Italien  Teil 3:   Ionisches Meer,  Adriatisches Meer  mit Apulien

 

Vier Tage Sand und Sonne an der "Fußsohle"

 

 

"Das ist aber ein schöner Platz! Hier könnte man richtig lange Urlaub machen!“ Christinas Worte beschreiben den Campingplatz „Camping Calabrisella“, den wir heute Nachmittag erreichen. Dazu später mehr, aber nun der Reihe nach:

Eine äußerst ruhige Nacht auf dem Stellplatz mit der wunderschönen Aussicht auf Sizilien liegt hinter uns. Morgens kommt noch mal der Principale vorbei, schaut nach dem Rechten, bewässert einige Grünflächen und ist bereit für „Smalltalk“. Richtung Süden soll es gehen. „A good choice!“ Da sind wir froh, dass er uns zustimmt.

Starten wir also den Carthago, führen ihn auf die Autostrada und passieren Reggio di Calabria.

Der ADAC schreibt:“ An der Spitze die italienischen Stiefels mit Blick auf Sizilien liegt Reggio Calabria (185.000 Einw.), das 743 vor Chr. als griechische Kolonie Rhegion gegründet wurde.“


Die Autobahn endet wenige Kilometer nach dem Flughafen und dann können wir nur der normalen zweispurigen Hauptstraße folgen, das Meer immer zur Rechten, allerdings stets getrennt durch die Eisenbahnlinie Reggio-Taranto Bei Melito di Porto Salvo wird die Südspitze des

Stiefels“ erreicht, der „große Zeh“ des Fußes  praktisch umrundet. Nun führt uns das Navi Richtung Osten bevor es bei Spropolo wieder nach Norden geht. Wir passieren Brancaleone, Sant´Anna und Bovalino.
Ca. einhundert Kilometer haben wir nun hinter uns und während der Fahrt einige Eindrücke gesammelt: 
wollte man hier übernachten bzw. Urlaub machen?   Eher NEIN! Denn eine touristische Infrastruktur haben wir nicht ausmachen können. Stattdessen eine merkwürdige „Hausbau-Philosophie“. Halbfertige Häuser ohne Ende, ein Erdgeschoss, ein Obergeschoss und dann … ragen die Moniereisen für den zweiten Stock in den Himmel! Unvollendet, ohne Putz, ohne wohnliche Elemente. Die Krönung, die wir sehen, ist ein zweistöckiges Kunstwerk, der 2. Stock ist ausgebaut und bewohnt, der 1. Stock ist reiner Rohbau, ebenso wie das Erdgeschoss, in dem zwei Autos im Wohnzimmer parken.

 

Mit der Umrundung des Stiefels verlassen wir die Meerenge von Messina und damit das Tyrrhenische Meer und fahren von nun an entlang des Ionischen Meeres.

Aber – uns steht nicht das Recht zu, zu meckern und zu kritisieren und „die Nase zu rümpfen“, ab Locri wird sowieso alles besser. Und es wird Zeit, sich um einen Übernachtungsplatz zu kümmern. Dieter hat in einem Reise-Blog von einem Stellplatz in Ardore Marina gelesen. Das Navi führt uns dank der Koordinaten zu einem Strand, den dazugehörigen Stellplatz gibt es anscheinend nicht mehr. Keine Infrastruktur, keine Möglichkeit zu entsorgen bzw. Frischwasser zu tanken. Wir sehen lediglich ein einziges Wohnmobil auf dem normalen Parkstreifen am Lungomare, der Strandpromenade.

Am Lungomare von Ardore Marina
Am Lungomare von Ardore Marina

Wollen wir hier Übernachten? Nein! Also das Navi mit neuen Koordinaten füttern und … zu dem anfangs genannten Campingplatz „Camping Calabrisella“ gelangen.

Hier stehen wir in der ersten Reihe, zehn Meter von Strand entfernt, wir hören das Meeresrauschen, sehen, wie sich die kleinen Wellen brechen. Der Stellplatz ist von Palmen gesäumt, rückwärtig bietet ein kleines Pinienwäldchen im Sommer den besten Schatten.

