Spanien / Portugal Teil 2:                                                 Von   San Sebastian  nach   Santiago de Compostela

Willkommen Baskenland

Wir sitzen gemütlich im warmen Wohnmobil, der Blick geht über den aufgewühlten Atlantik (Ausläufer des Orkans Zeynep?)

Wie haben wir aber die vergangenen zwei Tage verbracht?

 

Mittwoch, 16. Februar

Eine ruhige Nacht - trotz der Nähe zu den Hauptstraßen - in Pamplona liegt hinter uns.

Wir lassen es heute Morgen langsam angehen, genießen den Kaffee und verfolgen den Biathlon Wettbewerb im TV.

Nachdem die elektronische Schrankenregelung auch bei der Ausfahrt überlistet ist, wird ein Supermarkt angesteuert, um jegliche Vorräte aufzufüllen. MERCADONA heißt der Markt und macht einen ausgezeichneten Eindruck auf uns: breite Gänge, überschaubare Regale mit einem Riesenangebot an frischen Produkten – allein die Fischtheke lässt unsere Augen erstaunen.

Achtzig Kilometer und eine Stunde weiter passieren wir die Stadtgrenze von San Sebastian. Vorher jedoch wurde schon die Provinz Navarra verlassen – wir befinden uns nun im Baskenland. Die GPS Daten für den städtischen Stellplatz sind exakt, wir finden ein nettes Eckchen und machen es uns bequem. Obwohl noch viel Zeit wäre, um den Stadtbesuch zu starten, ist an ein Verlassen des Womos nicht zu denken – es prasselt auf dem Womodach! Also heißt es die Heizung hochdrehen, lesen, Reiseführer studieren und … ausruhen. Eine Regenpause wird spontan zu einem Spaziergang in der näheren Umgebung genutzt. Wir befinden uns im Universitätsviertel, alle Fakultäten sind vertreten, moderne, helle Gebäude – hier lässt es sich bestimmt gut studieren.

Playa de la Concha
Playa de la Concha

Donnerstag, 17. Februar

Den gestrigen Tag im Wohnmobil zu verbringen, war eine gute Idee. Heute, am Donnerstag, scheint wieder die Sonne und verheißt einen spannenden Stadtbesuch. „Bin ich froh, dass wir San Sebastian besucht haben. Solch eine tolle Stadt habe ich schon lange nicht erlebt.“ … wird Christina heute Abend sagen.

Die Fahrräder bringen uns auf gut ausgebauten Radwegen (wir haben insgesamt den Eindruck, dass das Radwegenetz hervorragend ausgebaut ist) zur Playa de la Concha, dem Hausstrand San Sebastians. Warum „concha“? - Als „muschelförmig“ ist er eindeutig zu erkennen! Atlantik – Ozean – Meeresluft – wir atmen tief ein, setzen uns auf eine Bank und schauen aufs Meer. Viele Spaziergänger sind unterwegs, einige Hundeliebhaber lassen ihre Lieblinge herumtollen – schwimmt da schon jemand im Meer? Ja – einige Wagemutige scheinen es zu genießen.

Vielleicht zwei Kilometer mag die Strandpromenade lang sein, gesäumt von noblen Herrenhäusern und Hotels. Wie wäre es mit einem Getränk im Cafe´ de la Concha? Oder zuerst zum Hafen und zum Aquarium? Wir umrunden den Hausberg Monte Urgull, um auf die andere Hafenseite zu gelangen. Hier, an der Playa de la Zurriola, ist der Atlantik wilder, ungezähmter, hier findet man die jungen Surfer. Hier stößt man ebenfalls auf das 1999 eröffnete Kulturzentrum „Kursaal“ - ein Glaspalast - tagsüber eher unscheinbar, bei Dunkelheit allerdings aufregend illuminiert.

