Eine Reise zum Nordkapp
4. Juni - 22. Juli
Anreise über Finnland
Viele Wege führen nach Norwegen, viele Anreisemöglichkeiten stehen zur Auswahl. Wir entscheiden uns für die Fähre von Travemünde nach Helsinki.
vom Nordkapp zu den Lofoten
Mitternachtssonne am Nordkapp - ohne Nebel, ohne Regen - was will man mehr?
Fjordnorwegen und Wasserfälle
Von Trondheim nach Bergen - eine Fahrt zum Trollstigen und dem Geirangerfjord
Vorbereitung
Wir träumen vom Nordkapp
Bald ist es soweit! Die Reise, die wir schon seit mehreren Jahren im Hinterkopf hatten, die aber aus diversen Gründen mehrfach verschoben wurde, findet definitiv statt: Skandinavien - Finnland - Norwegen (mit Nordkapp).
Es gibt mehrere Routen zum Nordkapp, wir haben uns für die Variante über Finnland (Karelien, Lappland) entschieden.
Die Fähre Travemünde - Helsinki ist gebucht, In der ersten Juniwoche startet die Reise.
In den kommenden Tagen müssen also noch zahlreiche Reiseführer studiert, zahlreiche Reiseblogs gelesen und zahlreiche Straßenkarten entfaltet werden.
Norwegen ist kein Mitglied der EU! Was gibt es da alles zu beachten? Wie sind die Zollbestimmungen? Welche Währung? Wie steht es um die Gasversorgung? Wieviel Zeit sollen wir uns lassen? Nehmen wir die Fahrräder mit oder bleibt es lediglich beim Motorroller?
Fragen über Fragen ... die aber alle beantwortet und gelöst werden können.
Wie immer dienen die Unterlagen das ADAC als grobe Orientierung.
Wie immer verlassen wir uns auf den Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag: Norwegen, Armin Tima, ISBN 9783966850773
Auch mit an Bord: Mit dem Wohnmobil nach Finnland, U. & A. Rohland, ISBN 9783869034171
Zahlreiche Reiseberichte und BLOGS aus dem Internet haben Basisinformationen und Anregungen gegeben.
https://www.nasjonaleturistveger.no/ offizielle Homepage des Tourismusverbandes
https://www.visitnorway.de/
https://www.norwaysbest.com/
https://www.nordlandblog.de/ der "Klassiker" unter den BLOGs mit allen Basisinformationen
https://www.finanzen.net/waehrungsrechner/ zur Orientierung
Zur Einstimmung:
Folgendes Buch hat uns der norwegischen Mentalität, dem Denken und der Tradition etwas näher gebracht und auf die bevorstehende Reise sehr neugierig gemacht. Amüsant zu lesen und informativ zugleich.
Hier eine Rezension aus dem Buchdeckel:
Ebba D. Drolshagen, Gebrauchsanweisung für Norwegen
„..Norwegen ist lang und kalt, im Sommer zu hell, in Winter zu dunkel. Es hat 83281 Kilometer Küstenlinie und Mette-Marit, es hat betrunkene Elche und verschleierte Bauernmädchen. Und es ist Liebling der Energiegötter, die ihm Holz, Wasser, Öl und Gas geschenkt haben und so zu einem der reichsten Länder der Erde machten. Die Autorin berichtet aus diesem protestantischen Emirat am Golfstrom, wo Bürgersteige beheizt sind und Bier nur zwischen acht und zwanzig Uhr verkauft werden darf. Wo Kronprinz und Politiker zu Staatsterminen gelegentlich in Tracht erscheinen. Wo die Regierung Kindergartenplätze für alle und die Gleichberechtigung der Frau gesetzlich verfügt. Sie erklärt, was ein norwegisches vorspiel ist, wann „Aufhörwetter““ herrscht und weshalb in Norwegen so viele Krimis geschrieben werden. Sie berichtet davon, wie man ein echter Norweger wird, warum die Bewohner ein unerschütterliches Vertrauen in ihre Regierung haben und wieso das Land zwischen ländlicher Idylle und futuristischen Architekturprojekten mit der höchsten Lebensqualität der Welt punktet.“
Teil 1 Anreise über Finnland
Anreise bis Travemünde
Sonntag, 4. Juni
Genau um 10.00h morgens sind wir abfahrbereit! Vorher müssen nur noch diverse Lebensmittel aus dem Kühlschrank bzw. dem Eisfach geholt werden, anschließend -das Navi ist schon auf „Steinhuder Meer“ programmiert-, halten wir kurz beim örtlichen Bäcker, um frische Brötchen für das Frühstück zu kaufen. Zwei Körnerbrötchen, zwei normale Brotchen – das muss reichen.