Der Camping Calabrisella hat noch nicht viele Gäste, zwei Wohnwagen, vier Wohnmobile – der wunderschöne Sandstrand scheint uns fast alleine zu gehören.

Warum sind hier noch nicht so viele europäische Gäste?  Es mag vielleicht an der etwas schwierigen, komplizierten Zufahrt liegen. 

Was ist damit gemeint?  Dazu eine kleine Anekdote:  Das Navi führt anhand der Koordinaten bis nah an den Campingplatz, aber eben nur nah!   Denn die Eisenbahnlinie verhindert den direkten Zugang.  Auch wir fahren in das Wohngebiet und müssen also wenden. Beim Wenden hören wir hinter uns ein lautes, längeres Hupen. Haben wir etwas falsch gemacht, gar etwas beschädigt?  Nein - eine ältere, lebhafte Dame  ( sie spricht weder deutsch noch englisch, sondern  mit  Händen und Füßen und italienisch) versucht zu erklären, dass man zwei Kilometer weiter fahren, dort den Abzweigung über den beschrankten Bahnübergang nehmen, um dann genau diese zwei Kilometer zurückfahren muss!  Sie erkennt an unseren verständnislosen Blicken, dass wir nicht alles verstanden haben. Also - sie setzt sich wieder in ihr Auto, winkt uns lautstark und deutlich, ihr zu folgen. Und siehe da - sie führt uns höchstpersönlich zu dem "Camping Calabrisella".  Das nennt man Hilfsbereitschaft!   Grazie mille!

Rezeption  Camping Calabrisella
Rezeption Camping Calabrisella

Der Principale verspricht uns bei der Ankunft für die kommenden Tage Sonnenschein – und er hält sein Versprechen!    Von Freitag bis Sonntag genießen wir sommerliches Wetter.  Da wir die Schönwetterperiode nutzen und somit vier Nächte bleiben wollen, wird das komplette Campingprogramm „abgespult“:  Campingtisch- und Stühle, Grill, die Sonne zwingt außerdem zum Ausfahren der Markise.

Frühstück
Frühstück

Einige Eindrücke vom Campingleben:

Es ist vollbracht! Wir haben es geschafft!                 Freitag, 12. April, 15 Uhr und 34 Minuten!

Wir gehen schwimmen! Wir stürzen uns in die  Fluten. Das Meer sieht sooo einladend aus! Aber das Wasser ist noch sehr erfrischend, es mag vielleicht so 14° - 15° haben. Lange halten wir es nicht aus. Aber immerhin – Mitte April im Mittelmeer zu baden ist doch was!

Schwimmen im Mittelmeer am 12. April
Schwimmen im Mittelmeer am 12. April

Wir sind so stolz auf unsere Leistung, dass wir beschließen, die  kommenden Tage mit einem morgendlichen Schwimmen zu beginnen. Aus den zwei Minuten von Freitag werden bis Sonntag fünfzehn Minuten!

Strandleben
Strandleben
Camping Calabrisella
Camping Calabrisella

Was gibt es noch zu erwähnen? Am Samstag wird der Motorroller aktiviert, wir machen einen Ausflug in das Bergdorf Squillace, das der gleichnamigen Bucht den Namen gibt. Der Roller quält sich über zehn Kilometer und mehrere Serpentinen hoch in dieses Ensemble aus dem Mittelalter. Wir finden enge Gassen, teils verfallene Häuser, ein Duomo und ein Carmeliter-Konvent, ansonsten ist der Besuch nach fünfzehn Minuten beendet.