Wir müssen doch unbedingt in die Altstadt zur Plaza de la Constitucion, dem rechteckigen Hauptplatz mit den Tapas Bars. Hier werden übrigens keine Tapas gegessen, auf baskisch heißen diese Köstlichkeiten „pintxos“. Was bedeuten eigentlich die Zahlen an den Balkonen dieser prächtigen Häuser? Nun, als noch Stierkämpfe in diesem Areal abgehalten wurden, haben clevere Familien ihre Balkone an Zuschauer vermietet

 – anhand der Nummer konnte man seinen gemieteten Balkon finden.

Kirchen dürfen wir auch nicht vergessen, Basilica Santa Maria und Iglesia de San Vicente!Abschließend, quasi als Höhepunkt, müssen wir noch ein Foto schießen von San Sebastians luxuriösestem Fünf-Sterne-Hotel aus der Belle Epoque - „Maria Christina“!


Zurück am Wohnmobil, nach Ab- und Frischwasser-Arbeiten, wird der Carthago in Bewegung gesetzt, nicht weit; keine zwanzig Kilometer weiter steuern wir einen Campingplatz in Zarautz an – hoch über der Stadt gelegen, mit einem weiten Blick über den Atlantik. Reicht die Abendsonne noch für ein Begrüßungsgetränk?  

Ein kurzer Spaziergang um den CP und schon hat sich jemand unseres Campingstuhls bemächtigt! Ob dieser Gast auf das Rotkehlchen über uns wartet?

PS. So ein Zufall! Heute Abend spielt der RB Leipzig vs. Sociedad San Sebastian in der Europa League. Das schauen wir uns an.

Freitag, 18. Februar                     Ein Tag in Zarautz

Schönes Wetter, die Sonne scheint. Frühstück im Womo mit Blick auf den Atlantik und gleichzeitig auf den TV, um die letzten Biathlon Rennen im Massenstart zu verfolgen.Dann aber – der Motorroller wird startklar gemacht. Bloß gut, dass wir den Roller dabei haben, denn bis ins Ortszentrum sind es doch drei bis vier Kilometer und der Rückweg den Hügel hinauf wäre extrem anstrengend und für Dieter (trotz Schmerztabletten) schlecht machbar.

Zarautz bietet einen etwa zwei Kilometer langen Sandstrand, eine breite Promenade, auf der sogar schon einige Cafe´s geöffnet haben.

Am Nachmittag fahren wir erneut in den Ort, um zwei „Probleme“ zu lösen. Der Wasserhahn im Küchenblock funktioniert seit einigen Tagen nicht mehr – ein örtlicher Reparaturdienst kann das Problem beheben. Weiterhin müssen wir eine spanische Gasflasche besorgen, denn wir durften in den vergangenen vierzehn Tagen die Heizung (öfter als uns lieb ist) laufen lassen. Ein Haushaltsladen auf der Rückseite des Eroski Supermarktes bietet passende Gasflaschen und entsprechende Beratung. Den entsprechenden Adapter für die spanische Flasche hat Dieter schon zuhause besorgt. Übrigens – der Kühlschrank funktioniert auch wieder – zumindest an 230 V.

Was gibt es heute am Freitag noch Besonderes zu erwähnen? Eine neue Staffel „Let´s Dance“ beginnt! Der Fernsehabend ist gerettet! Da spielt es auch keine Rolle, dass der Himmel seine Pforten öffnet, es regnet, es gießt – und zwar die ganze Nacht.


Samstag, 19. Februar

Irgendwann im Laufe der Nacht hört der Regen auf. Wir können also bei Trockenheit packen, den Roller wieder auf dem Träger fixieren, die üblichen Verrichtungen wie Frisch- und Abwasser bewältigen. Bleibt nur noch das Begleichen der Campingplatz Rechnung: 28,50 € pro Nacht – nicht gerade günstig für diese Saison. 

 

Als Ziel für heute haben wir Bilbao ausgesucht. Stets der Küste entlang mit wunderschönen Ausblicken, über Getaria, Zumaia, Frühstück mit Blick aufs Meer in Deba, schließlich durch Lekeitio und Gernika verläuft die Route.

Gerne hätten wir in Gernika, der „Heiligen Stadt der Basken“, Station gemacht, ein fehlender Parkplatz für den Carthago lässt jedoch nur die Fahrt durch die Stadtmitte zu. Also kein Museumsbesuch, lediglich die Erinnerung an Picassos Monumentalgemälde „Guernica“.

