Pyrenäen Teil 3:           Jakobsweg   und    Pic os de Europa

Der Jakobsweg beginnt!

Sonntag, 6. Oktober

St-Jean-Pied-de-Port wartet auf uns! Heute Vormittag scheint ein besonderes Event stattzufinden, ein sog. Charity Walk bzw. Charity Run bestimmt den Ort. Hunderte Mädchen, Frauen, alle in rosa T-shirts, durchqueren die enge Rue de l ´  Eglise.

Charity Walk
Charity Walk
Unterwegs auf dem Jakobsweg
Unterwegs auf dem Jakobsweg

 

 

 

Wie gestern schon erwähnt, soll unsere Pyrenäen-Tour heute enden. Wenige Kilometer hinter St-Jean-Pied-de-Port stellen wir fest, dass sich die Straßenschilder geändert haben. Alle Ortsbezeichnungen sind in baskischer Sprache – wir müssen also schon in Spanien sein, ohne eine Grenze bemerkt zu haben.

 

Die heutige Fahrstrecke ist recht überschaubar, nur achtundzwanzig Kilometer sind es zum Kloster Roncesvalles. Dieses Kloster ist für die in Frankreich gestarteten Pilger die erste Anlaufstelle auf spanischer Seite. Das schauen wir uns natürlich an, zumal unterhalb der Klosteranlagen ein großer Parkplatz auch für Wohnmobile ausgelegt ist. Es gibt zwar keine Infrastruktur, aber das Ambiente stimmt!

 


Kloster Roncesvalles  - Klosterkirche und Pilgerherberge

Pilgerherberge - im Kloster
Pilgerherberge - im Kloster

Was muss noch erwähnt werden? Ca. zwei Kilometer vor Roncesvalles passieren wir auf der Passhöhe eine Kapelle mit einen Gedenkstein – Orreaga. Geschichtsfeste Womo-Fahrer erinnern Karl d. Große, erinnern, dass sein Getreuer Roland hier am Ibanieta-Pass eine Niederlage im Kampf gegen die Mauren erlitten hat.

Was könnte noch erwähnt werden? Einige Pilger „ersparen“ sich die erste Etappe, ersparen sich die quälenden 28 Kilometer zur Überwindung des Pyrenäen-Passes und lassen sich per Shuttle zu diesem Rolands-Denkmal bringen, um hier auf spanischer Seite die Pilgerreise zu beginnen.

Orreaga  -  Gedenken an Roland
Orreaga - Gedenken an Roland
Shuttle-Service, um den ersten Pyrenäenpass zu überwinden
Shuttle-Service, um den ersten Pyrenäenpass zu überwinden


Zwei Tage in Logroño

Montag, 7. Oktober   -   Dienstag, 8. Oktober

Heute Abend muss es mal wieder nach langer Zeit ein Campingplatz sein. Nicht nur wegen des Stroms zur Aufladung aller Akkus, nicht nur wegen des langen, intensiven Duschens, nein, eine Waschmaschine muss her! Und diese Kombination finden wir auf dem Campingplatz La Playa in Logroño, der Metropole des Rioja Anbaugebietes.

Ankunft auf dem städtischen Campingplatz
Ankunft auf dem städtischen Campingplatz

Wir befinden uns übrigens stets auf der klassischen Pilgerstrecke, dem Camino Frances, durchqueren in den Ausläufern der Pyrenäen einige hübsch mit Blumen geschmückte Dörfer, bevor wir zur Umgehung von Pamplona die Stadtautobahn und später die A 12, Autovia del Camino de Santiago befahren. Auch Puente la Reina lassen wir links, nein rechts liegen. Sowohl Pamplona als auch Puente la Reina standen schon vor zwei Jahren bei der Spanien-Umrundung auf dem Programm.

Noch haben die Pilger einen langen Weg vor sich
Noch haben die Pilger einen langen Weg vor sich

Heute morgen haben wir übrigens an der Repsol Tankstelle unsere spanische Gasflasche getauscht! Nun können wir wieder aus dem Vollen schöpfen uns das bei 14 € für eine 11 Kg Füllung, halb so teuer wie daheim.

