Freitag, 7. Juli
Nach Kristiansund wollen wir heute fahren, auf der E39 rund zweihundert Kilometer Richtung Südwesten.
Eine Fahrt, die nicht eine Sekunde lang, nicht einen Kilometer langweilig wird. Fjordausläufer, Seen, Flüsse, Berge, mal kleiner Hafen und oft diese beeindruckenden Bogenbrücken! Eine Fähre (bei Halsa) darf natürlich auch nicht fehlen.
Warum nach Kristiansund? Nun, erst einmal wird die Strecke zum Geirangerfjord / Trollstigen halbiert. Viel wichtiger: in allen Reiseführern, die wir gelesen haben, wird von der „Atlantikstraße“, (Atlanterhavsvei) berichtet, die zu den schönsten Autostrecken der Welt gezählt wird und die in Kristiansund beginnt. Können wir uns diese Vorschusslorbeeren entgehen lassen?
Außerdem lädt uns Kristiansund mit einem netten kleinen Wohnmobilstellplatz im Gästehafen ein, ein Stellplatz mit allen Versorgungsmöglichkeiten und mit 250 NOK im normalen Gebührenbereich.
Kristiansund, auf drei Inseln verteilt, heutzutage zu erreichen, ist problemlos. Noch bis Anfang der 90er Jahre war sie nur per Schiff bzw. aus der Luft zu erreichen. Heute führt ein knapp sechs Kilometer langer Unterwassertunnel in die Stadt.
Ein lauten Hupen / ein lautes Horn lässt uns aufhorchen – das kann doch nur ein Schiff der Hurtigruten sein. Wir kommen noch rechtzeitig zum Hafen, um dem Auslaufen der „Kong Harald“ beizuwohnen.
Die Bronzestatue „Klippfischfrau“ ist ein gern genommenes Fotomotiv und verweist auf die lange Tradition des Fischfangs in der Stadt.
Anschließend schlendern wir an der Hafenpromenade entlang zurück zum Womo, zurück zum Gästehafen mit einem schönen Restaurant. Unterwegs passieren wir ein kleines, unscheinbares Geschäft, das Dieter sofort als Friseurladen identifiziert. Es ist kurz vor Geschäftsschluss, da passiert heute nicht mehr viel, aber morgen früh, da „könnte doch was laufen“.
Samstag, 8. Juli
Dieser Samstag ist gespickt mit Höhepunkten. Gleich morgens beginnt es schon aufregend: pünktlich um 10.00h steht Dieter vor dem Friseurladen, bereit, um die Frisurwünsche auf englisch zu artikulieren. Christina besteht auf einem Foto, ein „vorher“ Foto. Um 10.45h ist es vollbracht, Haare geschnitten – über den Ohren, im Nacken nicht zu kurz, oben und an der Stirn etwas kürzer, gewaschen und gefönt – bereit für ein „nachher“ Foto!
Nun aber los, die Atlantikstraße wartet. Höhepunkt Nummer zwei wird in Angriff genommen. Erneut durch einen über fünf Kilometer langen Unterwassertunnel, „Atlanterhavstunnelen“, begeben wir uns auf eine Tour von 25 Kilometern, die zu den schönsten Autostrecken der Welt gezählt wird (wer stellt das eigentlich fest? ), wobei der acht Kilometer lange Abschnitt zwischen Kårvåg und Vevang der beeindruckendste ist, besser gesagt wäre, wenn nicht diese Horde, diese Armada von Wohnmobilen, zu der wir erstaunlicherweise auch gehören, jedes freie Fleckchen zum Parken belegen würde. Offizielle Parkplätze gibt es selbstverständlich auch, doch die sind fest in PKW-Hand. Nun, zumindest überqueren wir auf zwölf Brücken diese Insel- und Schärenlandschaft und schaffen es sogar, einige Fotos zu schießen.
Höhepunkt Nummer drei: nach einer schönen Fährfahrt über den Langfjord bei Sølsnes biegen wir bei Åndalsnes rechts ab auf den Trollstigen!
