Unsere Tour nach Ostdeutschland soll in Eisenach beginnen - Martin Luther und Wartburg,
Joh. Seb. Bach und Autobau ... dafür steht das Tor zum Thüringer Wald.
Schon oft hatten wir von Bekannten gehört: "Erfurt! Da müsst ihr unbedingt hin - eine tolle Stadt mit Dom, Fachwerk und Studenten."
Es ist schon Jahrzente her, dass Christina und Dieter in Weimar waren - fast schon alles vergessen. Aber unsere Schwiegertochter hat in
Weimar an der Bauhaus-Universität studiert und Weimar wärmstens empfohlen. "Drei Tage müsst ihr mindestens einplanen!"
Wie weit sind die Corona Einschränkungen gelockert? Wir wollen es herausfinden und planen einen Urlaub, den wir auch ohne Corona schon angedacht hatten.
Schon seit langen haben wir vor, den Osten der Republik zu erforschen, mal auf den Spuren Martin Luthers zu wandeln, mal traditonsbehaftete Universitätsstädte zu erkunden. Also was
sind die Ziele? Eisenach mit der Wartburg, Erfurt, Weimar, Leipzig, Wittenberg, vielleicht auch noch Magdeburg. Ob
für den Harz mit dem Brocken noch Zeit bleibt?
Aber zunächst die Anreise: Hann.Münden ist heute das Ziel, die Stadt, in der Werra und Fulda zusammenfließen
und den Ursprung der Weser bilden. In Münster führt uns die A 1 bis zum Autobahnkreuz Dortmund / Unna, hier biegen
wir ab auf die A44 bis Kassel und dann geht es über Landstraßen bis nach Hann. Münden.
Es gibt einen Wohnmobilstellplatz in Zentrumsnähe, auf dem "Tanzwerder", einer Fuldainsel mit dem berühmten
"Weserstein". Besonders beeindruckend: das imposante Rathaus, in dem mehrmals täglich ein Glockenspiel stattfindet. Dargestellt wird eine Szene über
die grausamen Behandlungsmethoden des "Dr. Eisenbart". Aber auch sonst erwartet uns hier viel Fachwerk, viel Geschichte und viel Regen!
Hier einige Bilder aus dieser mittelalterlichen Stadt mit ihren ca. 700 Fachwerhäusern.
Es ist eine ruhige Nacht hier auf der Insel zwischen Werra und Fulda. Allerdings ändert sich das Wetter - die schöne
Pfingstsonne muss dem Regen weichen. Es regnet heute morgen, also ideales Reisewetter. Nach den üblichen Verrichtungen (Toilette, Wasser) programmieren wir das Navi mit
"Eisenach". Ca. 90 km liegen vor uns mit einer überschaubaren Fahrtzeit von zwei Stunden. Wir haben vor, die Wartburg zu besichtigen und
anschließend die Innenstadt von Eisenach zu erkunden.
Nach ca. 40 km allerdings - wir nähern uns dem Thüringer Wald- fällt uns in Bad Sooden-Allendorf das Hinweisschild
"Grenzmuseum Schifflersgrund" auf. Das wollen wir uns näher ansehen. Eine ca. drei km lange, einspurige Asphaltstraße führt uns auf eine Anhöhe zum
.."Denkmal, Begegnungsstätte und Lernort an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen DDR und BRD"..
Im Folgenden einige Bilder unseres zweistündigen Erkundungsrundgangs ... mit Video Info über Aufbau der Grenzanlagen und der Dokumentation eines tödlich
geendeten Fluchtversuchs.
Es ist mittlerweile 13.00 h, nicht mehr weit bis Eisenach, aber die Besichtigung der Wartburg ist nur bis 15.00h möglich
(letzter Einlass) - das könnte eng werden. Also, Planänderung, wir steuern den Wohnmobilstellplatz in Eisenach an und finden noch das letzte freie Plätzchen. Ist es
eigentlich allgemein bekannt, das Johann Sebastian Bach in Eisenach geboren ist? Dieter wusste es zumindest nicht und ist nun um einen Museumsbesuch
reicher. Das Luther-Haus und die Wartburg sind auf morgen veschoben.
