mitternachtssonne warten.

Was das Wetter angeht – unglaublich! Die Sonne scheint! Die Wolkendecke ist fast vollständig aufgerissen! Viele Wohnmobilbesatzungen sitzen vor ihren Fahrzeugen und genießen bei entsprechenden Getränken den Blick in den Himmel und aufs Meer.

Das Nordkapp ist erreicht!
Das Nordkapp ist erreicht!

Die hohe Gebühr inkludiert den Eintritt in die sog. Nordlandhallen, ein Informationszentrum mit Restaurant, Souvenirladen, Postamt und einem Multimedia Saal. Die fünfzehn minütige Videoshow über das Nordkapp, das (Über)Leben im Winter und die Polarlichter lassen wir uns nicht entgehen.

Natürlich gehört zum Kennenlernen ein Rundgang über das gesamte Gelände, mit der Weltkugel als Höhepunkt. Vom Womo Parkplatz aus passieren wir zuerst den Oscarsstøtten, einen von König Oscar II. errichteten Gedenkstein zur Markierung der Außengrenzen des Norwegisch / Schwedischen Staatenbundes.

 Oscarsstøtten
Oscarsstøtten

Am gegenüber liegenden Ende d.h. nahe des Eingangsbereiches beeindruckt die Installation Kinder der Welt. Sieben Kinder aus sieben verschiedenen Erdteilen haben Bilder erschaffen, die Freundschaft, Freude und Zusammenarbeit über alle Grenzen hinweg symbolisieren sollen.

 Natürlich lassen wir uns auch den Souvenirladen nicht entgehen, dann aber ist erst einmal Ausruhen angesagt, bzw. ein kleines Schwätzchen und Umtrunk mit den französischen Nachbarn zur Rechten. Leckere selbstgebackene französische Plätzchen und ein Glas Prosecco passen irgendwie zu der guten Stimmung.  Und zum Abendessen?  Ein ebenfalls leckeres Gulaschgericht!

Ist der Spaziergang am Nachmittag noch recht geruhsam, so sieht es um Mitternacht – so lange bleiben wir auf, denn wir wollen ja die Mitternachtssonne hinter der Weltkugel fotografieren, so gänzlich anders aus! Wie viele Reisebusse mögen es sein, die den großen Parkplatz füllen? Auf jeden Fall bevölkern Hunderte von Kreuzfahrttouristen, AIDA und Hurtigrouten, das Areal!

Mitternacht am Nordkapp
Mitternacht am Nordkapp

Gegen 1.00h kommen wir ins Bett, übermüdet, etwas aufgedreht und euphorisch.


Vom Norkapp über Hammerfest nach Alta und Tromsø

Samstag, 17. Juni

Leicht „gerädert“ wachen wir heute Morgen auf. So lange wach zu bleiben, geht halt nicht spurlos an einem vorüber. Na ja, zu einem Morgenkaffee und zu einem weiteren Spaziergang an die steilen Klippen reicht die Kraft allemal. Die frische Luft tut gut!

Nun geht es aber weiter, ein Wohnmobil nach dem anderen verlässt das Gelände, auch wir starten die Rückreise. In Honningsvåg, nach knapp 30 Kilometern, stoppen wir zu einem Lebensmitteleinkauf, fahren kurz durch das Hafengelände, in dem zwei „neue“ Kreuzfahrtschiffe liegen und kurven, stets entlang des Fjordes, stets mit wunderbaren Blicken auf schneebedeckte Berge, gen Süden. Wir müssen die gleichen 70 Kilometer zurück fahren wie auf dem Hinweg, müssen erneut durch den Nordkapptunnel, stoppen aber dieses Mal für ein obligatorisches Foto.


Sieben Kilometer ist dieser Tunnel lang, führt tief unter das Meer und hat stellenweise ein Gefälle / Steigung von 9 %. Mutig sind die Radfahrer, die diese Röhre mit diesen Bedingungen durchfahren wollen / müssen.