Den ersten Einkauf im spanischen Supermarkt haben wir auch getätigt, den Einkaufswagen mit einigen Leckereien gefüllt. Ob der Eindruck, dass der Wagen für das gleiche Geld viel voller war als in Frankreich wirklich stimmt? Wir werden es im Auge behalten.

Als wir nachmittags am Campingplatz ankommen, wird natürlich sofort die Waschmaschine bzw. der Trockner in Beschlag genommen, dann ein kleiner Spaziergang über den Platz und die Kraft reicht doch tatsächlich noch zu einem kurzen Spaziergang entlang des Ebro, der hier schon eine beachtliche Breite aufweist, jedoch an der Farbe seines Wassers noch arbeiten könnte.

Bereit zu einem kleinen Spaziergang
Bereit zu einem kleinen Spaziergang

Dienstag, 8. Oktober

Es ist 14.00 Uhr. Wir sitzen im Wohnmobil und trinken eine Tasse Kaffee. „Das hat sich aber wirklich gelohnt!“ Was Christina meint, ist unser dreistündiger Ausflug nach Laguardia, ca. 14 Kilometer nordwestlich von Logroño. Mit dem Motorroller ist die Strecke schnell überwunden, der Motorroller unterhalb der dicken Stadtmauer abgestellt – schnell wird noch einmal gelesen, was uns laut Michael Müller Reiseführer erwartet.

Die größte Siedlung der Rioja Alavesa geht auf das 10. Jahrhundert zurück und gehörte damals zum Königreich Navarra. Grenzstreitigkeiten mit Kastilien und jahrhundertelange Kämpfe (1461 wurde Laguardia auch tatsächlich kastilisch) haben das Städtchen mit seinem hübschen mittelalterlichen Kern geprägt. Schon der Name Laguardia , “Die Wache”, verweist auf die Funktion als Grenzfestung.”

Der Wachturm San Juan mit Stadttor
Der Wachturm San Juan mit Stadttor

Kaum haben wir das Stadttor durchschritten, so befinden wir uns schon vor dem Rathaus aus dem 19. Jahrhundert. Viele Menschen stehen vor dem Rathaus und recken ihre Köpfe gen Himmel! Warum? Zu jeder vollen Stunde erweckt ein Glockenspiel den Giebel zum Leben.

Wir warten auf das Glockenspiel
Wir warten auf das Glockenspiel

Wir schlendern entlang der Hauptstraße, Calle Mayor, und stoßen auf die mächtige Kirche Santa Maria de los Roses. Leider ist eine Besichtigung nur im Rahmen einer Führung möglich und die nächste englischsprachige Führung beginnt um 17.00 h.

Neben der Kirche aber eine interessante Bronzeplastik “Die Reisenden”.

Calle Mayor
Calle Mayor

Der mächtige Klosterturm gegenüber der Kirche lässt sich kaum mit der Kamera bannen.

Klosterturm
Klosterturm

Wir spazieren weiter durch enge mittelalterliche Gassen, passieren mehrere Restauraants und Bodegas, lassen uns im Tourist-Office (Ausstellung landestypischer Trachten) mit Informationen versorgen, bevor wir am anderen Ende der Stadt die nicht minder mächtige Kirche San Juan Bautista erreichen, die mit dem Festungsturm und dem Stadttor Puerta de San Juan verbunden zu sein scheint.

Trachten-Ausstellung im Tourist Office
Trachten-Ausstellung im Tourist Office

Abschließend bestaunen wir die Außenmauern dieses Bollwerkes aus dem 12. Jahrhundert, posieren am Denkmal des Fabeldichters Samaniego und lassen den Blick über die Tiefebene mit den unendlich scheinenden Rioja-Feldern schweifen.

Nach zwei Stunden Ausruhen und Reiseführer lesen steuern wir den Motorroller in das drei Kilometer entfernte Zentrum von Logroño.

Die zentrale Plaza del Mercado mit der Konkathedrale Santa Maria de Redonda wird zuerst angesteuert.