Im Fogenden einige Bilder des Geburtshauses von J.S. Bach und ein kleiner Einblick in das dazugehörige Museum mit einer Ausstellung diverser
barocker Musikinstrumente.
Heute Abend steht das Wohnmobil auf dem Wohnmobilstellplatz von Schmalkalden im Thüringer Wald. Ein informativer, ereignisreicher Tag liegt hinter
uns. Warum Schmalkalden? Nun - es ist die Partnerstadt Recklinghausens (unserer ehemaligen Heimat) in der ehemaligen DDR. Und -
Schmalkalden hat eine Verbindung zu Martin Luther und den Reformationsbestrebungen.
Aber, erst einmal zum Ablauf des Vormittags. Gestern haben wir uns das J. S. Bach Museum angesehen, heute steht das Lutherhaus auf
dem Programm. Nach dem Frühstück spazieren wir zum Markt, wo heute auch wirklich Markttag ist. Hier begrüßt uns die St. Georgenkirche, die Taufkirche von J. S.
Bach und die Hochzeitskirche der Heiligen Elisabeth mit Landgraf Ludwig IV.
Hier einige Bilder von St. Georgen:
Nur ca. 50 Meter sind es bis zum "Lutherhaus". Es ist das Wohnhaus der Familie Cotta, bei der Luther, vierzehnjährig, ein
Zuhause fand und drei Jahre lang die Lateinschule besuchen konnte.
Eine gute Stunde besichtigen wir das Wohnhaus und das dazu gehörige moderne Museum, erfahren Vieles über den Lebensweg Luthers, Grundzüge der
Reformation. Anschließend noch ein Spaziergang durch Eisenach, bevor wir das Wohnmobil vier Kilometer weiter zur Wartburg bewegen.
Aufstieg zur Wartburg!
Neben den Informationen über die Entstehung der Burg, dem mittelalterlichen Leben auf der Burg ist natürlich das "Lutherzimmer" einer der
Höhepunkte. Hier hat "Junker Jörg" in wenigen Monaten die Bibel übersetzt. Ein weiterer Höhepunkt ist der Saal der "Heiligen Elisabeth", ein Raum gänzlich
mit Mosaiken ausgestattet.
Schmalkalden bietet seinen wohnmobilen Gästen einen Stellplatz in Bahnhofsnähe, fußläufg zur Ortsmitte.
Nach einer regenintensiven Nacht, einem kleinen Frühstück, nutzen wir ein Regenloch, um Recklinghausens Partnerstadt
Schmalkalden zu erkunden. In der Tourist Information erhalten wir einen Stadtplan und folgen dem darauf skizzierten Rundgang.
Wir beginnen am Marktplatz, stehen dem alten Rathaus gegenüber.
Direkt neben dem Rathaus prunkt die Stadtkirche St. Georg, eine der imposantesten Hallenkirchen Thüringens. Ein
zufällig anwesender Stadtführer vermittelt uns Reformationsgeschichte... während des Fürstentags des Schmalkaldischen Bundes im Jahr 1537 hat Luther zweimal in
St. Georg gepredigt. Wir sehen das Taufbecken mit abnehmbaren Deckel und die riesige Orgel.
Auch die Außenmauer der Kirche (vor der Reformation war sie katholisch) birgt Interessantes: ein Fenster, aus dem heraus Ablassscheine gehandelt wurden.
Mittlerweile ist dieses Fenster mit einer Holzfigur bedeckt.
Von St. Georg spazieren wir entlang zahlreicher Fachwerkhäuser zum "Lutherhaus".
Quer durch den Thüringer Wald
Es ist 18.00 Uhr. Wir sitzen im Wohnmobil, es regnet, es regnet stark und es geht ein heftiger Wind. Wir sitzen den Regen aus, haben die Heizung eingeschaltet
... Wo sind wir heute gelandet? Wir stehen auf dem Wohnmobilstellplatz der Wintersportarena in Oberhof.
Direkt oberhalb des Biathlonzentrums.