Der Ausblick ist ja gigantisch!“ Christinas Worte bei der Einfahrt zum Wohnmobilstellplatz von Bilbao wird jeder nachvollziehen, der je hier oben war. Auf einem Hügel gelegen, oberhalb der Stadt mit Blick auf die Stadt. Das neue Fußballstadion liegt quasi zum Greifen nahe unter uns.Auch das berühmte Guggenheim Museum ist deutlich zu erkennen.


Sofort werden Fotos gemacht, Dieter versucht sich später sogar an einer Nachtaufnahme - muss jedoch noch fleißig üben.  Christina konzentriert sich schon auf die morgige Stadtbesichtigung und recherchiert fleißig im Internet.

 

intensive Internetrecherche zur Vorbereitung der morgigen Stadtbesichtigung
intensive Internetrecherche zur Vorbereitung der morgigen Stadtbesichtigung
Sonntag Morgen                             Bilbao - Tradition und Moderne

Nebel über der Stadt. Regentropfen auf der Windschutzscheibe. Nieselregen auf dem Motorroller. Wir warten ab – für Mittag gibt die Wetter App Entwarnung, es soll besser werden. Also starten wir. Kaum rollt der Roller den Berg hinab, setzt auch schon neuer Regen ein. Was tun? Abbrechen und zurück ins warme Womo? Wir fahren weiter – zuerst zum Stadion von Athletico Bilbao. Sieht interessant aus, einen Platz zum Unterstellen und den Regen abzuwarten finden wir nicht. Neue Entscheidung: Guggenheim Museum! Da regnet es nicht rein, da können wir uns erst einmal trocknen und erholen – im Bistro gibt es einen leckeren Cafe´ con leche.

Schon mal etwas vom „Bilbao Effekt“ gehört? Da hätte man bei Günther Jauch „Wer wird Millionär“  16.000 € gewinnen können! Wie schafft man es, aus einer schmutzigen, tristen Industriestadt ein europäisches Zentrum zu entwickeln, das zu einer der begehrtesten, meist besuchten Metropolen Europas wird?  Strukturwandel! Und ein Stararchitekt, der ein Wahnsinnsmuseum konzipiert:  Frank Gehry!

Im Folgenden einige Fotos vom Inneren des Guggenheim Museums:

Drei Stunden im Museum vergehen wie im Flug!

Nun einige Bilder vom Außenbereich:

Aber Bilbao nur auf das Guggenheim Museum zu reduzieren wäre verkehrt. Wir besuchen die Altstadt mit der „Plaza Nueva“ und spazieren durch die alten Gassen, spazieren durch Bilbao la Vieja. Weiter geht es mit dem Roller zum Museo de Bellas Artes, bestaunen den Palacio Euskalduna sowie den 150 Meter hohen Bürokomplex Torre Iberdrola.

Sechs Stunden Stadtbesuch machen müde. Zurück ins Womo, essen, die Eindrücke rekapitulieren. Ach ja – wir schauen ja vom Stellplatz auf das Stadion: Lokalderby – Athletico Bilbao vs. Sociedad San Sebastian.


21. Februar

Montag Morgen, wir verlassen Bilbao und steuern auf der A8 weitere westliche Ziele an. Mal wieder im 6. Gang auf einer Autobahn zu fahren und „Kilometer zu machen“ ist auch  schön.

Na ja, nach einer Stunde ist damit auch schon wieder Schluss, denn wir wollen auch noch Frühstücken – und dazu muss eine Strandpromenade her. Fündig werden wir recht schnell in Laredo. Des weiteren muss ein Mercadona Supermarkt her – auch dass klappt in Laredo. 

Im Reiseführer hat Christina von einem ...der schönsten Dörfer ...“ Spaniens gelesen. Genau das Richtige für die Mittagspause: Santillana del Mar. Feinstes, gut erhaltenes Mittelalter mit der Klosterkirche La Colegiata. Die Jakobsmuschel ist auch hier allgegenwärtig.  Die zwei Kilometer entfernte bekannte Cueva de Altamira steuern wir nicht an – es ist ja Montag und wir müssen auf 14000 Jahre alte Höhlenmalerei verzichten.