Elf Haarnadelkurven auf elf Kilometer Länge entlang einer 1800 m hohen Steilwand, immer im Blick einen mächtigen Wasserfall, bei enger Straßenführung – das lässt das Herz höher schlagen.
Auf der Passhöhe angekommen, wartet ein überfüllter Parkplatz auf uns, der aber im Laufe des frühen Abends leerer wird und uns ein schönes Eckchen am Fluss für unsere Übernachtung finden lässt.
Was den Parkplatz auf der Passhöhe interessant macht, sind die zwei Aussichtsplattformen, die einen wunderbaren Blick ins Tal ermöglichen.
Sonntag, 9. Juli
Auch wenn die Talfahrt vom Trollstigen nicht so spektakulär ist wie die Bergfahrt (es fehlen halt die Haarnadelkurven), schön und erlebnisreich ist sie allemal. Stets fahren wir entlang eines Flusses, Wildwasser, wie man es sich vorstellt. Und darin – Kanuten, Wildwasserfahrer! Hoffentlich wissen die, was sie tun!
Hat man das Tal nach 20 Kilometern erreicht, so muss man sich in Valldal entscheiden, in welche Richtung es weiter gehen soll. Für uns steht irgendwie ohne lange Überlegung die Entscheidung fest, einmal kurz mit der Fähre nach Eidsdal übersetzen und dann den Schildern Geiranger folgen. Es geht zum Geirangerfjord!
In der ADAC Broschüre ist zu lesen: „Eines der bekanntesten und meistbesuchten Ziele Norwegens ist der majestätische
Geirangerfjord mit seinen steilen Felswänden und berühmten Wasserfällen.“
Der Campingplatz in Geiranger, diesem 300 Einwohner Ort am Ende des Fjordes, hat einen schönen Stellplatz für uns parat. Wir können aufs Wasser schauen und das riesige Kreuzfahrtschiff sehen, das hundert Meter vor uns vor Anker liegt. Früher lagen bis zu vier Kreuzfahrtschiffe hier und pusteten ihre Diesel-Abgase in die Luft, heute ist die Anzahl der Schiffe limitiert, jeweils ein Riesendampfer pro Tag, ergänzt durch ein Schiff der Hurtigruten, die allerdings nur einen kurzen Aufenthalt haben.
Montag, 10. Juli
In welche Richtung man Geiranger auch verlässt, es geht stets in anstrengenden Serpentinen bergan. Mal ein Bergsee am Rande, unterwegs immer wieder Foto Stopps, um das Panorama einzufangen.
Wir folgen dem Tipp unseres Reiseführers und fahren auf das Aussichtsplateau Skywalk Dalsnibba. Es geht 20 Kilometer lang, wobei die letzten fünf Kilometer mautpflichtig sind, bis auf fast 1500 Meter Höhe. Einen imposanteren Frühstücksplatz hätten wir uns kaum aussuchen können, aber das haben wir schon öfter gesagt.
Der im Jahr 2016 eröffnete Skywalk bietet einen traumhaften Blick auf die umliegenden Berge, einen geradezu genialen Blick auf den Geiranger Fjord, wo heute morgen wieder ein neues Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt.
Ein Souvenirladen darf nicht fehlen, ebenso wenig ein Coffeeshop, wo der Duft von Zimtschnecken eine unwiderstehliche Kraft zu haben scheint.
Stryn, Loen, Olden,Skei und Fjærland – das sind die nächsten Stationen auf der Reise. Warum gerade das letztgenannte Fjærland ? Am Nordufer des Fjærlandsfjords gelegen, kann dieses Dorf mit einem Gletscher Museum aufwarten, dem „Norsk Bremuseum“. Und warum gerade hier ein Gletscher Museum? Die Südspitzen des Jostedalsbreen, dem größten Gletscher des europäischen Festlandes, sind von hier aus gut zu sehen und zu erreichen.
Das Museum informiert über alle Fragestellungen über Gletscherentstehung, -schmelze, Fjorde u.v.m. Sogar der Ötzi aus Bozen wird „aufgearbeitet“ - alles museumspädagogisch interaktiv. Für uns ein Höhepunkt ist die zwanzig minütige Videoshow, die einem Flug über den Gletscher gleich kommt.