Es ist lausig kalt, und windig. Wir stehen hier auf ca. 830 m Seehöhe. Es regnet die ganze Zeit, sodass an einen ausgedehnten Erkundungsspaziergang
nicht zu denken ist. Also: TV schauen, lesen und den Regen auf dem Womodach prasseln lassen.
Uns ist schon bewusst, dass Regen für die Natur, die Landwirtschaft absolut wichtig und notwendig ist. Aber muss es die ganze Nacht regnen und auf das Womodach
prasseln?
Heute Morgen ist es immer noch kalt, aber zumindest ist es auch trocken. Nach dem Frühstück wollen wir uns die Sportarena
ansehen.
Es wird viel gebaut in der Biathlon Arena - neue Tribünen, neue Stellplätze, etc. Auch die
Rodel- und Bobbahn wird renoviert und sind momentan nicht zu besichtigen. Wir bestaunen stattdessen die Mountainbiker, die sich ins Tal stürzen und mit dem Sessellift wieder auf den Berg hinauf
kommen.
Mittags geht es weiter, das Navi zeigt ca. 50 km bis Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens an. Als Übernachtungsplatz
bietet sich der auch für Wohnmobile ausgewiesene Parkplatz am "egapark" an. "egapark" - das ist der Standort der Bundesgartenschau 2021, liegt in der Nähe des
Messegeländes und des MDR Rundfunkgebäudes. Wir beschliessen den Stadtbesuch auf morgen zu verschieben und entscheiden uns für den Besuch des Parks. Uns erwartet ein riesiges Gelände, diverse
Blumenbeete, Grünanlagen, Spielplätze, ein "Japanischer Garten" und ... eine orig. Thüringer Rostbratwurst im Brötchen.
Heute kommt der Motorroller zum Einsatz - schon oft hat er uns bei Stadtbesichtigungen gute Dienste gleistet. Wir hätten auch gut mit der Straßenbahn fahren
können - Haltestelle direkt am Parkplatz - , aber mit dem Roller sind wir einfach flexibler. Vier Kilometer sind es zur Altstadt von Erfurt. Geparkt wird am
Anger, einer der Hauptgeschäftsstraßen, vor der Kaufmannskirche (im 11. Jahrhundert von friesischen Kaufleuten gegründet). Wer hat in dieser Kirche mehrfach
gepredigt? Natürlich Martin Luther - daher auch das Luther Denkmal vor der Kirche.
Der erste Weg führt über die Rathausbrücke zur Tourist Information am Benediktsplatz, wo heftig renoviert, gebaut, neu
gepflastert wird.
Mit Stadtplan und informativer Broschüre bewaffnet ziehen wir weiter. Alle folgenden Informationen sind dieser Broschüre "Historischer
Stadtrundgang", Hrsg. Tourismus & Marketing, entnommen.
Nach wenigen Metern kommen wir zum Fischmarkt mit Rathaus. Das neugotische Rathaus ist coronabedingt nicht zu
besichtigen, die Fassade allein ist jedoch schon beeindruckend.
Nicht minder beeindruckend der Fischmarkt insgesamt, der Mittelpunkt der Stadt. Zahlreiche Bürgerhäuser zieren diesen Platz, z.B. das Haus Nr.
7 "Zum roten Ochsen". Ein besonderes Fotomotiv ist die Renaissancefassade des Hauses "Zum breiten Herd" mit den Brüstungsplatten, welche die fünf
Sinne symbolisieren.
Nebenan, am Gildehaus, werden auf den Brüstungsplatten die vier Haupttugenden Gerechtigkeit, Klugheit, Mut und Mäßigung
gezeigt.
Den Mittelpunkt des Platzes bildet eine Säule mit der Darstellung eines Kriegers.
Am Fischmarkt biegen wir in die Predigerstraße ab, die uns zur gleichnamigen Predigerkirche des
Dominikanerordens bringt.
Durch verwinkelte Kopfsteinpflastergassen - "Kleine Arche, Große Arche, Mettengasse" - gelangen wir zum "Haus zum
Sonnenborn", ein liebevoll restauriertes Gebäude aus dem Jahr 1536. Heute dient es als Standesamt.