Den Frühstücksstopp legen wir gegen 11.00h in der Nähe von Bad Oeynhausen ein, dann ist es gar nicht mehr weit bis zum heutigen Tagesziel, dem Steinhuder Meer. In Steinhude gibt es einen bestens ausgestatteten Wohnmobilpark, nur 500 Meter vom Wasser entfernt.
Das Wohnmobil installieren, Strom anschließen, die Ankunft mit einem kleinen Willkommensgetränk zelebrieren und etwas ausruhen, alles Routine. Schatten finden wir hinter dem Womo, denn die Sonne scheint heftig, es ist heiß!!
Aber nun heißt es, die Strandpromenade in Steinhude aufzusuchen. „Wenn ich den See seh´, brauche ich kein Meer mehr!“ Dieser alte Spruch scheint sich auch hier zu bewahrheiten. Wir finden einen netten kleinen Ort mit einer netten Promenade, viele Cafe´s und Restaurants, Fischbuden und Souvenirlädchen. Ein Ausflugsschiff lädt zu einer Fahrt über den riesigen See ein.
Wir lassen uns in der „Seepromenade“ nieder, genießen den Blick über das Wasser, genießen die „Berliner Weiße“ bzw. das frisch gezapfte Pils und registrieren die durchaus gesalzenen Preise. Ein Aperol Spritz für neun Euro – das muss nicht sein, selbst in einer touristischen Hochburg. Da haben wir ja im schönen Bardolino am Gardaseee weniger bezahlt!
Montag, 5. Juni
Drage! „...schon mal dort gewesen?“ - „Nein, noch nie!“ „...schon mal von gehört?“ - „Nein, auch nicht!“
Da können wir nun Abhilfe leisten. Drage – auf halber Strecke zwischen Lüneburg und Hamburg gelegen, ist eine kleine überschaubare Gemeinde direkt an der Elbe. Und Drage bietet einen Campingplatz direkt an der Elbe, sowie einen vorgelagerten Wohnmobilstellplatz direkt an der Elbe. Genau das Richtige für uns. Die 190 Km von Steinhude aus sind recht schnell bewältigt, so dass wir schon gegen Mittag einen feinen Stellplatz für uns am Elbufer finden. Und damit sind schon fast alle Aktivitäten des heutigen Tages beschrieben. Wir ruhen uns aus, lesen, schauen aufs Wasser und genießen das schöne sommerliche Wetter.
Wasser, fließendes Wasser hat doch irgendwie etwas Meditatives, oder? Die Zeit vergeht beim „Nichtstun“, mal zieht vielleicht ein vorbeifahrender Lastkahn die Aufmerksamkeit auf sich, mal ist die Feuerwehr bei einer Löschübung, mal ist es das Geblöke der Deichschafe vom gegenüber liegenden Ufer.
Ach ja, Hamburg verliert das zweite Relegationsspiel zu Hause gegen Stuttgart und verbleibt ein weiteres Jahr in der 2. Liga!
Ein Tag an Bord
Dienstag, 6. Juni
Eine schöne ruhige Nacht an der Elbe mit schönem Sonnenschein und einem schönem Frühstück – so kann ein Tag gelingen!