Ein kurzer Picknickstopp mit Blick auf eine Lachsfarm und dann biegen wir bei Oldersfjord rechts ab, um den Schildern Alta bzw. Hammerfest zu folgen. Natürlich kann man sich das Wortspiel nicht verkneifen, als wir auf den offiziellen Womo Stellplatz im Hafen einbiegen: „Welch eine Lage, welch ein Ausblick! Das ist ja der Hammer!“  Schnell sind die Stühle aus der Garage geholt und die Ankunft mit einem Glas Sekt begossen. Zwei Stunden verbringen wir windgeschützt hinter dem Womo, schauen den Möwen zu, beobachten Fischerboote und natürlich das Ablegen der AIDA luna, die auf der anderen Hafenseite vor Anker liegt.

AIDA luna im Hafen von Hammerfest
AIDA luna im Hafen von Hammerfest


Sonntag, 18. Juni

Außer diesem schönen Stellplatz im Hafen hat Hammerfest ein besonderes Wahrzeichen zu bieten: die Meridiansäule aus dem Jahr 1856. Zitat aus der Broschüre des Fremdenverkehrsamtes:

 Der Struve Meridianbogen wurde als erstes technisch-wissenschaftliches Objekt in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Der Meridianbogen wurde mit Hilfe von Winkelmessungen von einer Kette von Dreiecken (Triangulation) ermittelt, die sich von Hammerfest im Norden bis zum Schwarzen Meer im Süden erstreckt..“

Entlang des Fjordes, über die Kvalsundbrücke müssen wir zurück fahren, etwa fünfzig Kilometer bis Skaidi, um dann nach Alta abzubiegen. In Skaidi haben wir übrigens gestern an einer Tankstelle unsere Chemie Toilette entsorgen können und dabei eine Armada von Snowmobilen entdeckt – so bewegt man sich hier im Winter fort!

Mit welchen Besonderheiten punktet Alta? Erst einmal zwei Übernachtungsmöglichkeiten, die sich jeweils an den kulturellen Highlights befinden. Wir steuern zuerst die Nordlichtkathedrale, Nordlyskathedralen Alta Kirke an, knappe zehn Jahre alt, ein beeindruckendes Bauwerk, das sich wie eine Spirale dem Himmel entgegen streckt. Mitten im Zentrum von Alta gelegen, am Ende der Fußgängerzone, ist sie der Hingucker! Eine ausgefeilte Lichtinstallation, eine über vier Meter hohe Christus Figur aus Bronze, ein Taufbecken aus Marmor und eine Himmelsleiter im Innenturm – mehr Architektur und Innendesign geht nicht!

Nordlichkathedrale ALTA
Nordlichkathedrale ALTA

Im Untergeschoss der Kirche eine Multi Media Präsentation zu dem Phänomen Nordlicht, Aurora Borealis. Wir sind sichtlich beeindruckt!

Eine kurze Verschnaufpause in der Haupteinkaufsstraße von Alta, dann finden wir noch Kraft, Energie und Vorfreude auf den zweiten Höhepunkt, der Alta berühmt macht: die Felsritzungen von Hjemmeluft aus der Zeit um 4000 vor Christus. Seit 1985 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörend, erzählt uns die Felskunst vom Leben unter dem Polarhimmel und der Mittsommernacht. Das dazugehörige Museum gibt weitere Einblicke in das Leben, die Gefühls- und Gedankenwelt der Menschen.

Das Übenachten auf dem Museumsparkplatz wird (auf Nachfrage) geduldet, also bleiben wir doch heute Nacht einfach hier. Wir hätten auch auch den Parkplatz an der Nordlichtkathedrale zurück fahren können.


Zwei Tage in Tromsø

Montag, 19. Juni

Die Nacht auf dem Parkplatz des Museums verläuft äußerst ruhig. Das eine oder andere Wohnmobil startet schon gegen 8.00h zur Weiterfahrt, auch wir machen uns fertig, fahren noch einmal nach Alta zurück, um den Dieseltank für 1,99 €  zu füllen  und freuen uns auf das Kommende!