Der kulinarische Höhepunkt des Tages: das Campingplatz-Restaurant bzw. die Pizzeria wird eröffnet – das können und wollen wir uns nicht entgehen lassen. Pünktlich um 19.00h sind wir die ersten Gäste, die italienischen Gäste aus dem Dorf trudeln ca. ein bis zwei Stunden später ein. Karaoke soll es später auch noch geben, da sind wir schon längst wieder zurück im Womo lauschen dem Meer.

ein überdimensionaler Pizzaofen
ein überdimensionaler Pizzaofen

Ein letztes Top-Ereignis an unserem letzten Abend auf "Camping Calabrisella" muss unbedingt erwähnt werden:

Bayer Leverkusen wird durch den Sieg über Werder Bremen Deutscher Fußballmeister!

 

Eine allerletzte Bemerkung:  wir haben vier Tage auf einem der besten Campingplätze verbracht, die wir in letzter Zeit besucht haben!




Matera - Kulturhauptstadt Europas 2019

 

Montag, 15. April

Auf nach Matera – Kulturhauptstadt 2019

Der Wetterbericht für die kommenden Tage ist nicht sehr verheißungsvoll, also ideal für Besichtigungen. Als Ziel haben wir uns Matera ausgesucht, Kulturhauptstadt Europas 2019. Aber um dorthin zu gelangen, müssen noch einige Kilometer bewältigt werden. Also wird der heutige Montag zu einem reinen Fahrtag, zu einer „Überbrückungsetappe“ (würde man bei der Tour de France sagen) deklariert. Stets der Küste entlang, vorbei an Le Castella, über das Capo Rizzuto zum Capo Colonna. Hier hätte es die Möglichkeit gegeben, in griechische Kultur einzutauchen und den Parco Archeologico zu besuchen – allein – heute ist Montag und alle Museen geschlossen (ob Dieter dies bewusst eingeplant hat?). Bis auf zwei streunende Hunde ist der Parkplatz völlig leer. Hier wollen wir nicht bleiben. Also weiter nach Crotone, in die Stadt zum Hafen: schnell wieder weg! Richtig grottig – abstoßend, vermüllt!

Bald ist es an der Zeit, einen Übernachtungsort zu finden. Der in vielen Blogs beschriebene Campingplatz „Punta Alice“ bei Ciro´ Marina hat noch geschlossen. Viele Campingplätze haben noch geschlossen. Letztendlich werden wir hinter Cariati kurz vor Fiumarella fündig. Ein geöffneter Campingplatz – Juchhe! Ein schlichter Platz, aber die Betreiber sind sehr bemüht und hilfsbereit.

Der einzige Besucher des Parco Archeologico  am Capo  Colonna
Der einzige Besucher des Parco Archeologico am Capo Colonna

Unterwegs - meist schöne, unberührte  Natur

Camping Riva del Mar
Camping Riva del Mar


Dienstag, 16. April

Nun aber nach Matera, die Stadt der Höhlenwohnungen, sog. Sassi, und Felsenkirchen in der Region Basilikata.

Unser Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag schreibt:“...Die berühmten Sassi (Sasso heiß übersetzt „Stein“ oder „Fels“ ) sind zwei Höhensiedlungen am Hang eines zerklüfteten Tals, der Gravina di Matera.“ Jahrzehntelang galten sie als „nationale Schande“, was sich auf die „...erbärmliche Wohnsituation der Menschen in den Häusern“ bezog. „Die klammen Wohnhöhlen, in denen selten das Tageslicht drang, mussten sich die Menschen mit dem Vieh teilen. Hunger, Kälte und Keime sorgten für zahlreiche chronische Krankheiten und eine hohe Sterberate.“

Sasso Caveoso
Sasso Caveoso

Der Motorroller bringt uns als erste Station in das Sasso Caveoso zur Piazza San Pietro, wo wir nicht nur die Kirche San Pietro Caveoso bestaunen, sondern auch die Höhlenwohnung Casa Grotta und eine Felsenkirche erkunden können.