Gleich nebenan, vorbei an einem Märchenbrunnen mit den Bremer Stadtmusikanten, erwartet uns der Waidspeicher. Heute ein
Puppentheater - früher ein Lagerhaus. Waid? Was ist das - nie gehört. Unser Stadtführer schreibt Folgendes:
"...Hier wurde früher aus der Waidpflanze blauer Textil-Farbstoff gewonnen. Seit dem 13. Jahrhundert hat man im Thüringer
Becken Waid angebaut und nach der Ernte hauptsächlich nach Erfurt verkauft. Die getrockneten Blätter wurden mit Wasser und Urin begossen und zur Gärung gebracht. Nach dem monatelangen
Reifeprozess der Waidfarbe konnten die Waidhändler halb Europa mit dem fertigen Farbpulver beliefern. Bis etwas 1600 flossen durch den Waidhandel jährlich ca. drei Tonnen Gold nach
Thüringen und machten die Region zu einer der reichsten in Mitteleuropa. Durch den Import von Indigofarbstoff brach der Thüringer Waidhandel innerhalb weniger Jahrzehnte zusammen.
..."
Unsere Besichtigungstour ist längst nicht zuende! Nur hundert Meter weiter öffnet sich uns ein rieser Platz - der Domplatz mit dem alles
überragenden Dom zu Erfurt, dem Mariendom, zu dem 70 Stufen hinauf führen. Gleich nebenan die ebenfalls katholische St. Severi Kirche.
Ein Obelisk, der an den Besuch des Mainzer Erzbischofs im Jahr 1777 erinnert, sowie der Marktbrunnen zieren diesen Platz. Begrenzt wird er, wie beschrieben,
durch den Domhügel, sowie das im gotischen Stil erbaute Gerichtsgebäude und zahlreiche Wohnhäuser in historischer Bebauung.
Die vielen Gassen der Erfurter Altstadt mit ihren Bürgerhäusern, alles aus dem 16. Jahrhundert, beeindrucken uns. Wir können gar nicht
überall stehen bleiben und Fotos machen. Markt, Allerheiligenstraße, Michaelisstraße - und jedes Haus erzählt eine Geschichte. Eine der Hauptattraktionen, das Wahrzeichen, so
steht es in jedem Reiseführer, ist die Krämerbrücke. Es ist die längste durchgehend mit Häusern bebaute und bewohnte Brücke Europas.
Weiter führt unser Weg, über den Wenigemarkt zur Futterstraße. Hier fällt die Fassage des Kaisersaales
auf, dem alten Universitätsballhaus. Schillers "Don Carlos" erfuhr hier 1791 seine Uraufführung. Napoleon und Zar Alexander
I. trafen sich zu Konsultationen. Liszt, Paganini gaben hier Konzerte. Und die Politik? Das Erfurter Programm der
SPD fand hier ihren Ursprung.
Der Stadtrundgang ist fast beendet. In der Johannesstraße, wo der Roller geparkt ist, bestaunen wir noch die spätgotischen Häuser
"Zum Mohrenkopf" und "Zum Stockfisch", in dem heute das Museum für Stadtgeschichte untergebracht ist.
Sind wir mittlerweile müde und erschöpft? Natürlich! Aber wir haben ja den Motorroller, und der bringt uns zum Augustinerkloster.
Und schon sind wir wieder auf den Spuren Martin Luthers, der hier 1505 bis 1511 als Mönch lebte. Hier wurde Kirchengeschichte geschrieben.
Abschließend, quasi auf dem Rückweg zum Wohnmobil, steuern wir den Roller hoch zur Zitadelle Petersberg. Viel betrachten können wir nicht, denn
der Petersberg ist momentan eine Baustelle für die Bundesgartenschau im kommenden Jahr.
Viele Fotos können wir auch nicht machen, der der Akku von Dieters Kamera ist mittlerweile leer. Es bleibt lediglich der Ortswechsel nach
Weimar, das nur ca. 30 km entfernt ist. Der Wohnmobilplatz ist schon recht stark frequentiert, wir sind froh, einen der letzten Plätze zu erhaschen und den Abend bei einem
erfrischenden Kaltgetränk ausklingen lassen zu können.