Neunzig Kilometer zeigt das Navi bis nach Travemünde an. In Travemünde wollen wir heute Abend die Fähre nach Finnland, nach Helsinki erreichen. Schon am frühen Nachmittag parken wir das Wohnmobil auf dem anscheinend neuen Parkplatz / Womo Stellplatz am Fischereihafen. Hier wird viel gebaut, viele neue Apartmenthäuser mit entsprechender Infrastruktur. Wir machen uns auf zur Stadterkundung, gehen entlang des Fischereihafens, wo noch direkt aus dem Fischerboot frischer Fisch angeboten wird. Weit kommen wir nicht, denn ein Fischrestaurant zur Linken lockt mit „Fish´n´Chips“.
Bei strahlendem Sonnenschein spazieren wir weiter entlang der Hafenpromenade, passieren Boutiquen, Restaurants, Eisdielen, Souvenirgeschäfte – also alles, was dem Touristen Freuden macht! Ein Eis im Hörnchen geht immer!
Irgendwann werden die Füße müde, so dass wir den Rückweg antreten. Der Carthago soll noch auf deutscher Seite aufgetankt werden, Dieter befüllt sogar den Reservekanister und dann folgen wir den Schildern zum Skandinavienkai, wo sich langsam die Schlangen für Malmö und Helsinki aufreihen. Um halb neun beginnt das Einchecken, wir erhalten die Tickets für die Kabine, das Ticket für den Strom an Bord, die Voucher für das Bordrestaurant und diverses Informationsmaterial. Um 22.30h dann schließlich das Boarding – erst die LKW´s, die PKW´s, dann die Wohnmobile.
Eigentlich erfolgt der Ablauf exakt wie vor fünf Jahren auf unserer Fahrt nach Russland.
Unsere Kabine ist schön, relativ geräumig, Dusche und WC machen einen guten Eindruck. Auch das Bett erfüllt seinen Zweck, denn von der Abfahrt des Schiffes um 3.00h merken wir überhaupt nichts.
Mittwoch, 7. Juni
Ein Tag auf See
Wir stellen ja schon gestern Abend fest, dass der gesamte Ablauf der Schifffahrt genau der gleiche ist, wie auf der Russlandreise. Genauso ist es auch heute an Bord – Also übernehmen wir doch einfach den BLOG Eintrag von vor fünf Jahren, fügen nur die aktuellen Bilder ein. Einen kleinen Unterschied gibt es, heute fahren wir mit der FINNSTAR, damals fuhren wir mit der FINNLADY, ansonsten sind die Schiffe baugleich.
Hier der Kommentar aus 2018:
Ein Tag auf (hoher) See!
Vom Ablegen des Schiffes um 03:00h haben wir nichts mitbekommen. Die See ist ruhig, das Summen der Motoren kaum zu merken. Es wird schon früh hell, so gegen 05:00h, aber man kann sich ja noch einmal umdrehen und die Decke über den Kopf ziehen.
Übrigens, zusätzlich zur reinen Überfahrt haben wir auch die Verpflegung an Bord gebucht - also ab zum Frühstücksbuffet! Welch eine Auswahl, wie reichhaltig, natürlich mit viel Fisch schon am frühen Morgen. Das Interessante an diesem Buffet ist, dass es sich bis 13.00h hinzieht und zu einem Brunchbuffet wird. Dementsprechend gehen wir gegen 12:00h wiederum an den reich gedeckten Tisch.
Was passiert heute sonst noch? Eigentlich nicht viel, die "Finnlady" mit ihren zahlreichen Decks ist alsbald erkundet und wir verbringen die meiste Zeit des Tages auf dem Sonnendeck - es ist erstaunlich warm und windstill. Der Helsinki - Reiseführer bereitet uns auf den morgigen ersten Erkundungstag vor, es ist auch nicht weit zur Bar, wo ein gezapftes finnisches Lager-Bier Erfrischung bringt.
Im Folgenden einige Bilder vom Deck (die Fotos sind natürlich aktuell von dieser Überfahrt):
Die Krönung des Tages: das "Superior Evening Meal"! Eine unglaubliche Auswahl an Fisch- und Fleischvariationen, diverse Salate, die Diät fördernde Dessertauswahl. Rentiersteak steht ab nun auch auf unserem Speisenzettel!