 

Schau dir das mal an! Das ist ja unglaublich.“ Was Christina meint, ist das Wasser des Altafjords, diese wirklich mannigfaltigen Blauschattierungen  im Kontrast zu den schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Was noch viel unglaublicher ist: auf den nächsten zweihundert Kilometern wird uns dieses Farbenspiel, dieses Panorama begleiten. Tromsø ist das Ziel für den heutigen Tag, doch bevor wir Tromsø erreichen, erleben wir Norwegen pur, so, wie man es sich vorstellt! Stets entlang des Fjordes am Wasser entlang, durch zahlreiche unzählige Tunnel, mal den Berg hinauf auf einer Passstraße mit Schneefeldern zu beiden Seiten.

ohne Worte
ohne Worte

Eine kurze Mittagspause legen wir in Burfjord ein, auf einem Parkplatz mit Wohnmobilversorgung, keine zehn Meter vom Ausläufer des Fjords entfernt. Hier könnte man sehr gut mehrere Tage verbringen, jedoch wollen wir ja weiter gen Süden fahren. Tromsø ist auf dem Landweg, der E8 zu erreichen, wir lesen jedoch im Reiseführer, dass zwei Fähren ab Olderdalen bzw. Svensby die Strecke um mehr als einhundert Kilometer verkürzen – genau unser Ding! Praktisch wie eine Kreuzfahrt inclusive.

Mittagsrast in Burfjord
Mittagsrast in Burfjord

Die letzten fünfzig Kilometer nach der letzten Fähre sind schnell geschafft, dann wird im Tromsø Camping eingecheckt. Der Platz ist heute (um 17.00h) schon ausgebucht, jedoch bietet man uns einen (tristen) Ausweichplatz gegenüber an – zwar ohne Strom, allerdings können wir die sanitären Anlagen des Hauptplatzes benutzen. Lange und ausgiebig duschen tut auch mal wieder gut. Für Morgen früh hat man uns übrigens einen Stellplatz auf dem Hauptgelände reserviert.

Was passiert heute Abend noch? Die Reiseführer studieren, im Internet recherchieren –Tromsø  scheint viel zu bieten zu haben!

Zitat aus unserem Reiseführer: "Wer zum ersten Mal nach Tromsø reist, erlebt wahrscheinlich eine Überraschung, denn kaum jemand hätte wohl so hoch im Norden eine derart betriebsame und zugleich schöne Stadt erwartet. Überall gibt es hübsche Cafe´s und Kneipen, eine ganze Reihe hochkarätiger Museen laden zu Besuchen ein, und der Festivalkalender ist mit Veranstaltungen gespickt."  

Dienstag, 20. Juni

Der Motorroller kommt heute zum erstem Mal in diesem Urlaub zum Einsatz. Drei Kilometer sind es bis zum Zentrum, das ist zu weit für unsere alten Füße. Arbeiten wir nun also mit dem Roller unsere Liste der Highlights ab!

Tromsø Brua, eine 1016 Meter lange Brücke, verbindet das Festland mit der Insel Tromsø. Am Ende der Brücke biegen wir links ab, erst einmal zum Hafen, um uns einen Überblick zu verschaffen. Viele hochmoderne Gebäude, insbesondere Hotels prägen das Hafenbild. Noch liegt kein Hurtigruten- bzw. Kreuzfahrtschiff am Anleger, das soll sich aber in Laufe des Tages ändern, wie wir später anhand der unheimlich lauten Schiffssirenen merken.

im quirligen Hafen von Tromsø
im quirligen Hafen von Tromsø

Der Roller wird geparkt, zu Fuß wird das Areal erkundet. Nach dem Besuch der Tourist Info passieren wir den Roald Amundsen Platz, wo wir auf die Tromsø Domkirke, eine Holzkonstruktion aus dem Jahr 1861, stoßen, die nördlichste protestantische Kathedrale der Welt.