Zur Übernachtung fahren wir der App „Park4Night“ folgend in den kleinen Hafen des Ortes und schlafen fünf Meter vom Fjordwasser entfernt – dazu morgen mehr.
Dienstag, 11. Juli
Ob dieser Tag auch wieder Höhepunkte für uns bereit hält? Zumindest beginnt er ruhig und geruhsam, hier in Fjærland am Fjærlandsfjord, denn dieser Ort ist abgeschieden, zumindest war er das noch bis in die 80er Jahre, als er nur vom Wasser her zu erreichen war. Erst ein sechs Kilometer langer Tunnel unter den Jostedalsbreen Gletscher brachte die Anbindung und damit auch den Tourismus hierhin.
Nach dem morgendlichen Kaffee spazieren wir die Hauptstraße entlang (ist auch die einzige Straße des Dorfes) bis zum
Dorfplatz, dem kleinen Hafen und dem kleinen, einzigen Mini-Supermarkt.
Im Folgenden einige Eindrücke von diesem 400-Seelen Dorf.
Was fällt sofort auf, was fiel auch schon bei unserem Übernachtungsplatz auf? Bücher! Fast jedes zweite Haus – ohne Übertreibung – hat einen Bücherstand bzw. gleicht einem Buchladen! Fjærland ist „book town“, was auch immer das zu bedeuten hat. Müssen wir zuhause mal recherchieren.
Nach dem Frühstück am Fjord geht die Reise weiter über Kaupanger, die nächste kleine Fähre nach Fodnes, um in Lærdalsøyri Station zu machen. Im Reiseführer lesen wir: „Das jetzt verschlafene Lærdalsøyri war über Jahrhunderte der wichtigste Fjordhafen für Waren aus Ostnorwegen. Die rund 160 Holzhäuser jener Zeit stehen unter Denkmalschutz und machen einen Stadtbummel lohnenswert.“ Na klar, den Stadtbummel gönnen wir uns und bereuen nichts.
Nun aber weiter zum nächsten touristischen Höhepunkt dieser Region nach Borgund. In der ADAC Broschüre lesen wir von der „teergeschwärzten Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert. … Vielen gilt sie als die schönste ihrer Art, die fotogenste ist sie allemal. Das in sechs Stufen aufsteigende Dach ist mit Holzschindeln bedeckt. Von den obersten Giebeln ragen geifernde Drachenköpfe in den Himmel.“ Der Sinn dieser Drachenköpfe besteht / bestand darin, heidnische Götter von dem christlichen Gotteshaus abzuschrecken.
Borgund liegt genau in der entgegen gesetzten Richtung zu unserem Fernziel Bergen, also heißt es, die fünfundzwanzig Kilometer zurück nach Lærdal zu fahren und sich auf einen Weltrekord einzulassen: der Lærdalstunnel, den wir durchfahren müssen, hat eine Länge von fünfundzwanzig (25) Kilometern. Eines der bedeutendsten Straßenbauwerke Norwegens allemal und hat dem Gotthard als längstem Straßentunnel der Welt den Rang abgelaufen. Ist die Fahrt durch den Tunnel nicht monoton und animiert zum Einschlafen? Alle sechs Kilometer fährt man durch eine riesige, blau beleuchtete „Halle“ - das mystische Ambiente soll wohl die Aufmerksamkeit erhöhen.
Und nun der Abschluss des Tages und im wahrsten Sinn des Wortes der Höhepunkt. Wir fahren auf den Stegastein, einer schwindelerregenden, weit über den Abgrund reichenden Aussichtsplattform über dem Aurlandsfjord. Um allerdings dorthin zu kommen, heißt es eine sieben Kilometer lange Serpentinenstraße zu erklimmen, zumal diese größtenteils einspurig verläuft. Wie berg- und talfahrende PKW an einander vorbei kommen, ist schon ein Kunststück. Wie es zwei Wohnmobile schaffen, das ist ein Wunder. Wir haben heute auf jeden Fall Wundervolles vollbracht und einen schönen Übernachtungsplatz (dank Park4Night) auf dem Berg gefunden.