Kunst - Kultur - Klassik
Drei Tage verbringen wir in Weimar. Drei Tage in der Stadt der "Dichterfürsten" mit dem berühmten Standbild vor dem Nationaltheater, der
berühmten "Herzogin Anna Amalia Bibliothek", ...
Weimar - Tag 1
Nur ca. 1 km ist es vom Wohnmobilstellplatz „Hermann Brill Platz“ bis ins Zentrum. Dafür brauchen wir keinen Motorroller, da
kommen die Fahrräder in Frage. Was haben wir vor? Erst einmal die Stadt „grob“ kennenlernen, mal kreuz und quer fahren und uns
orientieren.
Vorbei am Schwanseebad, dem Congress Centrum und der
Hauptpost kommen wir zum Goethe Platz. Die Wielandstraße,
Fußgängerzone, mündet auf den Theaterplatz. Welches Foto wird hier von jedem Touristen gemacht? Die Dichterfürsten
Goethe und Schiller posieren vor dem Nationaltheater!
Weiter durch die Schillerstraße, dann links abbiegen und wir sind am Marktplatz. Markt – bedeutet auch Markt, also decken wir uns
mit frischem Gemüse ein, bevor wir an der Tourist Information einen Stadtführer kaufen. Rechts neben der Tourist-Info, dem
Stadthaus, beeindruckt das Cranach-Haus. Weiter im Uhrzeigersinn finden wir das Hotel
„Elefant“. Das Rathaus können wir leider nur erahnen, es ist eingerüstet, hinter Planen versteckt und wird gerade
renoviert. Bleibt noch die Hofapotheke zu erwähnen, mit dem davor befindlichem Neptunbrunnen.
Es ist unglaublich, was Weimar alles zu bieten hat! Nur 100 Meter weiter landen wir am Platz
der Demokratie. Hier begrüßt uns eine bronzene Reiterstatue, das Carl-August Denkmal. Carl-August thront vor dem ehemaligen
Fürstenhaus – heute die Musikhochschule „Franz Liszt“. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, das Grüne Schloss,
die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Uns ist noch der verheerende Brand von September 2004 in Erinnerung. 50000 Bücher verbrannten, weitere 118000 Exemplare nahmen durch das
Löschwasser Schaden.
Wir fahren die Puschkinstraße entlang und gelangen zum Frauenplan mit Goethe-Haus und
Goethe-Museum. So langsam ist es für eine kleine Pause, für eine Erfrischung. Was bietet sich hierzu besser an als das Gasthaus „Zum Weißen Schwan“, wo auch der Dichterfürst gerne mal
einkehrte.
Die Erkundungstour ist noch lange nicht beendet. Auf uns wartet der Historische Friedhof mit der Fürstengruft. Nur wenige hundert Meter weiter, vorbei an dem Hauptgebäude der Bauhaus Universität, stoßen wir
auf den Ilm Park. „Liszt Haus“ und Sowjetischer Ehrenfriedhof
sind nicht zu verfehlen, ebenso wenig wie Goethes Gartenhaus. Was bleibt noch übrig?
Das Residenzschloss am Ende des Ilm-Parks.
Mehrere Stunden sind wir unterwegs, kommen am späten Nachmittag zurück zum Womo, lassen das bisher Erlebte sacken und überlegen, auf welche Sehenswürdigkeit
wir uns morgen konzentrieren wollen. Momentan lassen wir uns von Goethes "Italienischer Reise" inspirieren und kochen ein leckeres Spaghetti
Bolognese.
Auf welche Sehenswürdigkeit beschränken wir uns heute Vormittag? Wir sind uns einig - Goethe!