Santa Maria de Redonda
Santa Maria de Redonda

Die Hauptstraße Calle de Portales, gesäumt mit zahlreichen Bars, Restaurants und Boutiquen, führt uns zur Tourist-Info, wobei die davor stehende Bronzeplastik besonders auffällig ist.

Weiter führt der Rundgang entlang einer alten Tabakfabrik, von der lediglich der Schornstein erhalten und nicht zu übersehen ist.

Nicht auslassen dürfen wir die am Nordrand der Innenstadt, direkt am Jakobsweg gelegene Pilgerkirche Iglesia de Santiago el Real. Der Heilige Jakob thront über dem Portal hoch zu Ross. Unter ihm, zu seinen Füßen die abgeschlagen Köpfe der maurischen Feinde.

Neben der Kirche der sog. “Pilgerbrunnen” und immer wieder auf der alten Straße die Pilgersymbole.

Der alte Pilgerbrunnen
Der alte Pilgerbrunnen
Pilgerkirche Iglesia de Santiago el Real
Pilgerkirche Iglesia de Santiago el Real
Der Heilige Jakob  mit den Köpfen der maurischen Feinde
Der Heilige Jakob mit den Köpfen der maurischen Feinde
Pilgersymbole in den Gassen
Pilgersymbole in den Gassen

Wie kann man einen zweistündigen Stadtbesuch, vor allem wenn der Magen schon ansatzweise knurrt, beenden? Richtig! Eine Tapas-Bar muss her!

Und wenn man noch etwas für den Abend benötigt - gleich gegenüber wird man in der Weinhandlung fündig.

Der Tag ist gerettet
Der Tag ist gerettet


Auf dem Weg nach Burgos ...

Auf dem Weg nach Burgos kann man durchaus auch einen kleinen Umweg fahren, wenn sämtliche Reiseführer eine Empfehlung aussprechen.

Etwas spanische Kloster- / Kirchengeschichte gefällig?       

Wir fahren von Logroño  nur vierzig Kilometer in südwestliche Richtung und erreichen das Augustinerkloster San Millan de la Cogolla.

Der riesengroße Parkplatz für PKW und Reisebusse deutet wohl darauf hin, dass San Millan de la Cogolla sehr viele Besucher hat. Aber worauf deuten die Verbotsschilder für Caravans und Wohnmobile hin? Keine Ahnung!

Die Nacht verbringen wir hier unter dem Schutz der Augustinermönche in Ruhe und Abgeschiedenheit zusammen mit zwei weiteren spanischen Wohnmobilen.

 


San Millan de la Cogolla
San Millan de la Cogolla
Die Klosteranlage im Modell
Die Klosteranlage im Modell

Aber nun zur Bedeutung des Klosters.

Wikipedia schreibt folgendes:

Das Kloster San Millán de la Cogolla (Spanisch: Monasterio de San Millán de la Cogolla) ist ein Ensemble, bestehend aus den Klöstern San Millán de Yuso und San Millán de Suso. Diese befinden sich im Tal des Cárdenas, einem Zufluss des Najerilla, im Ort San Millán de la Cogolla, La Rioja, Spanien. San Millán de Suso (suso, von lateinisch: sursum = oben) liegt dabei oberhalb des im Tal errichteten San Millán de Yuso (yuso, von lateinisch: deorsum = unten). Beide Klöster wurden 1997 von der UNESCO ihrer Bedeutung wegen zum Weltkulturerbe erklärt. Die dort lebende klösterliche Gemeinschaft gehört zum Orden der Augustiner.

Und weiter:

San Millán de Yuso

Das Gebäude wurde im Stil der damals üblichen Romanik errichtet. Es gab Renovierungen nach dem 16. Jahrhundert, im Desornamentado-Stil, dem 17. und dem 18. Jahrhundert. Man betritt sein Inneres durch ein Barockportal mit korinthischen Säulen und einem Relief des reitenden San Millán aus dem 17. Jahrhundert. Vom Vestibül aus gelangt man in den Salón de los Reyes (Salon der Könige), wo sich wertvolle von Bruder Juan Rizzi geschaffene Gemälde von Grafen und Königen befinden. Unter ihnen García Sanchez III. und dessen Vater Sancho III. Garcés von Navarra. Letzterer weist eine Besonderheit auf; sein Kopf ist der des spanischen Schriftstellers Lope de Vega. Die Kirche hat drei Schiffe, Krypta und Kuppel. Das Altarretabel stammt aus dem 17. Jahrhundert, sein zentrales Bild zeigt San Millán in der Schlacht von Hacinas. In der Kapelle der Ordensbrüder werden die Reliquien der Heiligen Millán und seines Meisters Felix in zwei Silberschatullen mit Elfenbeinbeschlägen aufbewahrt. Die Schatulle San Milláns war ein Auftrag des Königs Sancho IV. Garcés im Jahre 1067. Das Kloster verfügt auch über eine wichtige Bibliothek, die im Jahr 1665 erbaut wurde. Sie bewahrt einige wertvolle Kodizes und Inkunabeln auf.

 

Das Kloster San Millán de la Cogolla ist nicht nur in künstlerischer und monastischer, sondern auch in linguistischer und literarischer Hinsicht wichtig. Hier schrieb ein Mönch die Glosas Emilianenses, den ersten Text auf westaragonesisch (oder auch Navarro-Aragonesisch), eine iberoromanische Sprache, die aus dem Vulgärlatein entstand und dem Spanischen verwandt ist. Sie enthalten auch die ersten Notizen auf Baskisch. Aus diesem Grund gilt das Kloster auch als Wiege der spanischen und baskischen Romanzen. Außerdem lebte und arbeitete hier im 12. und 13. Jahrhundert der Mönch Gonzalo de Berceo, der erste bekannte Poet der neuen Volkssprache Kastilisch. Die Klosterbibliothek umfasst circa 10.000 Bände.“

 

Weitere detaillierte Information gibt es hier:


Kreuzgang des Klosters
Kreuzgang des Klosters
Kunstwerke aus der Klosterbibliothek
Kunstwerke aus der Klosterbibliothek
Kunstwerke aus der Klosterbibliothek
Kunstwerke aus der Klosterbibliothek
Hier ruht der Heilige Millan
Hier ruht der Heilige Millan
Auch die Schafe wissen das Klostergelände zu schätzen.
Auch die Schafe wissen das Klostergelände zu schätzen.
Morgenstimmung
Morgenstimmung


 Donnerstag, 10 Oktober

Auf dem Weg nach Burgos … kann man im Laufe des Tages auch viele, viele Pilger sehen. Der Grund ist einfach: der Camino Frances führt fast durchgängig an der Hauptstraße entlang. Nicht direkt auf der Straße, sondern auf Feldwegen, Wander- oder Radwegen in kurzem Abstand.

Burgos – mit 176000 Einwohnern schon eine quirlige Großstadt mit mehr als tausendjähriger Geschichte, mit dem spanischen Nationalhelden El Cid, mit dem Sitz der Regierung unter Generalissimo Franco in den dreißiger Jahren und auch heute noch eine der bedeutendsten Stationen auf dem Jakobsweg.

Schon recht früh erreichen wir Burgos, denn es sind nur siebzig Kilometer von unserer Kloster-Übernachtung. Die Reiseführer weisen einen offiziellen Wohnmobilstellplatz am nördlichen Stadtrand aus, entgegen der Beschreibungen handelt es sich allerdings nur um einen Großraumparkplatz mit einem Teil für ca. zehn Wohnmobile in einem Wohngebiet bzw. neben einem Einkaufszentrum. Eine Infrastruktur ist nicht vorhanden, na ja, für eine Nacht geht es.

Die drei Kilometer in das Zentrum erledigen wir natürlich mit dem Motorroller und starten die Erkundung.

Vor der Brücke über den Rio Arlazon stoßen wir auf die Plaza del Cid mit dem gigantischen Reiterstandbild des Volkshelden.

El Cid
El Cid

 

Hier gibt es mehr Informationen:


Nur ein paar Meter weiter, nach links durch eine Seitenstraße öffnet sich die Plaza Rey San Fernando. Ob dieser müde, erschöpfte bronzene Pilger auf der Bank noch Kraft hat für den Besuch der Kathedrale, Catedral Santa Maria?

