Montag, 15. April
Auf nach Matera – Kulturhauptstadt 2019
Der Wetterbericht für die kommenden Tage ist nicht sehr verheißungsvoll, also ideal für Besichtigungen. Als Ziel haben wir uns Matera ausgesucht, Kulturhauptstadt Europas 2019. Aber um dorthin zu gelangen, müssen noch einige Kilometer bewältigt werden. Also wird der heutige Montag zu einem reinen Fahrtag, zu einer „Überbrückungsetappe“ (würde man bei der Tour de France sagen) deklariert. Stets der Küste entlang, vorbei an Le Castella, über das Capo Rizzuto zum Capo Colonna. Hier hätte es die Möglichkeit gegeben, in griechische Kultur einzutauchen und den Parco Archeologico zu besuchen – allein – heute ist Montag und alle Museen geschlossen (ob Dieter dies bewusst eingeplant hat?). Bis auf zwei streunende Hunde ist der Parkplatz völlig leer. Hier wollen wir nicht bleiben. Also weiter nach Crotone, in die Stadt zum Hafen: schnell wieder weg! Richtig grottig – abstoßend, vermüllt!
Bald ist es an der Zeit, einen Übernachtungsort zu finden. Der in vielen Blogs beschriebene Campingplatz „Punta Alice“ bei Ciro´ Marina hat noch geschlossen. Viele Campingplätze haben noch geschlossen. Letztendlich werden wir hinter Cariati kurz vor Fiumarella fündig. Ein geöffneter Campingplatz – Juchhe! Ein schlichter Platz, aber die Betreiber sind sehr bemüht und hilfsbereit.
Nun aber nach Matera, die Stadt der Höhlenwohnungen, sog. Sassi, und Felsenkirchen in der Region Basilikata.
Unser Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag schreibt:“...Die berühmten Sassi (Sasso heiß übersetzt „Stein“ oder „Fels“ ) sind zwei Höhensiedlungen am Hang eines zerklüfteten Tals, der Gravina di Matera.“ Jahrzehntelang galten sie als „nationale Schande“, was sich auf die „...erbärmliche Wohnsituation der Menschen in den Häusern“ bezog. „Die klammen Wohnhöhlen, in denen selten das Tageslicht drang, mussten sich die Menschen mit dem Vieh teilen. Hunger, Kälte und Keime sorgten für zahlreiche chronische Krankheiten und eine hohe Sterberate.“
Der Motorroller bringt uns als erste Station in das Sasso Caveoso zur Piazza San Pietro, wo wir nicht nur die Kirche San Pietro Caveoso bestaunen, sondern auch die Höhlenwohnung Casa Grotta und eine Felsenkirche erkunden können.
Der einsetzende Regen am späten Nachmittag verkürzt die Besichtigungstour schlagartig, am Mittwoch morgen jedoch ist es trocken, manchmal sogar sonnig, so dass einer ausgedehnten Besichtigungstour nichts im Wege steht.
Die Piazza Vittorio Veneto, der sog. Treffpunkt Materas, ist das erste Ziel. Hier lassen wir uns erst einmal nieder und sind fast erschlagen von den vielen Gruppen, geführten Touren und Schulklassen hier auf dem Platz. Unterhalb der Piazza ist die große, begehbare Zisterne der Stadt (Palombaro Lungo) zu besichtigen. Auch wir steigen in die Tiefe hinab. Mit einem Fassungsvermögen von 5 Millionen Litern Wasser, einer Tiefe von 16 Metern und einer Länge von 50 Metern sichterte die Zisterne die Wasserversorgung der Bevölkerung hauptsächlich in den Sommermonaten.
Weiter fahren wir zur Piazetta Pascoli, stehen vor dem Museo d´ Arte Medievale und lassen wiederum die Eindrücke auf uns wirken. Der Punto Panoramico animiert geradezu, unzählige Fotos zu schießen.
Wo lässt sich ein Aperol bzw. ein Bier am besten genießen? Unten an der Piazza San Pietro, die wir gestern schon besucht haben. Von hier
aus folgen wir der Via Madonna delle Virtu`, halten mehrfach an, um neue Fotos von unseren neuen Eindrücken zu machen. Die Via Madonna delle
Virtu` diente übrigens auch als Kulisse für einige Szenen des James Bond Films „Keine Zeit zu sterben“. Daniel Craig ist in einer wilden
Verfolgungsjagd zu sehen.
Manche Filmteams schien Matera auch an das alte Jerusalem zu erinnern - "Passion Christi" mit Mel Gibson sei hier erwähnt, ebenso wie das "Mathäus-Evangelium" des Altmeisters Paolo Pasolini.
Nächster Foto-Stopp an der Chiesa di Sant´ Agostino und schließlich beenden wir die Matera-Besichtigung mit einem weiteren wahren Höhepunkt: wir verlassen die Innenstadt, umkreisen den Felsen und begeben uns drei Kilometer weiter auf die gegenüber liegende Seite der Schlucht zum Belvedere Murgia Timone. Dieser Aussichtspunkt bietet einen atemberaubenden Blick auf die gesamte Stadt, auf die beiden Sassi! Abends, bei einsetzender Dunkelheit, wenn die Stadt beleuchtet wird, soll die Stimmung am intensivsten sein. Leider – der einsetzende starke Regen trägt die Schuld - kommen wir nicht in diesen Genuss.
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