Roald Amundsen Platz
Roald Amundsen Platz

Um 14.00h, so hat Christina recherchiert, findet in der Eismeerkathedrale ein halbstündiges Orgelkonzert statt. EismeerkathedraleThe Arctic CathedralTromsdalen Kirke - Tromsøs modernstes Wahrzeichen und bedeutendstes Bauwerk. Schneeweiß, 23 Meter hoch, soll sie die Natur des Nordlands widerspiegeln. "...Die Holzgestelle, an denen der Stockfisch trocknet, inspierierten den Architekten Jan Inge Hovig zur äußeren Form, die unsymetrische Dachlinie symbolisiert eine Gletscherspalte und die Glasflächen zwischen den Betonpfeilern stehen für Polarlicht und Mitternachtssonne," lesen wir in unserem Reiseführer.      Im Inneren beeindruckt das riesige Mosaikfenster.

Erneut wird der Roller in Bewegung gesetzt, zurück über die Brücke zum anderen Ende des Hafens zu Polaria. Äußerlich schon recht imposant, wie übereinander geschobene Eisschollen sieht dieses Museum aus. In dem  aus fünf Großbildschirmen bestehenden Panoramakino lassen wir uns von „Spitzbergen – eine arktische Wildnis“ inspirieren. Im Aquarium bestaunen wir diverse Bewohner des Nordmeeres und sind rechtzeitig auf der oberen Etage zur Fütterung der Bartrobben. 

Neben der Polaria liegt, unter einer Glaskuppel geschützt, die „Polstjerna“, ein Robbenfänger aus dem Jahr 1949. Wegen Renovierungsarbeiten ist eine Besichtigung in diesem Jahr leider nicht möglich. Nun ja, es geht auch ohne.

Polaria - Museum, Erlebniszentrum zum Leben in der Polarregion
Polaria - Museum, Erlebniszentrum zum Leben in der Polarregion

 Haben wir noch Kraft für das Polarmuseum? Haben wir noch Kraft für Polarexpeditionen, für Eisbären- und Robbenfang, für das bewegte Leben von Roald Amundsen? Nein, haben wir nicht. Einige Fotos von Walfang Harpunen müssen reichen.

Aber Tromsø ist ja noch viel mehr zu bieten als Eismeerkathedrale und Museen - Tromsø hat viele der alten Holzhäuser des vergangenen Jahrhunderts, die ihm einen besonderen Charm verleihen,  bewahrt,.   

Hat Dieter noch Kraft, um den Grill aufzubauen?


Senja - Norwegens zweitgrößte Insel

Mittwoch, 21. Juni

Die Fluktuation hier auf dem Camping hier in Tromsø ist sehr hoch, ein Kommen und Gehen, ein ständiges An- und Abreisen. Um 10.00 h morgens sind neben uns schon alle Stellplätze wieder frei. Eine Stunde später sind auch wir startklar, haben noch einmal die schönen heißen Duschen des CP genutzt, an der Wasserstelle die Windschutzscheibe gründlich gereinigt, damit endlich (mal) wieder freie Sicht herrscht und die Fotos keine dunkle Flecken aufweisen.

Ein schneller Einkauf noch im Supermarkt, und dann steuern wir das neue Ziel an: Senja, Norwegens zweitgrößte Insel. In allen Reiseführern wird sie noch als „Geheimtipp“ bezeichnet, da nicht so überlaufen wie die Lofoten und all das in sich vereinigt, was Norwegen eben ausmacht.

Man könnte Senja über die Insel Kvaløya (Brückenverbindung mit dem Festland) und der Fähre von Brensholmen nach Botnhamn erreichen, landschaftlich wohl am interessantesten – genau so machen wir es auch. Nur, wenige Kilometer vor dem Fährhafen deuten uns entgegen kommende Wohnmobilfahrer an, dass die Straße gesperrt sei, kein Durchkommen, Umkehren! Also zuckeln wir wieder fünfzig Kilometer zurück! Ein kleines Hinweisschild wäre schon hilfreich gewesen. Das hebt die Stimmung bei dem heutigen Nieselwetter!