Man könnte in Santillana auf dem zentrumsnahen Parkplatz übernachten, allerdings ist es noch früh und wir wollen noch weiter westwärts. Comillas heißt das Städtchen, welches Christina auserkoren hat. Warum? Antonio Gaudi hat hier seine Spuren hinterlassen, er wurde für die Errichtung des kleinen Palastes „El Capricho“ beauftragt. Den müssen wir unbedingt besichtigen – allein – der Eintrittspreis schreckt uns ab. Einen kleinen Blick können wir dennoch erhaschen.

So begnügen wir uns mit der hübschen, nett präsentierten mittelterlichen Altstadt und einem kurzen Spaziergang am Hafen. Hier auf dem Hafenparkplatz ist auch der Carthago platziert, in Ermangelung eines offiziellen Wohnmobil Stellplatzes. Aber nun außerhalb der Saison ist das Übernachten wohl toleriert, die vorbei fahrende Policia nimmt jedenfalls keine Notiz von uns.

Ein Tag in den Picos de Europa

Sonnenaufgang um 8.30h! Keine Wolke am Himmel. Das verspricht ein sonniger Tag zu werden, den man erst einmal mit einem guten Kaffee und anschließend mit einer ordentlichen Dusche beginnen sollte.

Dieter nutzt das Sonnenlicht für einige Hafen- bzw. Strandfotos. Das Teleobjektiv trügt nicht:   da badet jemand in den Wellen!

Eindrücke vom Hafen:


Kaum haben wir die Stadtgrenze Comillas hinter uns gelassen, erblicken wir in der Ferne schneebedeckte Gipfel. Wir nähern uns den Picos de Europa. Spontan erfolgt eine kleine Planänderung: warum müssen wir stets der Küstenlinie entlang fahren – fahren wir doch heute ins Gebirge. Zumindest touchieren wir den nördlichen Rand auf der AS 114, die in atemberaubenden Schluchten dem Lauf des Rio Cares folgt. Von Panes bis Cangas de Onis. Soweit der neue Plan, aber vorher muss während des Frühstücks der Reiseführer noch studiert werden, denn wir wollen wissen, was uns erwartet. In San Vicente de la Barquera finden wir den geeigneten Frühstücksort. Im Folgenden einige Fotos der Umgebung – sieht es nicht so aus, als wären wir im Allgäu, Alpenvorland, mit den Schneegipfeln der Zweitausender, die in der Sonne glänzen?  Nur leider fehlt im Allgäu der Atlantik!

Kurz vor Cangas de Onis (hier gibt es auf einem großen Parkplatz die Möglichkeit zum Entsorgen) biegt eine Gebirgsstraße nach Covadonga ab. Fünf Kilometer bergauf und wir gelangen zu einem der bekanntesten spanischen Wallfahrtsorte! Wir befinden uns am Ausgangspunkt der Reconquista, hier befindet sich die letzte Ruhestätte des westgotischen Maurenbezwingers Fürst Pelayo. Die Grotte Cueva Santa stellt den Mittelpunkt der Wallfahrt dar. Man könnte weiterhin ein Museum aufsuchen, ein Muss ist gewiss die beeindruckende Basilika.

Bei der Talfahrt nehmen wir uns Zeit für weitere Fotostopps, nämlich den sog. Stelzenhäusern, „horreos“. Kleine Holzhäuschen in sicherer Höhe zur Speicherung des Getreides. Kleine Nagetiere haben da keine Chance!

Nun muss lediglich noch ein Übernachtungsplatz gefunden werden - da bietet sich Ribadesella an, dreißig Kilometer entfernt, am Meer gelegen.   Die noch recht kräftige Nachmittagssonne muss natürlich zu einem Begrüßungsgetränk genutzt werden.

