Mittsommer  in  Finnland  und  Schweden

Teil 2:    Vom Polarkreis  nach Stockholm

Donnerstag, 12. Juni

Heute verlassen wir Finnland! Aber wir gönnen uns zum Frühstück ein kleines Highlight – wir steuern den Carthago siebzig Kilometer nach Norden zum Polarkreis. Hier gibt es ein bescheidenes Informationszentrum (nicht so üppig wie vor zwei Jahren in Rovaniemi) mit einem angegliederten Cafe´ sowie einem Souvenirgeschäft, in dem alles, aber auch wirklich alles, was mit Finnland zu tun hat, zu erwerben ist. Ein kurzer Rundgang durch den Laden und schon findet sich Christina an der Kasse wieder, diverse Souvenirs für die Enkelkinder verschwinden später in den Schränken im Wohnmobil.

Souvenirs am Polarkreis
Souvenirs am Polarkreis

Kaum ist die Landesgrenze überfahren, die Brücke über den Fluss Torne älv überquert, biegen wir bereits am ersten Kreisverkehr in die erste schwedische (Klein)stadt ein, Övertorneå. Hier wird uns unbedingt der Besuch der kleinen Holzkirche aus dem 17. Jahrhundert empfohlen, die im Inneren eine der ältesten Orgeln Schwedens aufweisen kann. Erster Wermutstropfen: die Kirche ist abgeschlossen, eine Besichtigung ist nicht möglich. So müssen einige Fotos von der hübschen Fassade als Erinnerung genügen.

Weiter geht die Fahrt auf der 98/Överkalix, wo wir auf die E10 stoßen. Kurz darauf biegen wir bei Morjäv auf eine Nebenstrecke ab und konzentrieren uns hier in Schwedisch Lappland darauf, Elche bzw. Rentiere zu entdecken. Unsere Konzentration wird nicht belohnt.

Niemisel lassen wir rechts liegen und steuern in Boden den großen / einzigen Campingplatz First Camp an. Ein ausgiebiges Duschen wird uns gut tun! Außerdem können wir auf dem CP unseren Gasgrill aufbauen und die gestern in Oulu gekauften Fischvariationen verarbeiten.

"First Camp" in Boden
"First Camp" in Boden

Luleå - Schwedens nördlichste Universität

Freitag, 13. Juni

Heute ist der einzige Freitag 13. des Jahres 2025. Ein Unglückstag?

Nicht für die Tausende Schüler und Schülerinnen der schwedischen Gymnasien, die heute ihre Schule verlassen.    Graduation Day!

Nach der Entlassfeier werden die Ladeflächen von LKW´s bestiegen und dann geht es in einem Korso lautstark durch die Stadt. Es ist wie ein Christopher Street  Day, mindestens genau so laut, aber nicht so bunt, denn alle Schülerinnen und Schüler sind festlich gekleidet.

Wo erleben wir diese ausgiebigen Feierlichkeiten? In Luleå, dreißig Kilometer südlich von Boden.

Hier gibt es Details:

https://schwedenstube.de/thema/leben-in-schweden/schule-studium/studenten-der-schwedische-schulabschluss/

So feiert man  "Graduation Day"
So feiert man "Graduation Day"

Doch bevor wir nach Luleå fahren, erfolgt noch ein kurzer Abstecher in Boden.

Wie immer hat Christina im Internet recherchiert und herausgefunden, dass im vergangenen Jahr hier in Boden die schwedischen Biathlon Meisterschaften stattgefunden haben. Also schauen wir uns doch das drei Kilometer entfernte Ski- bzw. Biathlonstadion an.

Na ja, nichts Aufregendes, im Sommer, ohne Schnee, sieht alles etwas trister aus.

Biathlon Anlage in Boden
Biathlon Anlage in Boden

Nun zurück nach Luleå . Im Tourist-Office versorgen wir uns mit Infomaterial und bewegen die Fahrräder die Haupteinkaufsstraße entlang bis zum Dom. Eine neugotische Backsteinkirche, deren Bau im Jahr 1887 nach dem Großbrand in der Stadt begann und die 1893 eingeweiht wurde. Mit einer Länge von 54 m, einer Breite von 35m und einem 60m hohen Kirchturm ist sie schon beeindruckend.