Achja - Sonnenuntergang! Ein riesiger Feuerball gegen 23:00h!
Was habe ich noch vergessen? Die Zeitumstellung - für Finnland die Uhr wird um 1 Stunde vorgestellt.
Heute Abend beim Warten auf den Sonnenuntergang, wir befinden uns zwischen Schweden und Finnland, geschieht noch etwas Besonderes: Eine Flotte von Kriegsschiffen, begleitet von Helikoptern, kommt uns entgegen. Flaggen, Nationalitätenkennzeichen sind nicht zu erkennen. Wie viele Schiffe mögen es sein? Christina zählt ca. fünfzehn Schiffet. Später recherchieren wir im Internet, dass sowohl die Nato als auch die russische Marine Manöver in der Ostsee durchführen. Na, hoffentlich geht alles gut!
Der erste Tag in Finnland
Donnerstag, 8. Juni
Finnland begrüßt uns mit Sonnenschein, wenn auch mit niedrigen Temperaturen!
Um 10.00h morgens läuft die FINNSTAR in den Hafen von Helsinki ein. Natürlich lässt sich niemand an Bord dieses Ereignis entgehen. Wie millimetergenau doch solch ein Riesenschiff an seine Position gefahren wird. Wie professionell auch das Entladen vor sich geht! Um 10.10h verlassen wir schon das Hafengelände und werden von dem Schild „Welcome to Helsinki“ begrüßt.
Viele Wohnmobile biegen an der Stelle links ab Richtung Campingplatz, wir nehmen die andere Richtung stadtauswärts. Helsinki haben wir vor fünf Jahren bereits ausgiebig besichtigt, nun soll es neue Ziele geben.
Übernachtung:
Fähre Travemünde - Helsinki
"Finnstar"
3-Bett Außenkabine
Dauer: 32 Stunden
Das Navi ist auf Lahti programmiert, ca. 120 Kilometer entfernt. Über den RING auf dreispuriger Autobahn ist Lahti zügig erreicht. Die erste Anlaufstation soll das Skisprungzentrum sein, drei Kilometer außerhalb des Zentrums auf einer Anhöhe gelegen. Drei große Schanzen und mehrere kleinere Übungsschanzen sind zu bestaunen. Besonders lustig: der Auslauf der Großschanze endet in einem Schwimmbecken!
Neben den Sprungschanzen befindet sich das Skimuseum (den Besuch sparen wir uns), gegenüber das Fußball- und Leichtathletikstadion sowie eine großen Omnisporthalle.
Auf den Parkplätzen werden momentan mehrere Pavillons aufgebaut, hier beginnt morgen ein „Riesen Event“, die sog. „Finnland Gravel“, die Mountainbike Meisterschaften! Viel Prominenz ist angesagt, wie man uns auf Nachfrage beim „Schwalbe“ Pavillon sagt. Wir allerdings müssen passen, wir haben für das Wochenende andere Verpflichtungen!
Lahti, so lesen wir in einem Reiseführer, soll die „Sporthauptstadt“ Finnlands sein, alle Vereine in den Mannschaftssportarten spielen in der ersten Liga! Respekt!Aber Lahti hat nicht nur Sport zu bieten, unten im Hafenbereich ist die „Sibeliustalo“ nicht zu verfehlen. Eine restaurierte Backstein Lagerhalle beherbergt nun einen Konzertsaal. Nebenan das Kongresszentrum, eine imposante Holz- und Glaskonstruktion.
Noch ist die Besichtigungstour nicht beendet, es fehlt die Ristinkirrko, entworfen vom finnischen Stararchitekten Alvar Aalto. Leider ist die Kirche geschlossen, das Innere lässt sich also nicht bestaunen, der topgepflegte Soldatenfriedhof ringsherum ist nicht minder interessant.
Auf der anderen Seite des Hafenbereichs, keinen Kilometer entfernt, bietet Lahti den mobilen Touristen einen Wohnmobilstellplatz – genau das Richtige für uns (bis auf die gesunkenen Temperaturen).