Kirche San Pietro Caveoso
Kirche San Pietro Caveoso
in der Höhlenwohnung "Casa Grotta"
in der Höhlenwohnung "Casa Grotta"
In der Felsenkirche von Sant´Agostino Al Casalnuovo
In der Felsenkirche von Sant´Agostino Al Casalnuovo
In der Felsenkirche von Sant´Agostino Al Casalnuovo
In der Felsenkirche von Sant´Agostino Al Casalnuovo

Der einsetzende Regen am späten Nachmittag verkürzt die Besichtigungstour schlagartig, am Mittwoch morgen jedoch ist es trocken, manchmal sogar sonnig, so dass einer ausgedehnten Besichtigungstour nichts im Wege steht.

Die Piazza Vittorio Veneto, der sog. Treffpunkt Materas, ist das erste Ziel. Hier lassen wir uns erst einmal nieder und sind fast erschlagen von den vielen Gruppen, geführten Touren und Schulklassen hier auf dem Platz.

Unterhalb der Piazza ist die große, begehbare Zisterne der Stadt (Palombaro Lungo) zu besichtigen. Auch wir steigen in die Tiefe hinab. Mit einem Fassungsvermögen von 5 Millionen Litern Wasser, einer Tiefe von 16 Metern und einer Länge von 50 Metern sichterte die Zisterne die Wasserversorgung der Bevölkerung hauptsächlich in den Sommermonaten.

Piazza Vittorio Veneto  - Zentrum von Matera
Piazza Vittorio Veneto - Zentrum von Matera
Rathaus -  Piazza Vittorio Veneto
Rathaus - Piazza Vittorio Veneto
In der Zisterne Palombaro Lungo
In der Zisterne Palombaro Lungo

Weiter fahren wir zur Piazetta Pascoli, stehen vor dem Museo  d´ Arte Medievale und lassen wiederum die Eindrücke auf uns wirken. Der Punto Panoramico animiert geradezu, unzählige Fotos zu schießen.

Museo  d´ Arte  Medievale
Museo d´ Arte Medievale

Wo lässt sich ein Aperol bzw. ein Bier am besten genießen? Unten an der Piazza San Pietro, die wir gestern schon besucht haben. Von hier aus folgen wir der Via Madonna delle Virtu`, halten mehrfach an, um neue Fotos von unseren neuen Eindrücken zu machen. Die Via Madonna delle Virtu`  diente übrigens auch als Kulisse für einige Szenen des James Bond Films „Keine Zeit zu sterben“. Daniel Craig ist in einer wilden Verfolgungsjagd zu sehen.

Manche Filmteams schien Matera auch an  das alte Jerusalem zu erinnern - "Passion Christi" mit Mel Gibson sei hier erwähnt, ebenso wie das "Mathäus-Evangelium" des Altmeisters Paolo  Pasolini.


Erfrischung an der Piazza San Pietro Caveoso
Erfrischung an der Piazza San Pietro Caveoso

Nächster Foto-Stopp an der Chiesa di Sant´ Agostino und schließlich beenden wir die Matera-Besichtigung mit einem weiteren wahren Höhepunkt: wir verlassen die Innenstadt, umkreisen den Felsen und begeben uns drei Kilometer weiter auf die gegenüber liegende Seite der Schlucht zum Belvedere Murgia Timone. Dieser Aussichtspunkt bietet einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Stadt, auf die beiden Sassi! Abends, bei einsetzender Dunkelheit, wenn die Stadt beleuchtet wird, soll die Stimmung am intensivsten sein. Leider – der einsetzende starke Regen trägt die Schuld - kommen wir nicht in diesen Genuss.

Blick vom Belvedere an der Chiesa di Sant´ Agostino Richtung Duomo
Blick vom Belvedere an der Chiesa di Sant´ Agostino Richtung Duomo
Blick auf Matera
Blick auf Matera
Blick auf Matera von Belvedere Murgia Timone  -  am Abgrund
Blick auf Matera von Belvedere Murgia Timone - am Abgrund


Donnerstag, 18. April

Das nächste touristische Highlight liegt nur 67 Kilometer von Matera entfernt, sagt das Navi. Alberobello ist das Ziel und in knapp zwei Stunden erreicht.