Mittwoch, 12. Juli
Früh sind wir heute unterwegs, sehr früh. Die Idee ist, den Stegastein wieder hinabzufahren, bevor die Touristenschwemme den Berg erreicht. Der Plan geht auf, lediglich drei Autos kommen uns entgegen, was aber mit den Ausweichbuchten problemlos funktioniert. Unten im Tal, am Fjordende bei Aurland gibt es dann erst einmal einen zweiten Kaffee zur Entspannung, es ist ja gerade mal 9.00h.
Weiter geht die Fahrt nach Flæm, nur wenige Kilometer entfernt. Kreuzfahrtschiffe sehen wir heute nicht, aber Flæm ist ja auch berühmt wegen der Flæmsbana, Die Eisenbahnfahrt nach Myrdal zählt zu den schönsten Bahnstrecken ganz Norwegens, wenn nicht ganz Europas. Zwanzig Tunnels bei einer Steigung von fünf % werden überwunden und bieten (lt. Reiseführer) dank mehrerer Stopps tolle Fotomotive. Wir schießen allerdings lediglich Fotos von der Bahn vor ihrer Abfahrt, uns zieht es weiter nach Gudvangen am Nærøyfjord.
Der einsetzende Regen bestimmt den weiteren Ablauf, also wird gefrühstückt, getankt und die Reise fortgesetzt, um das Tagesziel Bergen zu erreichen. Zwischendurch ein Fotostopp am Wasserfall Twindevoss, ein Fotostopp im Wintersportzentrum Voss mit der historischen Steinkirche und dann checken wir im Campingplatz Lone kurz vor Bergen ein. Ein schöner Campingplatz mit schöner Lage am See mit schönen Preisen – 540 NOK ist bislang die teuerste Übernachtung sowohl in Finnland als auch in Norwegen. Na ja, Großstadt und norwegische Preise halt!
Donnerstag, 13. Juli
Der Reiseführer schreibt, dass es in Bergen an durchschnittlich 280 Tagen im Jahr regnet. Der Reiseführer könnte Unrecht haben, es müssen mindestens 281 Tage sein! Schon in der Nacht plätschert es aufs Womodach und es hört morgens nicht auf. Was macht man am besten bei Regen? Museum, lautet die Antwort.
Wir besuchen das Grieg Museum in Troldhaugen, dem Wohnhaus des Komponisten Edvard Grieg und seiner Frau Nina. 22 Jahre haben sie hier in Troldhaugen gewohnt, gearbeitet und hier sind auch ihre Urnen begraben. Der Audioguide führt uns zum Wohnhaus, führt uns durch den Garten hinab zum See zum Komponier-Häuschen und führt uns zu den Urnengräbern. Eine Videopräsentation im Museum rundet den Besuch ab, natürlich auch diverse Souvenirs, CD´s und Partituren, die sich Christina aufdrängen.
Der morgendliche Regen hört nicht auf, obwohl es mittlerweile 14.00h ist. Trotzdem – Bergen muss erkundet werden. Einen Stellplatz für den Carthago finden wir im Fährhafen (immer den Schildern Hurtigrouten folgend), fünfzehn Minuten später zwängen wir uns durch den Fischmarkt und bestaunen die fangfrischen Exponate, widerstehen den Restaurant-Verlockungen im Torget, dem Marktplatz.
Ein absolutes Muss: Bryggen, das Viertel mit den wunderschönen alten Holzhäusern der Hanse. So interessant und bestaunenswert Bergen auch ist, wir sind klitschenass und ermüdet. Also heißt es zurück zum Wohnmobil, nicht ohne vorher im Fischmarkt noch zwei üppige Sandwiches gekauft zu haben.
Frische, trockene Sachen anziehen und den Carthago gen Süden zu starten, einen schönen Übernachtungsplatz auszusuchen und die Fisch-Sandwiches zu vertilgen – das ist der Plan!
Norheimsund ist die Stadt am Hardangerfjord, die wir aufsuchen, genauer gesagt der Parkplatz am Wasserfall Steindalsfossen.
Fotos gibt es erst morgen früh.