Nebenstehende Karte zeigt unsere Reiseroute in den ersten drei Tagen in Finnland.
Freitag, 9. Juni
Lappeenranta, östlich von Lahti, heißt das heutige Ziel. Eine Etappe von ungefähr 150 Kilometern – das passt! Vorher jedoch machen wir einen kleinen Abstecher in Kirchenkultur nach Hollola, zehn Kilometer westlich von Lahti gelegen. Dieses kleine Dörfchen bietet uns eine Backsteinkirche aus dem 15. Jahrhundert. Eine imposante Erscheinung! Leider sind die Türen verschlossen (warum eigentlich?), somit begnügen wir uns mit dem Friedhofsgelände, das die Kirche umgibt.
Nun aber schnell nach Lappeenranta. Wo fährt man hin, wenn man keine genaue Vorstellung hat? In den Hafenbereich. Hier erwarten uns ähnlich wie in Lahti zahlreiche Restaurantschiffe, viele Kioske für Eis und Süssigkeiten. Wir finden einen Parkplatz am Rande des Sandskulpturenparks im Yachthafen für Gäste.
Erstmal das traditionelle Willkommensgetränk, kurz ausruhen und dann schauen wir uns die Sandskulpturen an. Interessant, beeindruckend, was Künstler so herstellen können.
Anschließend schlendern wir an der Promenade entlang zum Hafen, wenden dem Hafen den Rücken zu und erklimmen eine Anhöhe zur Festung Linnoitus. Grobes Kopfsteinpflaster führt uns zu dieser Ansammlung von diversen Gebäuden – heute diverse Museen – aus russischer Gründungszeit. Ein Beispiel für russische Vergangenheit ist die große orthodoxe Kirche.
Der Carthago wird nicht mehr weiter bewegt, den Rest des Abends verbringen wir – nach einem Leberkäs mit Spiegelei – bei einem langweiligen, öden Spielfilm auf 3 Sat (Mario Adorf / Veronika Ferres) und freuen uns erneut auf den Sonnenuntergang gegen 23.00h.
Die größte Holzkirche der Welt
Samstag, 10. Juni
Der finnische Wettergott, der ja für die Hochdruckgebiete verantwortlich ist, meint es gut mit uns. Der Himmel ist (fast) wolkenlos, die Sonne scheint schon am frühen Morgen und wärmt das Womo und die Seelen der Womo Besatzung! So kann man einen Kaffee früh morgens mit Blick auf Wasser und Segelboote genießen.
Wo sollen wir heute Morgen frühstücken? Wir folgen der Empfehlung des Reiseführers und fahren an den Saimaa Kanal und installieren uns auf dem Parkplatz des Kanal Museums. Der Saimaa Kanal hat eine lange, interessante Geschichte, verbindet er doch das finnische Lappeenranta mit dem russischen Wyborg. ( hier haben wir auf unserer Russland Reise Station gemacht!)
Alle Reiseführer erwähnen, wenn sie von der finnischen Seenplatte schreiben, die Stadt Savonlinna. Es ist nicht so sehr die Stadt
selber, es ist vielmehr die mächtige Wasserburg Olavinlinna, die beeindruckt. Also müssen auch wir unbedingt nach Savonlinna. 150 Kilometer scheinen mittlerweile unsere Standard
Etappe zu sein.
Übrigens wird heute das erste Mal in Finnland getankt - 1,84 € / Ltr. Diesel. Auch wird heute das erste Mal eingekauft, in einem riesigen, hochmodernen Supermarkt mit einer riesigen Produktpalette. "City Market" muss man sich merken. Oder vielleicht doch lieber zum Lidl?