Als Ausweichstrecke muss der Landweg über Finnsnes herhalten.

Unterwegs bietet sich ein kleiner Wohnmobilstellplatz zur Kaffeepause an. Der angelnde Womofahrer aus Bayern zeigt Dieter stolz sein Abendessen, einen durchaus mächtigen Dorsch, der momentan noch in seinem Eimer lebt!

offizieller Wohnmobilstellplatz Finnsnes
offizieller Wohnmobilstellplatz Finnsnes

Finnsnes gilt als das „Tor nach Senja“, hier gilt es, die Vorräte erneut aufzustocken, nachzutanken und sich eventuell in der Tourist Info mit Material zu versorgen. Am Ortseingang von Finnsnes begrüßt uns ein relativ neuer Wohnmobilstellplatz mit allen Versorgungsmöglichkeiten, sogar Stromsäulen sind vorhanden und ein riesiger, nagelneuer Xtra-Supermarkt. Sofort fahren wir in die letzte freie Lücke hinein und starten zum Hafenspaziergang. Dass der Stellplatz verkehrstechnisch zwar gut an der Hauptstraße liegt, merken wir natürlich  -   dass er schlaftechnisch eine Katastrophe ist, merken wir spätestens am nächsten Morgen


Donnerstag, 22. Juni

Um sieben Uhr morgens ist für uns die Nacht zu Ende, der heftige LKW Verkehr entlang der Hauptstraße raubt uns den (langen und tiefen) Schlaf. Was ist zu tun? Den üblichen Morgenkaffee trinken und die heutige Tour, nämlich die Umrundung der Insel Senja, starten.

Die Insel erreichen wir über  die 1146 m lange und über 40 m hohe Pfahlbrücke, biegen schon in der ersten Ortschaft Silsand rechts ab und steuern auf Botnhamn zu.  Botnhamn wäre unser Fährhafen gewesen, hätte uns nicht die Straßensperre am Vortag gestoppt.  

Am Ende des Tages werden wir sagen: „Das war heute wirklich einer der Höhepunkte unser bisherigen Norwegen Tour!“

Erste Erkenntnis des Tages: Gott sei dank gibt es Ausweichbuchten!   Ausweichbuchten für die größtenteils einspurigen Straßen, insbesondere aber in den zahlreichen Tunnel, die wir durchqueren müssen. Einspurig, kaum beleuchtet, gruselig.

Zweite Erkenntnis des Tages: Gott sei dank gibt es Sonnencreme. Es ist um die Mittagszeit über 25° warm / heiß – die Sonne brennt richtig. Man darf nicht vergessen, wir bewegen uns immerhin noch ca. dreihundert Kilometer nördlich des Polarkreises.

Dritte Erkenntnis des Tages: Gott sei dank funktioniert die Klimaanlage!

Erfrischung im Atlantik
Erfrischung im Atlantik

Nun aber zu unserer Inselrundfahrt – mit einem Zitat aus dem Prospekt des Tourismusverbandes:

 „...Die Fahrt an der Küste von Senja ist eine Reise durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Die ins Meer hinabstürzenden steilen Berge sind ein überwältigender Anblick und das markanteste Wahrzeichen der Strecke. Die Straße schlängelt sich fjordein- und fjordauswärts sowie durch Dörfer, die auf den schmalen Streifen zwischen Berg und Wasser wie festgewachsen erscheinen...“.

Nein, wir befinden uns nicht an der französischen Atlantikküste, wir sind immer noch im Norden Norwegens! Feinster Sandstrand, glasklares Wasser, mutige Schwimmer. Hier legen wir doch die Mittagspause ein!

...Am Ende des Ersfjords liegt der Ersfjordstrand mit seinem weißen, feinkörnigen Sand, der eher an andere Länder und Strände erinnert.