Freitag, 14. Juli
Hier auf dem Parkplatz in Norheimsund verbringen wir eine ruhige Nacht. Fünf weitere Wohnmobile aus N, CH, D, CZ scheinen die Ruhe ebenfalls zu genießen, denn wir sind die ersten, die nach dem morgendlichen Kaffee den kurzen Spaziergang zum Wasserfall Steindalsfossen antreten.
Die zwei Kioske / Souvenirläden haben nun um 9.00h noch geschlossen. Der Wasserfall ist gar nicht so spektakulär, was ihn besonders macht, ist die Tatsache, dass man hinter ihn gehen kann / dass er hintergangen werden kann.
Wie setzen wir die Reise fort? Auf direktem Weg nach Süden? Nein, wir ändern die Richtung und folgen dem berühmten Hardangerfjord. Wir fahren bis Eide, biegen hier rechts ab über die gewaltige Hardangerbrücke (auf dem Foto kaum festzuhalten) und erneut in einen sieben Kilometer langen, relativ neuen Tunnel. Auf halber Strecke leuchtet uns „blau“ entgegen, eine riesige blaue Halle. Wir fahren auf eine Kreuzung zu, einen Kreisverkehr! Ein Kreisverkehr im Tunnel – auch aufregend. Zweite Ausfahrt Richtung Oslo, erste Ausfahrt zum Sørfjord. Das ist unsere Wahl.
Der Sørfjord ist ein Seitenarm des Hardanger und bekannt für seine Obstplantagen. Immer wieder tauchen am Straßenrand Verkaufsstände, Büdchen auf, die Kirschen anbieten. Fünf Euro bezahlt Christina für ein kleines Schälchen – günstig? Eher nein!
Den nächsten Stopp legen wir am nächsten Wasserfall ein, am Låtefossen, südlich von Odda. Ein spektakuläres Kunstwerk der Natur, ein “Doppelwasserfall“. Über 165 Meter tief, mit gewaltiger Gischt kommt er direkt neben der Rv 13 den Berg herunter.
Horda, Haukeli und Hovden sind die nächsten Stationen unserer Fahrt. Es sind nur kleine Ortschaften, meist Basen für die Skiregion, jedoch bieten sie alle einen Supermarkt und eine Tankstelle. Unser heutiger Übernachtungsplatz aus der norwegischen Wohnmobil App: der Parkplatz am Staudamm Dammar Vatnedalsvatn kurz hinter Hovden.
Von einem kleinen „Zufall“ muss noch berichtet werden.
Im TV läuft heute Abend das traditionelle Klassik Konzert vom Odeonsplatz in München. Starpianist Lang Lang gibt sich die Ehre. Mit welchem Stück? Klavierkonzert A-Moll von Edvard Grieg!
Waren wir nicht vor zwei Tagen in Bergen und haben das Wohnhaus von Edvard Grieg besichtigt?
Samstag, 15. Juli
Zweihundert Kilometer wollen bis Kristiansand, dem Fährhafen, heute bewältigt werden – das müsste zu schaffen sein. Zumal diese Strecke so schön, reizvoll, beruhigend und damit angenehm zu fahren ist. Im Reiseführer lesen wir:
„Das Setesdal ist Norwegen wie aus dem Bilderbuch: man entdeckt tiefe Wälder, spiegelglatte Seen, imposante Bauernhäuser und sogar einen wilden Fluss, der sich durch die ursprüngliche Natur schlängelt. … das Tal der Otra wird das Märchental des Südens.“
Wir durchfahren das kleine Dorf Bykle, das uns mit seiner kleinen Kapelle aus dem Jahr 1619, der Bykle Kyrke zu einem Fotostopp animiert. Interessant ebenso der Friedhof, dessen Grabsteine Aufschluss geben über die Lebenserwartung der Menschen im vorletzten Jahrhundert. Kaum eine Frau hat das dreißigste Lebensjahr überschritten.
Lange Zeit fahren wir entlang des Byglandsees, wo das Dampfschiff „Bjoren“ die Touristen zu einer Rundfahrt einlädt. Auch heute noch wird der historische Dampfer mit Holz befeuert.