Wir richten uns auf dem „Camping Dei Trulli“ ein und warten auf den Beginn der Stadtbesichtigung. Warten? Ja – es regnet, es regnet und es regnet. Zur Abwechslung kommt mal ein kleines Gewitter mit Blitz und Donner. Wir können unmöglich den Roller aktivieren. Christina checkt die Regen-Radar-App und sämtliche Wetter-Apps – erst gegen 17.00h können wir einigermaßen trocken vom Campingplatz starten und drei

Kilometer weiter stehen wir in kleinen Gassen mit den bekannten Trulli!

Trulli im Viertel Rione Monti
Trulli im Viertel Rione Monti

Die ADAC Broschüre schreibt: „Die unangefochtene Hauptstadt der Trulli konnte sich ihren Charme bewahren, obwohl Touristen in Scharen die beiden Hügel mit den rund 1000 dicht an dicht aufgereihten eigentümlichen Bauten durchstreifen.“ Auch wir streifen! Treppauf, treppab!

Trulli im Viertel Rione Monti
Trulli im Viertel Rione Monti
Trulli im Viertel  Rione Monti
Trulli im Viertel Rione Monti
Souvenirläden in den Trulli des Rione Monti
Souvenirläden in den Trulli des Rione Monti
Trulli im Viertel Rione Monti - mit der Hausnummer" auf dem Dach
Trulli im Viertel Rione Monti - mit der Hausnummer" auf dem Dach

Oft fühlen wir uns in die Welt der Hobbits versetzt, jeden Augenblick könnte Gandalf der Zauberer um die Ecke kommen.

Informationen zur Geschichte dieser Häuser finden wir hier: urlaub-in-italien,de:

Das Zentrum von Alberobello war einst ein bewaldetes Gebiet, das den Herzögen von Caracciolo di Martina Franca gehörte. Im Jahr 1481 ging es an die Grafen von Acquaviva di Conversano über, die das Land mit Bauern besiedelten und es landwirtschaftlich nutzen wollte.

Um die Bauern für seine Flächen zu gewinnen, gewährte einer aus dieser Adelsfamilie ihnen einige Vorteile. So durften sie sich Unterstände mit lokalem Kalkstein bauen. Allerdings stellte er die Bedingung, dass sie nur mit Trockenmauern errichtet werden durften. Bindender Mörtel war strengstens verboten, denn man musste die Häuser im Falle einer drohenden Inspektion durch den spanischen Vizekönig des Königreichs Neapel schnell abreißen können. Bis 1700 mussten neue Siedlungen nämlich kostenpflichtig genehmigt werden. Anschließend waren dafür Steuern zu entrichten. Der Graf wollte auf dem Rücken seiner Bevölkerung also schlicht und einfach Steuern sparen.

 

Hier gibt es weitere Informationen:



Besuch in Martina Franca

 

Freitag, 19. April

Bei permanentem Regen packen wir heute morgen „unsere 7 Sachen“. Frischwasser aufzufüllen, die Toilette zu entsorgen und den Motorroller zu verzurren macht bei Regen einfach keinen Spaß. Mit Sonnenschein sieht alles freundlicher aus. Aber Sonnenschein gibt gibt es für uns heute Nachmittag, nämlich emotionalen Sonnenschein! Wir treffen uns mit Dieters Ex-Kollegin, die nach mehreren Jahren in Deutschland vor zwei Jahren wieder in ihre Heimat nach Martina Franca zurück gegangen ist und nun Englisch an einer italienischen Mittelschule unterrichtet.

Außerdem, und das ist das Allerwichtigste, hat Paola unseren kleinen Italien-Zirkel geleitet und mehrere Jahre lang versucht, einigen KollegINNen  Italienisch beizubringen.