 


Woody Allen in Oviedo

Oviedo, die Hauptstadt Asturiens, ist unser heutiges Ziel. Im Mittelalter residierten hier die Könige von Asturien – da muss es doch kulturelle Relikte geben.

Nur 90 Kilometer von Ribadesella entfernt, ist Oviedo auf der Autobahn A 8 schnell erreicht. Oviedo bietet einen Wohnmobilstellplatz am Stadtrand, also muss wieder der Motorroller für die Stadtbesichtigung zum Einsatz kommen.

Natürlich ist die Catedral im Herzen der Altstadt der erste Anlaufpunkt. Gerne hätten wir das Innere der Kathedrale bestaunt, aber mittlerweile hat Dieter große Bedenken allein für den Besuch einer katholischen Kirche Eintritt zu bezahlen. 14 € wären für zwei Personen fällig gewesen. So schießen wir lediglich Fotos vom Portal, von Kathedralenvorplatz Plaza de Alfonso II mit der fein gekleideten asturischen Dame.

Vorbei am Museo de Bellas Artes spazieren wir zur Plaza de la Constitucion, dem Herzen der Altstadt, wo wir in der Tourist Information mit einem Stadtplan versorgt werden. Gleich um die Ecke die alte Markthalle Mercado Fontan. Gemüse, Obst, Fleisch, Käse und Fisch …. eine Auswahl in Übermaß.  Und an verschiedenen Ecken der Altstadt begegnen wir verschiedenen Menschen, z. B.  müden  Frauen auf einer Bank, stillenden Müttern, Marktfrauen.

Auf keinen Fall verpassen dürfen wir die Promenierstraße Calle Uria mit den beeindruckenden Stadthäusern aus der Jugendstilzeit. Ja, und zwischendurch treffen wir Woody Allen. Es bleibt bei einem kurzen Fototermin, sprechen können wir mit dem Filmemacher nicht.

Warum ist WoodyAllen in Oviedo eigentlich so umtriebig?  Nun, man sagt, es sei seine Lieblingsstadt in Spanien.  Hier in Oviedo hat er einige Szenen seines Films "Vicky  Christina  Barcelona" gedreht. U.a. sind Scarlett Johansson und Penelope Cruz die Hauptdarstellerinnen.

Jeder Reiseführer verweist zum Abschluss eines Oviedo Besuchs auf den Monte Naranco, ca. drei Kilometer nördlich der Altstadt. Hier, hoch über Oviedo, finden wir zwei kleine Kirchlein – mehr als 1200 Jahre alt. Santa Maria del Naranco und San Miguell de Lillo. Der Kunsthistoriker wird im Internet sicherlich Detailinformationen finden – wir erfreuen uns an der Aussicht hoch über Oviedo.   (auch hier hat Woody Allen einige Szenen gedreht)


Strand der Kathedralen

Heute ist Donnerstag, 24. Februar. Die Morgennachrichten versetzen uns in Schrecken und Sprachlosigkeit: Russland hat mit dem Einmarsch in die Ukraine begonnen. Diese Situation drückt auf die Stimmung während unserer Fahrt weiter westwärts.

 Heute ist schon der 21. Tag unserer Reise, wir sind also schon drei Wochen unterwegs und haben 3000 Kilometer mehr auf dem Tacho. Die Frühstückspause legen wir in Tapia de Casariego ein, durchqueren Ribadeo und landen auf dem Parkplatz des „Kathedralenstrandes“, „Praia As Catedrais“! Laut Reiseführern der wohl bekannteste Strand an der nordspanischen Küste. Warum? „...Am Kathedralenstrand scheint sich die Natur als kunstbegabter Architekt betätigt zu haben, so schön und Fantasie anregend sind die vielen Felsen. ...“

 


„...Felsen mit Höhlen, die an Kapellen erinnern, mit Türmen, Rundbögen, Säulen...“ so heißt es in der ADAC Brochüre. Besichtigen kann man dieses Naturwunder allerdings nur bei Ebbe, ansonsten ist der Strand überflutet. Nun ist es „fast“ Ebbe , was eine englische Schulklasse dazu ermuntert, übermütig zu werden. Groß ist das Geschrei, als sie von einer Welle überrascht werden und sich auf einen höher gelegenen Felsen „retten“ müssen. Hoffentlich haben die jungen Leute noch zusätzliche trockene Kleidung dabei.