Erschöpfte Pilger
Erschöpfte Pilger
Catedral Santa Maria
Catedral Santa Maria
Das Eingangsportal
Das Eingangsportal

Mächtig, riesig, gewaltig – so präsentiert sich das Bauwerk vor uns!   Es ist die drittgrößte Kathedrale des Landes (nach Sevilla und Toledo) und natürlich Weltkulturerbe. Diese Kathedrale mit Worten zu beschreiben ist uns nicht möglich, auch die Kamera kann die Dimensionen, das Filigrane, den Prunk nicht ansatzweise dokumentieren. Vor allem trifft dies auf die Vierung zu, der Kreuzung von Längs- und Mittelschiff. Vier fast sechzig Meter hohe Säulen scheinen das gesamte Bauwerk zusammen zu halten. In der Mitte, unten auf dem Boden, ist die Grablegung von El Cid und seiner Gemahlin  das meist fotografierte Motiv.

Grablegung El Cid und Gemahlin
Grablegung El Cid und Gemahlin

Schauen wir nach links, so erblicken wir das kunstvoll gestaltete Chorgestühl, schauen wir nach rechts, so prunkt der Hochaltar in goldenem Glanz.

Chorgestühl
Chorgestühl
Hochaltar
Hochaltar

Dieses Ensemble wird umgeben, umrundet von unzähligen Kapellen, die jede für sich fast einer eigenen Kirche gleicht!

An der Nordseite fällt die Escalera Dorada ins Auge, eine wunderschöne doppelläufige Treppe mit vergoldetem Geländer.

Escalera Dorada
Escalera Dorada

 

Die Kathedrale von Burgos - zum Weiterlesen:


Nach eineinhalb Stunden, nach der Passage des Kreuzganges, schauen wir uns an und sind beide der Meinung, eine Kathedrale dieses Ausmaßes noch nie gesehen zu haben.

Wo ruhen wir uns aus bzw. lassen diese Eindrücke sacken? In einer Bar an der Nordseite der Kathedrale, direkt gegenüber der offiziellen Pilger Herberge. Selten hat ein frisch gezapftes Bier so erfrischend gut geschmeckt!

Ein erschöpfter Pilger vor der Pilger-Herberge
Ein erschöpfter Pilger vor der Pilger-Herberge

Auf dem Rückweg zum Motorroller passieren wir die imposante Plaza Mayor - mehr Architektur und Kultur kann der Körper heute nicht mehr aufnehmen!

Plaza Mayor
Plaza Mayor


Vier Tage in den Picos de Europa

Freitag, 11. Oktober - Montag, 14. Oktober

Mit Burgos haben wir das westlichste Ziel unserer Spanien-Reise erreicht. Nein, nicht ganz! Als eines der Hauptziele der Fahrt haben wir den Besuch der Picos de Europa bestimmt. Schon vor zwei Jahren, im Lauf unserer Umrundung der iberischen Halbinsel haben wir die Picos gestreift. Damals sind wir von Norden kommend über Cangas de Onis nach Covadonga gefahren.

Heute kommen wir von Südosten, also bietet sich Potes im Valle de Liebana an. Der Michael Müller Reiseführer schreibt:

Das gerade einmal 1500 Einwohner zählende Städtchen … bietet einen guten Ausgangspunkt für Exkursionen und Touren im Deva-Tal und in den höheren Regionen des östlichen und des zentralen Massivs. Letzteres ist auch über eine Seilbahn ab Fuente De´ zu erreichen, einer Siedlung am Abschluss des Tals. In seinem alten Zentrum um die Brücke über den Rio Quiviesa bewahrt Potes noch weitgehend den traditionellen Baustil. Kleinere Häuser aus Naturstein herrschen vor, architektonische Auswüchse sind bislang selten. Dass der Ort heute vor allem vom Fremdenverkehr lebt, ist im Sommer dennoch nicht zu übersehen – im Juli und vor allem im August ist Potes mehr als gut besucht, um nicht zu sagen überlaufen. Ein Problem ist der Durchgangsverkehr, er fließt zäh und lautstark durch den Ort …“

Potes  -  das Tor zu den Picos de Europa
Potes - das Tor zu den Picos de Europa

Begeistert sind wir vom Campingplatz La Viorna, den wir als Basis für unseren Besuch aussuchen.