Wiedersehen in Martina Franca
Wiedersehen in Martina Franca

Martina Franca ist gar nicht weit entfernt von Alberobello, bietet uns in Innenstadtnähe einen großen Parkplatz (den wir aber später räumen müssen, da Samstagmorgen der Obst, und Gemüsemarkt stattfindet) und entpuppt sich als ein echtes architektonisches Kleinod. Die ADAC Broschüre schreibt: „Die Barockstadt blickt von einem Höhenrücken über das Land der Trulli.“ Unsere kunsthistorisch versierte Ex-Kollegin klärt allerdings auf, dass wir uns nicht im Barock, sondern im Rokoko bewegen.

Die Freude ist groß, als wir uns um 17.00h begrüßen und dann ins „Centro storico“ begeben. Paola ist nicht nur eine kompetente Lehrerin, sie ist auch die kompetenteste Reiseführerin.

Porta di Santo Stefano - das Tor zum "Centro storico"
Porta di Santo Stefano - das Tor zum "Centro storico"

Durch die Porta di Santo Stefano mit dem Reiterstandbild des Heiligen Martin betreten wir die Altstadt, um auf der Piazza Roma mit dem Delfinbrunnen kurz zu verweilen. Wir erfahren, dass der Heilige Martin der Schutzheilige der Stadt ist – daher die Namensgebung.

Die Piazza wird dominiert vom mächtigen Palazzo Ducale, den wir nun betreten, denn das Obergeschoss ist museumsmäßig aufbereitet und der Öffentlichkeit zugänglich. Zahlreiche Säle sind mit Wandmalereien verziert und üppig ausgestaltet - die Adelsfamilie Caracciolo wusste sowohl zu herrschen als auch zu repräsentieren. Der Künstler Domenico Carella zeichnet sich für die Wandmalereien, die biblischen Motive und die Darstellungen des ländlichen Lebens verantwortlich.

Auf der Piazza Roma mit dem Delphinbrunnen im Hintergrund
Auf der Piazza Roma mit dem Delphinbrunnen im Hintergrund
Palazzo Ducale in der Abensonne
Palazzo Ducale in der Abensonne
Im Palazzo Ducale
Im Palazzo Ducale

Auf Domenico Carella stoßen wir später noch beim Besuch der Basilica di San Martino, wo wir das imposante Altarbild mit einer Abendmahlsszene bestaunen. Beeindruckend sind das Taufbecken sowie die beiden Weihwasserbecken. San Martino beeindruckt ebenso durch die prächtige Rokoko Fassade, wo das Relief des Namensgebers der Stadt hoch zu Ross herabblickt.

Basilica di San Martino
Basilica di San Martino

Auf der Piazza Maria Immaculata fand noch bis in die sechziger Jahre der tägliche Markt statt, heute säumen Cafe´s, Restaurants und Boutiquen den Platz mit den typischen Portici, den Rundbögen.

Portici - Arkaden auf der Piazza M. Immaculata
Portici - Arkaden auf der Piazza M. Immaculata

Weitere Beispiele von Rokoko Architektur liefern diverse Pallazi auf der Via Cavour. Den Abschluss unseres Rundgangs durch das „Centro storico“ bildet der Besuch der Kirche Chiesa San Domenico.

Zwei Stunden Stadtbesichtigung machen hungrig! Wie gut, dass Paola ein traditionelles Restaurant ausgesucht hat, wo das typische „Carne al Forno a´ Legna“ zubereitet wird. Schon die Vorspeise ist traditionell für diese Region, es gibt nämlich Friselle, das „Brot der Fischer“.

Wir dürfen Martina Franca und unsere Freundin Paola nicht verlassen, ohne am Samstagmorgen zusammen das Landhaus bzw. Sommerhaus der Familie zu besichtigen. Welch ein riesiger Garten, in dem jegliches Gemüse angebaut und jegliches Obst geerntet wird. Schön, dass wir italienisches Leben so erleben durften – Grazie Mille!

Carne al Forno a´ Legna
Carne al Forno a´ Legna
Sommerhaus- und Garten
Sommerhaus- und Garten