Atlantikstrand
Atlantikstrand

Umgeben von spitzen, hohen Bergen zeigt sich Norwegen hier von seiner schönsten Seite. Das dreieckige Toilettengebäude mit seiner goldenen Außenverkleidung ist eine Sehenswürdigkeit für sich.“

Dieses "goldene" Toilettenhäuschen ist mittlerweile in den einschlägigen BLOGS eine Berühmtheit.

 Nur wenige Kilometer weiter: der nächste Fotostopp!

 ...Am äußersten Ende der Landzunge zwischen Steinfjord und Ersfjord befindet sich der Rastplatz Tungeneset.

 Ein Übergang aus Sibirischer Lärche führt über die Klippen hinunter zum Wasser und bietet eine Aussicht auf das Gebirgsmassiv Oksen mit seinen spitz zulaufenden Gipfeln.“

Ein weiteres Highlight der Rundtour: Bergsbotn – eine 44 Meter lange Aussichtsplattform mit genialem Blick auf Fjord und Berge!

 

Irgendwann, nach der Ausfahrt aus einem dieser Angst einflößenden Tunnels taucht auf der linken Seite ein See auf - kann es wirklich sein, dass der See wirklich noch von einer Eisschicht bedeckt ist?

Die Rundreise endet in Gryllefjord, dem Fährhafen zur Insel Andøya, die zur Gruppe der Vesterålen gehört. Wir sind nicht die einzigen, die nach Andøya übersetzen wollen, vier Fahrspuren im Hafen sind komplett voll und voll wird auch das Schiff, das um 15.00 h ablegt. Für uns bedeutet es, vier Stunden warten, um die Fähre um 19.00 h zu nehmen.

Knappe zwei Stunden dauert die Überfahrt, es ist also schon halb zehn, als wir drei Kilometer hinter dem Fährhafen Andenes in einen Feldweg abbiegen und uns zu fünf anderen Womos gesellen, die hier in Ruhe und Abgeschiedenheit, aber mit Mitternachtssonne die Nacht verbringen werden.

Whale Watching in Andenes

Freitag, 23. Juni

Wetterwechsel! Es regnet in der Nacht, es ist um einige Grade kälter geworden und der Himmel ist wolkenverhangen. Wir fahren erst einmal nach Andenes zurück, um Brot zu kaufen und einen Stellplatz auf dem stadtnahen Parkplatz zu ergattern (in der Vermutung, dass zahlreiche Wohnmobile schon die 9.00 h Fähre nach Gryllefjord genommen haben).

Während des Frühstücks klopft es an die Womotür: die französischen Nachbarn, die am Nordkapp neben uns gestanden haben und mit denen wir seitdem Whats App Kontakt halten, um Stellplatzdaten auszutauschen, stehen mit ihrem Womo gerade mal zehn Meter neben uns!

Sie machen sich gerade auf den Weg in den Hafen zu ihrer Walsafari! Nun fangen unsere Gehirnzellen an zu ticken !!!! Andenes hat schon immer von Walen gelebt – in früheren Jahren vom Walfang, heutzutage von Walsafari-Tourismus. Bei unserem folgenden Spaziergang zur Erkundung von Andenes kommen wir wie „zufällig“ am Office von „Whale 2 Sea“ vorbei, gehen hinein, studieren Informationsmaterial und lassen uns von der freundlichen Mitarbeiterin beraten. Das Wetter wird heute Nachmittag besser werden, die See ist relativ glatt (im Gegensatz zu morgen) und „zufällig“ sind für die Tour heute Nachmittag um 17.00h noch zwei Plätze frei. Es wird nicht lange überlegt – die Visacard wird spontan um 130 € pro Person belastet!  

Wir setzen unseren Spaziergang zur Erkundung von Andenes fort, verkneifen uns die Besteigung des Leuchtturms, bestaunen aber das hochmoderne Kino - wie wäre es mit einem Stan Laurel & Oliver Hardy Film?