In Bygland hätten wir noch die letzte Chance, einen echten Elch zu sehen. Im Park „Elgtun“ sind die Chancen höher als in der freien Natur.
Bei Evje verlassen wir den Rijksvegen 9, folgen nicht den Schildern nach Kristiansand, sondern haben uns für den letzten Abend in Norwegen ein letztes Highlight herausgesucht. Auf der Halbinsel Lindesnes, dem südlichsten Punkt des norwegischen Festlandes, leuchtet uns Norwegens ältestes Leuchtfeuer „Lindesnes Fyr“ entgegen.
Hier auf dem Parkplatz übernachten wir mit vielen anderen Womos, hier klettern wir auf den Felsen zum rot-weiß markierten Leuchtturm empor und hier schießen wir auch ein letztes Erinnerungsfoto: der Wegweiser zum Nordkapp, 2518 Kilometer!
Sonntag, 16. Juli
Heute verlassen wir Norwegen! Und, ist das nicht ein weiterer «Zufall»? Heute Abend läuft im WDR die Sendung «Wunderschön» über den Westen Norwegens. Und wie es der Zufall will – an vielen (einigen) Stellen des Films waren wir erst vor wenigen Tagen.
Dieter versucht, einige Fotos, die mit den Filmszenen (fast) identisch sind, zusammenzustellen.
Ansonsten – Fähre von Kristiansand nach Hirtshals in Dänemark bei aufgewühlter See. Warum sieht Christina heute Nachmittag etwas blasser aus?
Montag, 17. Juli
Haben wir gestern vergessen, den Übernachtungsort zu erwähnen? Einfach von der Fähre runter an das andere Ende des Hafenbereichs, also direkt im Hafen von Hirtshals. Nicht gerade schön, aber um 20.00h kann man nicht wählerisch sein und hier stehen wir zusammen mit fünf anderen Wohnmobilen.
Heute Morgen ist das Ziel nur vierzig Kilometer entfernt, wir fahren nach Skagen, der nördlichsten Stadt Dänemarks, besser gesagt nach Grenen, dem nördlichsten Punkt Dänemarks. Hier treffen Nordsee und Ostsee, genauer Skagerak und Kattegat aufeinander. Eine gefährliche Strömung, vor der stets gewarnt wird. Vom Parkplatz aus ist es genau ein Kilometer am Strand entlang, Fußfaule (zu denen wir seit Dieters Knieoperation nicht mehr gehören, fahren mit dem Trecker).
Am Nachmittag bewegen wir den Carthago die fünf Kilometer zurück nach Skagen, promenieren und «window-shopping» ist angesagt. Erstaunlich, wie viele Menschen hier und heute unterwegs sind. Die Fußgängerzone ist voll! Die Bars und Cafe´s sind voll – zwei Plätze finden sich allerdings immer noch für ein frisch gezapftes Carlsberg Pils und eine Pina Colada.
Übernachtet wird wieder am Parkplatz in Grenen hinter der Düne. Es weht ein kräftiger Wind, die Satellitenschüssel lässt sich kaum ausfahren, aber
es ist trotzdem angenehm ruhig.
Wenn man von Skagen redet, darf man natürlich ein wichtiges Element nicht vergessen: In Skagen hat sich im vergangenen
Jahrhundert eine "Künstlerkolonie" etabliert. Zahlreiche Maler aus dem In- und Ausland haben diesen Ort an der Nordküste Dänemarks aufgesucht, um die besonderen
Lichtverhältnisse, sowohl morgens als auch insbesondere abends, für ihre Arbeit und ihre Inspiration zu nutzen.
Dienstag, 18.
Juli
Dänemark Tag
2
Der zweite Tag in Dänemark lässt sich recht schnell zusammenfassen. Es wird ein reiner Fahrtag, 450 Kilometer gen Süden nach Deutschland, genauer gesagt nach Kappeln an der Schlei. Aber der Reihe nach.