Terrassenförmig angelegt, bietet jede Parzelle einen schönen Ausblick auf die umliegende Bergwelt.

Hier werden wir vier Tage bleiben, werden den Ort erkunden und den einen oder anderen Ausflug machen.

An der Rezeption des CP  La Viorna
An der Rezeption des CP La Viorna

Nun einige Eindrücke von unserem Stellplatz:

Mit dem Motorroller sind die zwei Kilometer vom Campingplatz bis ins Zentrum schnell überwunden. Zuerst natürlich ins das Tourist Office neben der alten Kirche San Vicente Matir, wo wir doch am Samstag gegen 12.00 h in eine Messe „hineinplatzen“. Alle Kirchgänger sind festlich, feierlich gekleidet, die Kinder fein herausgeputzt. Was ist los? Das Internet gibt Auskunft: spanischer Nationalfeiertag – 12. Oktober – Dia de la Hispanidad. Erinnerung an die Entdeckung / Eroberung Amerikas.

San Vicente Matir
San Vicente Matir

Der Spaziergang durch den kleinen Ort mit den engen Gassen, den alten Häusern, dem Laubengang entlang der Hauptstraße ist mehr als interessant. Nicht zu verfehlen ist der mächtige Turm El Infantado, ein mittelalterlicher Bau aus dem 15. Jahrhundert. Heute dient er als kulturelle Heimat für diverse Ausstellungen.

El Infantado
El Infantado

Dieter ist fasziniert von den zahlreichen Brücken über den Rio Deva, vor allem die Brücke San Cayetano beeindruckt – klassisches Mittelalter!

Die Brücke  San Cayetano
Die Brücke San Cayetano

Im Ort selber spielt sich das Leben um die Plaza Capitan Palacios ab. Ein Erinnerungsfoto ist hier unerlässlich. Restaurants und Bars säumen den Platz!

Erinnerung an Potes
Erinnerung an Potes

Wer auch immer den Begriff „Goldener Oktober“ erfunden hat, er muss irgendwann einmal am 13. Oktober in den Picos de Europa gewesen sein! Der Tag fängt vorsichtig an, das Gras vor dem Wohnmobil ist nass vom Tau, aber gegen 9.00 h hat die Sonne die Berggipfel überwunden und scheint für uns den ganzen Tag.

Wie wollen wir den Tag nutzen? Wollen wir nach Fuente De´ fahren, um mit der Seilbahn zur Aussichtsstation zu fahren und das gigantische Bergpanorama einzufangen? Nein, das können wir unserem Motorroller nicht antun – 21 Kilometer bergauf, das wird er nicht schaffen. Er schafft es aber 9 Kilometer weit ins Tal hinein zu dem Bergdorf Mogrovejo, das zu der Kette der schönsten Dörfer Spaniens zählt (so hat es uns die Dame in der Tourist-Info empfohlen).

Mogrovejo
Mogrovejo

Noch ist das Ausflugsprogramm für diesen wunderschönen Sonntag nicht beendet. Es gibt ein Kleinod ganz in der Nähe unseres Campingplatzes: Monasterio de Santo Toribio de Liebana, gegründet im 6. Jahrhundert durch Toribio, den Bischof von Palencia.

 „... Berühmt wurde das Kloster durch den Besitz eines großen Holzstückes, des „Lignum Crucis“, das vom Kreuz Christi stammen soll. ...“

 Wir schauen uns die Klosterkirche an und spazieren durch den Kreuzgang.

 „... Für alle, die auf der Suche nach Alternativen zum Jakobsweg sind: Ein etwa viertägiger Pilgerwanderweg führt von San Vicente de la Barquera an der Atlantikküste bis nach Santo Toribio de Liebana."

 

Nicht minder interessant und vielleicht noch aufregender: die frei schwebende Aussichtsplattform, die das ideale Fotomotiv in das Liebana-Tal bis hinauf nach Fuente De´ bietet.