Multiplex Kino mit Dolby Surround!
Multiplex Kino mit Dolby Surround!

Um 16.30 h müssen wir wieder vor Ort sein, erhalten die vorgeschriebenen Wärmeoveralls sowie Rettungswesten, anschließend erfolgt eine kurze Einweisung über die verschiedenen Walarten, die möglicherweise zu sehen sind – und dann geht es auf die Schlauchboote – zwei Boote a` zehn Personen – hinaus auf das Europäische Nordmeer!

mit Wärmeoverall und Rettungsweste
mit Wärmeoverall und Rettungsweste

Die Tour wird aufregend! Heute Morgen wurde bei der ersten Tour ein toter Pottwal entdeckt, deswegen ist nun ein Wissenschaftler / Meeresbiologe mit an Bord, um Messungen vorzunehmen und Gewebeproben zu entnehmen. Die Drohne zur Feststellung der Größe des Wals kreist über unseren Köpfen, mit der Harpune werden Proben entnommen. So makaber es auch klingen mag - so nah wie heute werden wir nie wieder einem Wal kommen.

Aber wir haben diese Safari ja nicht gebucht, um tote Wale zu sehen, im weiteren Verlauf tauchen immer wieder Orca- und Schwertwal-Familien auf, die aber leider fototechnisch kaum zu bannen sind. Na ja – mit unserem menschlichen Auge machen wir auch Fotos, die unauslöschbar sind.

Mehr als drei Stunden sind wir auf dem Meer unterwegs, zum Schluss trotz Wärmeanzügen durchgefroren und ermüdet!


Hurtigrutenmuseum in Stokmarknes

 

 

 

 

 

Samstag, 24. Juni

Ein kurzer Abschied von den Franzosen mit der Besprechung der gegenseitigen Ziele und dann startet die heutige Fahrt. Wir passieren das Andøya Space Center und erreichen sechs Kilometer weiter das kleine Fischerdorf Bleik.

 

Der Campingplatz ist gut besucht, vielleicht ist die Nähe zum Vogelfelsen Bleiksøya ausschlaggebend.

 

 


Über Stave und Nordmela führt die Fahrt nach Risøyhamn, wo wir auf der riesigen Bogenbrücke die nächste Insel der Versterålen, Hinnøya, erreichen. Bei Sortland (nächste Bogenbrücke) wechseln wir auf Langøya, um letztendlich die Stadt Stokmarknes anzufahren.

Brücke nach Sortland auf Langøya
Brücke nach Sortland auf Langøya

Warum gerade hierhin? Erstens gibt es hier einen wirklich schönen Campingplatz neben dem Versterålen Kysthotel. Hier haben wir mal wieder Landstrom und können alle Akkus aufladen, hier können wir auch die Duschen und sanitären Anlagen ausgiebig nutzen. Übrigens, kaum sind wir angekommen und haben uns installiert, ertönt auch schon ein viermaliges, ohrenbetäubendes Signal eines ankommenden Hurtigrutenschiffes, der Kong Harald. Welch eine Begrüßung!

"Kong Harald" bei der Einfahr nach Stokmarknes
"Kong Harald" bei der Einfahr nach Stokmarknes

Zweitens ist Stokmarknes der Geburtsort der Hurtigruten und kann mit einem relativ neuen „Hurtigruten Museum“ aufwarten. Das Museum ist für uns ein Muss. Der Clou des Museum besteht darin, dass es ein ganzes, komplettes Hurtigrutenschiff, die MS Finnmark, in sich birgt, komplett renoviert und aufgearbeitet und mit zahlreichen Details zur Geschichte der Hurtigruten.

Hurtigruten Museum
Hurtigruten Museum

Sollte jemand nach dem Besuch des Schiffsmuseums hungrig oder müde sein - gleich nebenan gibt es ein feines traditionelles Restaurant und natürlich auch moderne Fahrräder für den Heimweg!