Bevor wir unser Tagesziel erreichen, machen wir jedoch einen kleinen Abstecher von fünfzehn Kilometern und folgen den Hinweisschildern nach Kerimäki. Ein kleines Dorf, eigentlich nichts Besonderes, wenn hier nicht die „größte Holzkirche der Welt“ mit dem dazu gehörigen Glockenturm stünde! Ein fast überdimensionales Konstrukt aus Holz – außen und innen! Ein ideales Fotomotiv also, noch bereichert durch eine Hochzeit, die gerade hier stattfindet. Im Glockenturm vor der Kirche befindet sich eine Boutique mit diversen Kunsthandwerkprodukten. Es ist sicherlich kein Wunder, dass Christina hier fündig wird – die erste Souvenirs für die Enkelkinder.
Nun aber nach Savonlinna, ein Campingplatz soll es heute sein mit Strom und Toilettenentsorgung. Am „Sun Camping“, drei Kilometer nördlich der Stadt, begrüßt uns das Schild „FULL“! Das kann doch nicht wahr sein! Wir sind im östlichsten Teil Finnlands, nicht weit von der russischen Grenze entfernt und der CP möchte uns nicht haben? Den Grund erfahren wir an der Rezeption: auf dem Gelände findet ein Festival statt „Rock Rolls!“ Die Teilnehmer sind Mitglieder eines besonderen Campingclubs – hier stehen Unmengen von Reisebussen, alle zu Wohnmobilen aus- bzw. umgebaut.
Also zurück nach Savonlinna, durch das Zentrum zum Hafen zu einem Parkplatz in der Nähe der Wasserburg. Fünf Wohnmobile stehen hier bereits, da ist sicher noch Platz für uns.
Nur kurz ausruhen und die Zimtschnecken futtern, die wir vorher im „City Market“ erstanden haben, dann startet unsere Besichtigungstour. In einer halben Stunde sind wir im Hafen, umrunden das Gelände und lassen uns in der Abendsonne in einem“Biergarten“ ein frisch gezapftes, kühles finnisches Lager Bier schmecken.
Die Wasserburg Olavinlinna sparen wir uns für morgen auf, heute Abend steht das Champions League Finale auf dem TV Programm!
Wasserburg Olavinlinna
Da unser Parkplatz recht nah an der Hauptstraße liegt, ist die Nachtruhe nicht sehr ausgeprägt, zumal junge unternehmungslustige Finnen anscheinend gerne große und laute Autos fahren. Egal, jetzt ist Kultur angesagt!
Sonntag, 11. Juni
Die ADAC Broschüre schreibt Folgendes: „Die sommerlichen Opernfestspiele haben den auf einer Inselkette im Saimaa-Seengebiet gelegenen Ort Savonlinna weltberühmt gemacht. Das liegt zum einen an den exquisiten Inszenierungen und Interpreten, zum anderen an der grandiosen Bühnenkulisse der ab 1475 errichteten Wasserburg Olavinlinna. Die gut erhaltene Anlage besteht aus einer Vor- und einer Hauptburg auf einem Felsen im See. Eine Brücke verbindet die Burg mit der Altstadt.“
Genau um 11.00h stehen wir am Kassenhäuschen im Innenraum des Burghofes, wenige Minuten startet die Führung in englischer Sprache, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Eine knappe Stunde lang führt uns Kaisa, unser Guide, durch meterdicke Gemäuer, lässt uns steile Türme erklimmen und gibt uns Einblicke in die schwierigen jahrhundertelangen Grenzstreitigkeiten zwischen dem damals zu Schweden gehörigem Gebiet und Russland. Hin und her gingen die Gefechte und Belagerungen.
Wir sind stark beeindruckt und froh, an der Führung teilgenommen zu haben.
Gegen 13.00h starten wir die heutige Etappe mit dem Ziel Kuopio. Stets entlang des Saimaa Sees führt die gut ausgebaute Straße, Birken- und Kiefernwälder säumen den Wegesrand. Eine kurze Mittagspause gönnen wir uns nach vierzig Kilometern in dem Örtchen Rantasalmi auf einem idyllischen Picknickplatz direkt am See.
Da wir heute auf die komplette Ent- und Versorgung angewiesen sind, muss ein Campingplatz gesucht werden – fünf Kilometer vor Kuopio bietet sich der CP Rauhalahti an.