Blick auf die Picos
Blick auf die Picos

Viel haben wir heute noch nicht gegessen, nur gefrühstückt. Der Magen knurrt / die Mägen knurren und die Restaurants im Ort warten auf Gäste.

Selbstverständlich muss es etwas Landestypisches sein - aus dem Menu del Dia. Dieter entscheidet sich für Concido montagñes [so etwas wie ein westfälischer Bohneneintopf mit Würsten der Region] gefolgt von Cachopo de quesno picon [vergleichbar mit einem Cordon bleu, nur aus Rindfleisch]. Christina startet mit einer kleinen Paella mit Meeresfrüchten, gefolgt von Filete de tenera [dünne Steaks von Schwein aus der Region]. Dazu ein Vino tinto, das alles zu einem günstigen Preis – der Tag findet einen guten Abschluss. 

Montag ist Markttag in Potes, den können wir uns natürlich nicht entgehen lassen, zumal unser Käsevorrat zur Neige geht und noch diverse Souvenirs gekauft werden müssen.

Da wir heute unseren letzten Tag in Potes verbringen, wollen wir noch einmal den Ort „genießen“, spazieren noch einmal durch die engen mittelalterlichen Gassen, spazieren noch einmal unten am Fluss entlang zu den beeindruckenden mittelalterlichen Brücken.

Montag ist Markttag
Montag ist Markttag

Letzte Bilder vom Stellplatz:

Wir testen am Vorabend das Camping Restaurant und sind mehr als zufrieden.


Dienstag, 15. Oktober

Der Carthago wird startklar gemacht, Frischwasser / Grauwasser / Chemietoilette und an der Rezeption wird die Rechnung beglichen - 24 € bezahlen wir pro Nacht für diesen wirklich schönen und empfehlenswerten Campingplatz.

Noch einige letzte Fotos, bevor das Navi uns in nördliche Richtung aus dem Tal hinaus geleitet. Einfach wird die Fahrt nicht, Baustelle reiht sich an Baustelle, Teile der Fahrbahn bzw. diverse Brücken werden erneuert.

 


Über Panes gelangen wir nach Santillana del Mar (das erstaunlicherweise nicht am Meer liegt) und folgen dort den Schildern Cueva de Altamira.

Die ADAC Broschüre schreibt:

Die Höhle von Altamira mit ihren bis zu 16 500 Jahre alten Felsmalereien und Ritzzeichnungen wurde 1868 entdeckt, doch die wahre Bedeutung dieser überragenden Kunstwerke erkannte man erst Anfang des 20. Jh. Heute gehört Altamira zum UNESCO-Welterbe.

Die Chance, die einzigartigen Tierdarstellungen im Original zu sehen, ist verschwindend gering. Einmal pro Woche dürfen fünf Besucher, mit Overall und Maske bekleidet, die Höhle betreten. Die Plätze werden verlost. Den meisten Besuchern bleibt also nur die Erkundung des Museo Nationa y Centro de Investigacion de Altamira.

Fast zwei Stunden halten wir uns in diesem Museum, das die Altamira-Höhle naturgetreu nachgebildet hat, auf. An den Decken und Wänden bestaunen wir Bisons in verschiedenen Posen, Wildschweine oder Hirsche.

Später lernen wir in der Ausstellung vieles über die Farbherstellung, die Ritz-Technik und auch die akribische Arbeit der Archäologen.

 

Das Labor des Archäologen
Das Labor des Archäologen

Es ist schon 16.00 Uhr, als wir weiterfahren. Wohin? Santander ist nur vierzig Kilometer entfernt uns soll einen offiziellen stadtnahen Wohnmobilstellplatz bieten. Viel später hätten wir dort auch nicht eintreffen dürfen, denn wir ergattern gerade noch die vorletzte der dreißig Parzellen.

Es ist warm heute, schwülwarm und anstrengende Aktivitäten sind nicht mehr angesagt. Ein Hamburger-Steak, dazu unser klassisches Ratatouille und der klassische Rioja Gran Reserva beschließen den Abend.