Christina und Dieter sind vorsichtiger, betrachten das Ganze von oben, von den sicheren Klippen und starten zu einem kleinen Spaziergang. Ansonsten – die Sonne scheint und wir genießen die Wärme in den Liegestühlen vor dem Wohnmobil, mit Blick auf den blauen Atlantik.

Zwei Stunden später ziehen wir noch mal festes Schuhwerk an und steigen hinab an den Strand. Das Wasser hat sich zurück gezogen – na ja, fast. Aber wir trauen uns um die nächsten beiden Felsen herum, um einige Fotos zu machen. Immer wieder müssen wir auf einen höheren Felsen steigen, damit die Füße trocken bleiben.

Gegen 17.00h lässt die Kraft der Sonne nach, wir packen „unsere sieben Sachen“ und verlassen „Praia As Catedrais“ - ein aufregender Tag wird uns stets in Erinnerung bleiben. Nun gilt es, einen Platz für die Nacht zu finden. Fündig werden wir zwanzig Kilometer weiter gen Norden in Foz. Ein schöner Stellplatz am Hafenbecken (mittlerweile hat die Flut wieder eingesetzt), sogar auf einer Wiese – so etwas hatten wir schon lange nicht mehr. Ca. zehn andere Wohnmobile aus diversen Ländern warten hier schon auf uns.


Porto de Bares - Nordspitze Spaniens

Es geht auf das Wochenende zu. Duschen, frühstücken, Wassertank füllen, etc, einige Fotos vom Stellplatz machen und dann - auf geht’s an die Nordspitze Spaniens. Für die sechzig Kilometer benötigen wir eine gute Stunde, verfahren uns trotz Navi kurz vor dem Ziel, aber dann ist der Parkplatz am Leuchtturm Punta de Estaca de Bares erreicht. Auf dem Stellplatz in Foz war es schon recht windig, aber hier oben – es reißt Dieter beinahe die Womotür aus der Hand. Festes Schuhwerk, Mütze, Kapuze und Standkraft gegen den Sturm sind angesagt. Vorbei am Leuchtturm nähern wir uns dem nördlichsten Punkt des spanischen Festlandes. Nicht nur der Wind raubt uns den Atem – der Blick über die tosende See ist schon beeindruckend.

Noch 120 Kilometer bis A Coruña / La Coruña, dem Ziel für den heutigen Tag.

Verläuft die Fahrt größtenteils ruhig und gemütlich durch Wald, Tal, über zahlreiche Brücken, durch zahlreiche Tunnel, so wird es in A Coruña schon etwas stressiger, zumal das Navi uns in die Irre leitet (oder Dieter den Anweisungen des Navis nicht gehorcht). Aber schließlich finden wir unseren Traumplatz für die Übernachtung, der offizielle Parkplatz des Aquariums Finisterrae weist einen Bereich für Wohnmobile aus. "Was für eine tolle Aussicht“ ruft Christina begeistert aus. "Das ist ja fast so wie in Bilbao."

 

Das Aquarium werden wir morgen früh besuchen, heute steht lediglich der Hercules Leuchturm, Torre de Hercules, auf der To-Do-Liste. „...Der älteste noch betriebene Leuchtturm der Welt ...“ so steht es in vielen Reiseführern. Warum? Bis auf das 2. Jahrhundert n. Chr. datieren die Anfänge. Fast zweitausend Jahre lang hat er hier, auf einem Hügel auf der Nordspitze der Halbinsel, Seefahrern den Weg gewiesen. 59 Meter hoch, bietet er Besuchern einen eindrucksvollen Panoramablick über die Stadt und die Umgebung.

Den Sonnenuntergang genießen wir durch das Wohnmobilfenster, genießen auch das Gläschen Wein, mit dem wir den Abend ausklingen lassen.