Auf dem Weg nach Kuusamo
Montag, 12. Juni
„Da gibt es ja heute Abend wenig zu schreiben“, sagt Christina, bevor wir die 450 Kilometer Etappe bis Kuusamo / Ruka in Angriff nehmen. Ob sie letztendlich Recht behalten wird? Wir wollen heute „Kilometer machen“, weiter nach Norden voran kommen und der Wintersportort Kuusamo ist unser Ziel.
Kiefernwälder, Birkenwälder, Seen zur Rechten, Seen zur Linken, manchmal auch zu beiden Seiten gleichzeitig – so stellen sich diese 450 Kilometer dar! Aber monoton, langweilig? Nein, irgendwie ist alles interessant. Eine Tankpause in Iisalmi, eine kurze Mittagspause in Kajaani, und dann wird es plötzlich, ohne Vorwarnung aufregend: das „Stille Volk“ begrüßt uns, ca. einhundert Kilometer südlich von Kuusamo. Das „Stille Volk“ ist das Projekt des finnischen Künstlers, Choreografen Reijo Kela, eine Komposition aus 1000 Figuren – Holzkreuze mit Kleidung versehen mit einem Grasbüschel als Kopf. Es bieten sich alle möglichen Interpretationsversuche an, der Künstler jedoch hilft uns bei der Analyse nicht. Vielleicht werden wir schlauer bei einer Tasse Kaffee und einem leckeren Pfannkuchen mit Himbeermarmelade im angrenzenden Cafe´?
Der Pfannkuchen aus dem Holzkohlefeuer übertrifft alle Erwartungen - auch die Produkte aus dem Souvenirlädchen ziehen Christinas Aufmerksamkeit auf sich.
Das Zentrum von Kuusamo durchfahren wir (wirklich Sehenswertes fällt nicht auf) und steuern auf Ruka zu, dem eigentlichen Mekka für nordische Sportarten. Einen Elch sehen wir auf dem Weg dorthin nicht, jedoch eine Rentierherde, die sich die Straße zu eigen macht.
Ruka – hier werden wir die Nacht auf einem Parkplatz unterhalb der Sprungschanze verbringen. Vor dem Abendessen gibt es noch einen Spaziergang, die Sprunganlage wollen wir uns genauer ansehen, u.a. auch diesen großen weißen Haufen vor der Schanze. Was sich unter der weißen Isolierfolie wohl verbirgt? Eigentlich kann es nur der Schnee des vergangenen Winters sein, konserviert als Basis für die kommende Saison. Oben im Retortendorf läuft der Skilift, das riesige Nordic Hotel scheint gut frequentiert zu sein.
Später nach dem Abendessen versucht Dieter sich am Satellitenempfang, ist aber nicht erfolgreich. Anscheinend ist hier kurz unterhalb des Polarkreises der Empfang mit dem Astra Satelliten nicht mehr möglich, zumindest wenn eine Bergspitze freien Zugang verwehrt.
Dienstag, 13. Juni
Ein kurzer Nachtrag zum gestrigen Abend! Gegen 22.00h erhalten wir Besuch, ein Besuch, der zwar nicht an unsere Wohnmobiltür klopft, sondern der still und leise vor sich hin kaut.
Heute wollen wir den Weihnachtsmann besuchen. Der Weihnachtsmann wohnt am Polarkreis in Rovaniemi, gute 180 Kilometer Richtung Nordwesten. Auf dem Weg dorthin überschreiten wir sowohl die (gedachte) Grenze von Karelien nach Lappland, als auch den Polarkreis.
Fahren mit höchster Konzentration ist angesagt, denn immer wieder treffen wir auf Rentiere, mal einzeln, mal in Paaren, mal eine Mutterkuh mit ihrem Kalb, mal auch kleinere Herden. Das Moos, das Gras und die Flechten am Wegesrand scheinen wohl besonders schmackhaft zu sein, und da ist die Schnellstraße E 63 kein Hindernis!
Eine Frühstückspause am See in Kemijärvi mit anschließendem LIDL Einkaufsstopp, und dann kommen wir schon in Rovaniemi an.