Den Dünenparkplatz in Grenen verlassen wir gegen 9.00h und steuern den Carthago durch Skagen. Wir wollen uns den Hafenbereich näher ansehen, denn die zahlreichen Schiffe, die draußen vor Anker liegen, haben uns neugierig gemacht. Das Erstaunen ist groß, wie riesig doch der Hafenbereich ist. An mehreren Werften wird fleißig gewerkelt, und die «AIDA mar» bereitet ihre Gäste für den Tagesausflug vor.
In Frederikshavn, ca vierzig Kilometer südlich, suchen wir den Yachthafen auf, denn hier soll es eine Entsorgungsmöglichkeit geben, sagt Park4night. Genau so ist es auch, aber da wir nicht übernachten wollen, verlangt der Hafenmeister 50 Kronen. Naja, nicht gerade günstig, aber wir haben zumindest frisches Wasser und können natürlich entsorgen.
Auf der Autobahn wechseln wir uns stündlich ab, so dass die Fahrt nicht ermüdend wird und wir die Energie haben, Flensburg einen Stadtbesuch abzustatten. Allerdings – wo sollen wir parken? Der örtliche, ausgewiesene Stellplatz ist eine Zumutung, ein Armutszeugnis für eine Hafenstadt.
Hier können und wollen wir nicht bleiben – fahren wir doch zu einem Stellplatz, den wir von mehreren Besuchen her kennen und der einen angenehmen Aufenthalt verspricht: Kappeln a.d. Schlei.
Mittwoch, 19. Juli
In Kappeln wollen wir vor der endgültigen Heimreise einen Erholungstags, Faulenzertag einlegen. Ein Matjesbrötchen aus der Aalräucherei Flöh muss sein, ebenso ein Bummel durch die niedlichen Innenstadt, nicht zu vergessen ein friesisches Bier in einer Hafenkneipe. Ja, und der Nachmittag ist für die Tour de France reserviert. Heute fällt in den Alpen eine Vorentscheidung.
Was sollen wir heute Abend essen, was sollen wir kochen? Nach solch einem anstrengenden Radrennen über mehrere Alpenpässe ist es besser, wir lassen heute kochen. Im Hafen lockt das Restaurant «Meerestochter» mit einer gebratenen Scholle für Christina und einem Fischeintopf für Dieter. Die entsprechenden Weine dazu gibt es natürlich auch.Lecker!
Donnerstag, 20. Juli
Lüneburg ist für uns stets ein dankbares Ziel als letzte Übernachtungsstation vor der endgültigen Heimreise. Lüneburg hat einen schönen Wohnmobilstellplatz, der auch noch fußläufig zur historischen Altstadt liegt. Und diese Altstadt versetzt uns immer wieder in Staunen und Entzückung. So viele schöne alte Bürgerhäuser mit ihren schiefen Giebeln, die vom Reichtum dieser Stadt erzählen.
Und natürlich der Hafenbereich mit dem Stintmarkt als Blickfang.
Hier einige Fotos unseres Stadtbesuches – mit Aperol Spritz und frisch gezapftem Duckstein.
Freitag, 21. Juli
320 Kilometer müssen heute gefahren werden, sagt das Navi. Das ist machbar, sogar schon am frühen Nachmiittag erreichen wir das Münsterland, in knapp einer Stunde ist das Wohnmobil ausgeräumt.
Ein erstes Fazit: 7615 Kilomter sind wir gefahren.
Hinzu kommt die Fährverbindung Travemünde / Helsinki. Hinzu kommen ungezählte Kilometer mit dem Motorroller.
Hinzu kommen acht Fährverbindungen im Inland, wobei die Fähren Moskenes / Bodø und Kristiansand (N) / Hirtshals (DK) mit jeweils vier Stunden ebenfalls große Entfernungen abdecken.
Haben wir ein neues Urlaubsland lieben gelernt? Definitiv: JA!
Und wir verstehen nun auch, warum die Skandinavier, insbesondere die Norweger in der Statistik zur Zufriedenheit der Bevölkerung ganz weit oben angesiedelt sind.
Gibt es eine Region, die uns besonders beeindruckt hat? Das ganze Land ist ein einziges Bilderbuch – Fjorde, Seen, Flüsse, Wasserfälle, Berge, Serpentinen, Hochebenen, Karibikstrände … wo soll die Aufzählung enden?