Santiago de Compostela

Um 11.00h öffnet das Aquarium Finisterrae. Pünktlich reihen wir uns in die Schlange an der Kasse ein und verbringen zwei informative Stunden. Leider sind alle Erläuterungen nur auf spanisch verfasst – wir hätten gerne Vieles mehr erfahren – aber allein durch das Betrachten haben wir zahlreiche Meeresbewohner des Atlantik bestaunen können.Das riesige Meeresaußenbecken für die Robben zieht natürlich zur Zeit der Fütterung das Interesse der Besucher auf sich. Nicht minder interessant die Nachbildung von Jules Vernes „Nautilus“ aus dem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“. Dieter erinnert, dass er den Roman, der einer seiner ersten Bücher war, geradezu verschlungen hat.

Nun aber – das große Ziel unserer Nordspanienrundfahrt: Santiago de Compostela. Wir installieren uns auf dem Campingplatz „As Cancelas“, ruhen ein wenig aus und starten am späten Nachmittag mit dem Motorroller zu einer ersten Erkundungstour ins Zentrum. Die detaillierte Erforschung von Santiago de Compostela heben wir uns für den morgigen Sonntag auf – evtl. mit dem Besuch der 12.00h Messe.

Im Folgenden einige erste Fotos (u.a. mit einer Protestaktion gegen den russischen Angriff in die Ukraine mitsamt Berichterstattung des spanischen Fernsehens):

Zwei Tage in Santiago de Compostela

So sieht der Plan für heute aus: gegen 11.00h wird der Motorroller in Bewegung gesetzt, es geht direkt zur Kathedrale, denn um 12.00h findet heute am Sonntag eine Pilgermesse statt. Die Messe ist gut besucht, aber wir finden noch einen Corona konformen Platz, Christina findet auch noch Gelegenheit, mehrere Kerzen für Verwandte und Freunde anzuzünden. Die Messe wird logischerweise auf Spanisch abgehalten, jedoch begrüßt der Bischof die Anwesenden in mehreren Sprachen.

Vor dem Hauptaltar, hoch oben, hängt an schweren Seilen der "botafumeiro", das große Weihrauchfass, das nur noch an wenigen Tagen im Jahr zum Einsatz kommt.

Nach der Messe schaffen wir es trotz des Andrangs, die Krypta unter dem Hauptaltar mit dem Sarkophag des Heiligen Jacobus zu besichtigen.

 

Als wir die Kathedrale verlassen, vernehmen wir Musik, Dudelsack und Trommeln. Mehrere Musik-/Folkloregruppen ziehen durch die Stadt, wir realisieren plötzlich, dass heute Karnevalssonntag ist. Keltische Bräuche werden in Galizien traditionell praktiziert. Die „gaita“ stellt ein keltisches Erbe dar und man hört sie allerorten an diesem Tag.

Noch einmal spazieren wir um die Kathedrale herum, verweilen auf dem riesigen Hauptplatz Praza do Obradoiro. Wir sehen Pilgergruppen, die sich ihrer Rücksäcke entledigen, sich lautstark in die Arme fallen.

Mittlerweile ist es 13.30h, der Magen knurrt, Gott sei dank haben wir eine Restaurantempfehlung: Casa Manolo, unweit der Praza da Immaculada. Vorrangig von Studenten und Pilgern frequentiert, bietet es ein günstiges Menü für 12,50 € an. In manchen Internetbewertungen steht, hier wird „Fast Food auf Spanisch“ angeboten, aber wenn Sonntag mittags zahlreiche einheimische Familien hier essen, so kann es doch gar nicht verkehrt sein. Uns jedenfalls schmeckt die „Caldo Gallego“, eine traditionelle galizische Kohlsuppe. Und der frittierte Tintenfisch ist ebenfalls lecker.

Nun aber zurück zum Wohnmobil, denn es gibt „Hausarbeit“ zu erledigen – wir nutzen die Waschmaschine und den Trockner des Campingplatzes, außerdem muss die spanische Gasflasche getauscht werden (anscheinend haben wir in den vergangenen vierzehn Tagen wieder gut geheizt). Gasflasche am Sonntag tauschen? Ja, eine REPSOL Tankstelle befindet sich in der Nähe.