Erste Anlaufstation ist das Arktikum, „...eine architektonische Attraktion...mit seinem 172 Meter langen Glastubus...„ wie der ADAC in seiner Broschüre schreibt. „Das Arktische Zentrum stellt die Lebensbedingungen von Menschen, Tieren und Pflanzen in der Arktis dar. Der Kultur der Samen ist das Lappländische Regionalmuseum gewidmet.“
Nun noch acht Kilometer weiter nach Norden, zum Polarkreis! Wie es der Zufall will, befindet sich genau hier das Weihnachtsmanndorf. Ob dieses Hüttenensemble zu kitschig ist, mag jeder selber für sich entscheiden, lustig ist es allemal. „White Christmas“ und „Jingle Bells“ tönt es aus den Lautsprechern am „Marktplatz“ - was will man mehr am 13. Juni?
Wir stehen übrigens hier in einer Reihe von ca. fünfzehn Wohnmobilen – welch ein Kontrast zur Einsamkeit und Ruhe am gestrigen Abend.
Morgen früh soll eine Foto Session erfolgen, im Santa Claus Postamt müssen auf jeden Fall Weihnachtskarten geschrieben und abgeschickt werden!
Mittwoch, 14. Juni
Nun, da wir den Polarkreis erreicht haben, kommen wir in den „Genuss“ der Mitternachtssonne, d.h. wir haben 24 Stunden am Tag Sonne (falls vorhanden). Was bedeutet dies für unseren Schlaf? Sämtliche Jalousinen des Wohnmobils müssen für Verdunkelung sorgen, selbst dann ist es noch irgendwie hell. Naja, wir schlafen … so oder so …
Donnerstag,15. Juni
Der Ablauf des heutigen Tages ist schnell erzählt:
Nach dem traditionellen Morgenkaffee gehen wir mit Kameras und Kugelschreibern bewaffnet in das Santa Claus Post Office, wo entsprechende Weihnachtskarten mit entsprechenden Briefmarken für alle Enkelkinder gekauft, geschrieben und in den entsprechenden Weihnachtsbriefkasten geworfen werden.
Natürlich dürfen Weihnachtsbaumkugeln und diverse andere Souvenirs nicht fehlen – nun noch schnell einige Fotos am Polarkreis, ein Besuch der Werkstatt des Weihnachtsmannes, wo die Wichtel mit dem Basteln der Weihnachtspakete alle Hände alle Hände voll zu tun haben.
Gegen Mittag, nach einer kurzen Erholungsphase, programmieren wir das Navi auf Inari, die „Hauptstadt“ der Samen, der indigenen Bevölkerung Lapplands. 320 Kilometer schaffen wir problemlos, wechseln uns beim Fahren ab, machen zwischendurch erneut Fotos von Rentierherden, die die Schnellstraße zu ihrem Territorium erklärt haben.
In Inari gibt es ein recht modernes Museum zur Kultur der Samen, das wir uns morgen anschauen wollen. Heute begnügen mit dem dazu gehörigen Parkplatz am Inarisee, stellen uns in die Reihe mit fünf anderen Wohnmobilen, zwischendurch mal ein Schwätzchen mit den französischen Nachbarn, zelebrieren leckere Bratkartoffel mit Brathering und … lassen den Abend ausklingen.
Eine kleine Anmerkung: beim Spaziergang durch Inari treffen wir einige Biker aus Augsburg, denen wir schon morgens am Polarkreis begegnet sind. Ein bischen Smalltalk, und dann verabreden wir uns für Samstag am Nordkapp! Mal schauen.
Ein erstes Fazit unserer bisherigen Reise: zehn Tage sind wir nun schon unterwegs und haben die richtige Entscheidung getroffen. Ein tolles Land, tolle Landschaften, beeindruckende Natur, endlose Kiefern- und Birkenwälder mit den entsprechenden "Bewohnern". Obwohl wir ein gemütliches Tempo von 80 Km/h fahren, ist wegen der mitunter plötzlich erscheinenden Rentierherden stets hohe Konzentration gefordert.