Weimar - Tag 2
Wir beginnen mit dem Klassiker: Goethe- Wohnhaus mit angrenzendem Goethe-Museum. Mehr als zwei Stunden schauen wir uns
die Originalzimmer und Möbel an, verweilen im Garten, den Goethe so geliebt hat. Interessant ist die Holztreppe, die in die Wohnung führt: flache Stufen, aber dafür tiefe
Stufen hat sich der Dichter extra anfertigen lassen, nachdem er diese Art Treppenbau in Italien gesehen hat (er muss wohl große Füße gehabt haben). Wie wird man
an der Türschwelle begrüßt? "Salve" ! Goethes Schlafzimmer mit Bett und Sessel ist noch originalgetreu. Hier starb der Dichterfürst am
22. März 1832 - nicht im Bett liegend, sondern im Sessel sitzend.
Anschließend lassen wir uns im Museum von der Aufarbeitung des Lebenswerks in den Bann ziehen. Literatur, Malerei, Geographie, Farbenlehre,
Astronomie ... ein Universalgelehrter.
Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Heiße Magister, heiße Doktor gar,
Und ziehe schon an die zehen Jahr'
Herauf, herab und quer und krumm
Meine Schüler an der Nase herum -
Und sehe, daß wir nichts wissen können!
Von Goethe wechseln wir zu Herder! Nicht minder interessant - und es sind nur wenige Minuten zu Fuß!
Knapp einen Kilometer entfernt stoßen wir auf den Herderplatz mit der sog. Herderkirche. Eigentlich heißt sie
St. Peter und St. Paul Kirche, aber Herder scheint in diesem Ensemble alles zu dominieren. Sein Denkmal bestimmt diesen Platz. Johann
Gottfried Herder kam 1776 nach Weimar, und zwar auf Vermittlung von Goethe. Protektion gab es wohl schon ewig. Das
Herderhaus (hier zog der neue Oberhofprediger im Jahr 1776 mit seiner Familie ein), das Alte Gymnasium (Herder war oberster Schulherr des Landes und zugleich
Direktor der Schule), der Herder-Brunnen und das Deutschritterhaus sind allemal sehenswert.
Die "Herderkirche", die Stadtkirche St. Peter und St. Paul, sollte man sich auf jeden Fall ansehen. Der Flügelaltar mit
seinem dreiteiligen Altarbild stammt von Lucas Cranach d.Ä. bzw. wurde von dessen Sohn vollendet. Anna Amalia wurde 1807 in der Stadtkirche beigesetzt und
auch Cranach selber fand später hier seinen Platz. Über das imposante Taufbecken wurden auch zwei Söhne Bachs gehalten. Man sieht - alles in
Weimar ist äußerst geschichtstträchtig.
Übrigens - heute ist der 10. Juni. Die Zwillinge haben Geburtstag - vor 39 Jahren kamen sie auf die Welt. Das kann ja gar nicht wahr sein!
Wie können wir den Geburtstag feiern? Wir gehen heute Abend schön essen, in das Restaurant "Anno 1900", unweit des
Goethe-Platzes. Dieses Restaurant wurde uns von einer ausgewiesenen Weimar Kennerin empfohlen, nämlich unserer Schwiegertochter, die an der
Bauhaus Universität studiert und mehrere hier verbracht hat.. Und wir sind nicht enttäuscht.
Hier haben wir den Abend verbracht:
http://anno1900-weimar.de/
Weimar Tag 3
Heute Mittag wollen wir die Stadt Weimar verlassen, aber nicht, ohne eine der bedeutendsten Sehenwürdigkeiten zu besuchen.
Unser Reiseführer "Welterbestadt Weimar" aus dem Schmidt-Verlag schreibt: "...An keinem zweiten Ort fühlt man sich dem "geistigen Kosmos" einer
ganzen Epoche so nahe wie in dieser Bibliothek. Das Interesse an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist ungebrochen." Der Einlass in das "Grüne
Schloss" ist auf täglich 70 Karten limitiert, umso froher sind wir, trotz einer Wartezeit von 1 1/2 Stunden noch ein Ticket erstehen zu können. Wie verbringen wir die
Wartezeit? Ein Cappucino bei "Resi", dem Residenz-Cafe unweit des Schlosses (ebenfalls eine Empfehlung unserer Weimar-Expertin) lässt uns die Zeit überbrücken.