Montag, 28. Februar

Zwei „highlights“ haben wir uns heute vorgenommen. Ca. vier Kilometer nördlich der Stadt wartet der „Berg der Freude“, Monte de Gozo, auf uns. Auf der allerletzten Etappe muss jede Pilgergruppe diesen Hügel bewältigen. Und derjenige, der diesen Hügel als erster besteigt und die Türme der Kathedrale in der Ferne erspäht, darf sich „Pilgerkönig“ nennen.

Am Nachmittag starten wir erneut in die Altstadt, denn wir konnten per Internet zwei Tickets für die Besichtigung des Portico de la Gloria, das „Glorienportal“ erlangen. Als monumentaler Höhepunkt mittelalterlicher Kunst wird das Westportal der Kathedrale aus dem 12. Jahrhundert hoch gelobt. Drei Bögen bilden dieses Portal, drei Bögen in denen sich Heilige, Engel, Apostel, Jünger und natürlich Jacobus d. Ältere selber sich wiederfinden. Fotos dürfen nicht gemacht werden, daher kann man nur auf Recherchen im Internet verweisen.  Hier gibt es detaillierte Informationen: 

http://catedraldesantiago.es/en/

https://www.spanien-reisemagazin.de/kunst-und-kultur/skulptur/meister-mateo-und-der-portico-de-la-gloria.html

 

Ein Wort  noch zu Santiago: man sollte diese Stadt nicht nur auf die Kathedrale reduzieren, die Altstadt selbst hat viel zu bieten, Gassen, Laubengänge,  Parks, die zum Verweilen einladen. Und natürlich einen traditionellen Markt in alten Hallen.  Hier einige Bilder:


1. März - kalendarischer Frühlingsanfang

Fisterra - das Ende der Erde

„Gegen 16.00h können wir losgehen, dann reißen die Wolken auf“. Christina studiert gerade die Wetter App, wir sitzen warm und kuschelig im Wohnmobil und lauschen den steten Regentropfen auf dem Dach.  Also noch zwei weitere Stunden lesen, aufs Meer schauen (falls man das Meer erblicken kann) und den weiteren Verlauf der Reiseroute festlegen. Seit heute morgen gießt es ununterbrochen.

Wo stehen wir momentan nach dem Abschied vom Camping AS Cancelas in Santiago de Compostela?   Die Pilgerreise auf vier Rädern ist noch nicht zu Ende, sie findet ihren Abschluss in Fisterra  / Finisterra einem der westlichsten Punkte Spaniens am Atlantik. Hier ist der „Punkt 0“ jeglicher Pilgerreise.

Wie exakt doch die Wetterprognosen heutzutage sind. Ein Spaziergang durch Fisterra, hinunter zum Hafen ist am späten Nachmittag möglich. Ansonsten passiert nicht mehr viel, Kleinigkeiten einkaufen, Essen vorbereiten und sich auf den DFB Pokal freuen.

 

Ein Wort noch zum Wohnmobilstellplatz – am Ortseingang ausgeschildert, recht rustikal gehalten, aber Strom und Wasser sind vorhanden, ein freundlicher, hilfsbereiter Betreiber, wunderschöner Blick aufs Meer – und das alles für 10 €, da kann man nicht meckern.

 

2. März

Um 9.00h morgens ist Christina bereit: Schuhe, Wanderstöcke und Regenjacke.

Die Idee ist Folgende: Christina wandert (pilgert) die letzten 4 Kilometer vom Stellplatz zum Leuchtturm Faro da Fistera, während Dieter mit dem Wohnmobil oben auf dem Parkplatz auf sie wartet. Hier am Faro ist der „Punkt 0“, das westlichste Ende des Pilgerweges. Hier setzen sich manche Pilger auf die Felsen, richten den Blick nach Westen, und …. als Zeichen eines Abschlusses, eines Angekommenseins …. verbrennen ihre Wanderschuhe bzw. Wandersocken.