Staunend, bewundernd betreten wir den Rokokosaal und betrachten diese Ansammlung von Literatur und Kunst. Von den Schäden aufgrund des verheerenden
Brandes im Jahr 2004 ist kaum etwas zu bemerken. Goldene Verzierungen, hohe Regale, Portraits der Dichterfürsten!
Unten im Erdgeschoss informiert eine Ausstellung über die Restaurierungsarbeiten, sowohl des Gebäudes als auch insbesondere der Restaurierung tausender
Bücher.
Fast drei Tage haben wir Weimar besichtigt, wortwörtlich "mit dem Rad erfahren", Vieles haben wir noch nicht sehen, z.B. das Bauhaus
Museum, das Schiller-Wohnhaus, es bleibt noch die Aufarbeitung der "Weimarer Republik".
Am Nachmittag bewegen wir das Womo zehn Kilometer nach Norden zur Gedenkstätte Buchenwald. Auf dem Ettersberg hoch über der Stadt
befand sich von 1937 bis 1945 das größte Konzentrationslager Deutschlands. Mehr als 50000 Häftlinge kamen ums Leben, Tausende wurden auf Todesmärsche geschickt. Viele schufteten für
die Rüstungsindustrie bis sie starben, es gab Massenerschießungen und medizinische Experimente.
Am 11. April 1945 erreichten die Amerikaner das Konzentrationslager und befreiten die noch letzten Gefangenen. Die Außenanlagen sind zu besichtigen, eine
Dauerausstellung informiert über das Grauen. Im Infocenter erhalten wir eine Broschüre, sodass wir uns beim Rundgang orientieren können. Das Wetter - es nieselt, alles ist grau in grau -
passt zu der Stimmung, die sich mittlerweile einstellt. Äußerst interessant, äußerst bedrückend auch die Dauerausstellung "Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 -
1945".
Nach einer ruhigen Nacht, wir sind das einzige Womo, weckt uns die Sonne schon am frühen Morgen und heitert die doch recht trübe Stimmung des gestrigen Abends
auf.
1958 wurde unweit des Konzentrationslagers ein gigantisches Mahnmal mit Glockenturm errichtet.
Und was schlängelt (s. letztes Bild) da über den Weg?
Wir stellen fest, dass wir viele Ziele (Leizig, Wittenberg, Magdeburg), die wir uns noch vorgenommen hatten, auf eine spätere Tour verschieben
müssen. Stattdessen fahren wir heute nur ca. 100 km gen Westen und steuern den Harz an. Auf dem Brocken waren wir noch nie
und wir haben doch so viele Berichte über die Fahrt mit der Dampflock gesehen..
Wir landen in Wernigerode, suchen den dortigen Wohnmobilstellplatz auf und müssen feststellen, dass dieser hoffnungslos überfüllt ist. Bei
dieser Hitze auf irgendeinem einem Asphaltparkplatz stehen ist natürlich auch nicht angenehm. Also wird kurz telefoniert und eine Parzelle auf dem Campingplatz Braunlage
fest gemacht.
Es ist heiß, stickig und gewittrig. Dementsprechend wird nur gefaulenzt, gelesen und ... gegrillt.
Aus der Fahrt mitr der Brocken-Bahn wird heute nichts! Heftige Gewitter, orkanartige Sturmböen sind prognostiziert. Wiederum wird also
der Plan geändert, wir nähern uns ein Stückchen unserer Heimat und finden einen schönen Stellplatz an der Weser (30 km nördlich von Hann.
Münden, wo unsere Rundfahrt begonnen hat). Bad Karlshafen heißt dieser niedlich Ort, ist Teil der Weserradweges.
Wir stehen direkt am Wasser, schauen dem regen Treiben auf dem gegenüber liegenden Ufer zu, wo in Abständen Fahrgastschiffe anlegen. Direkt neben dem Anleger
befindet sich auch ein nettes Restaurant - nur - das Gewitter setzt ein, wir haben keine Chance uns zum rettenden Restaurantufer zu begeben, wir harren im Womo aus, Spiegeleier auf einer
Käse-/Schinkenschnitte sind auch nicht zu verachten.