Dom zu Lulea
Dom zu Lulea
Hafenromantik in Lulea
Hafenromantik in Lulea

Bis zum alten Hafen ist es nun nicht mehr weit, hier dominiert der alte Hafenkran, mittlerweile so etwas wie das Wahrzeichen der Stadt Luleå.

Wir lesen in einem Reiseführer: „...Die Altstadt, Gammelstad, istsogar Weltkulturerbe dere UNESCO und erinnert an das einfache Leben früherer Zeiten. Schön sind die rostroten Holzhäuschen. Mit Cafe´s und Boutiquen ausgestattet, lädt die Stadt zum Bummeln ein.“

Der Parkplatz  in der Nähe des Schulzentrums:

Jetzt bleibt nur noch die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Den finden wir 50 Kilometer weiter südlich im Hafen von Piteå.

CP in Pitea
CP in Pitea

Zwei Tage auf der E4

Samstag, 14. Juni

Zwei Tage auf der E4

Heute ist ein Reisetag. Nachdem wir auf finnischer Seite dem Bottnischen Meerbusen bis zum nördlichen Rand gefolgt sind, müssen wir nun auf schwedischer Seite wieder die gleiche Strecke zurück gen Süden.

Die Hauptstrecke E4 ist die klassische Nord-Süd Verbindung in Schweden.

Wir fahren also endlose Kilometer durch Natur, durch Kiefernwälder, durch Birkenwälder und oft auch beides gemischt. Wir passieren See um See, Fluss um Fluss. 

Umeå haben wir als Übernachtungsort ausgesucht. Einen Parkplatz finden wir am Rand eines Wohngebietes, unweit des Flusses Umeälven   fast direkt an der mächtigen Schrägseilbrücke über den Fluss.    Die Fahrräder führen uns von Parkplatz entlang des Flusses Umeälven ins zwei Kilometer entfernte Zentrum. 

Bei dem herrlichen Wetter scheint die ganze Stadt auf den Beinen zu sein. Die Cafe´s und Restaurantschiffe entlang des Flusses sind gut besucht.

Übernachtungsplatz in Umeå:

Stadterkundung Umea:

Genauso treffen wir es in der Innenstadt, in der Fußgängerzone an.

Bleibt noch, wie immer, die Kirche. Hell, schlicht und dennoch farbenfroh präsentiert sich das Gotteshaus.

Sonntag, 15. Juni

Ein kleiner rustikaler Campingplatz „am Ende der Welt“, auf einer Halbinsel mit dem Hauptort Mjällom ist die heutige Station.

Wir befinden uns etwa 120 Kilometer südlich von Umeå inmitten des Weltnaturerbes „Höga Kusten“, der „Hohen Küste“. Der Nationalpark Skuleberget liegt direkt am Meer und Christina & Dieter liegen mitten drin!

 

visitsweden.de:

Im Nordosten Schwedens erstreckt sich die Küstenregion am Bottnischen Meerbusen über ziemlich genau hundert Kilometer, und zwar von der Stadt Härnösand im Süden bis nach Örnsköldsvik im Norden. Seit dem Jahr 2000 gehört Höga Kusten zum schwedisch-finnischen UNESCO-Weltnaturerbe „Schärenküste – Kvarken-Archipel“.

Der Name Hohe Küste ('Höga Kusten') bezieht sich auf die durch Landhebung entstandene höchste Küstenlinie der Welt, deren höchste Punkte knapp 300 Meter über den Meeresspiegel ragen. Dieser geologische Prozess hat mit dem Abschmelzen der Eisdecke nach der letzten Eiszeit eingesetzt: Weil die Last verschwand, ist die darunterliegende Landmasse stetig in die Höhe gestiegen. Noch heute erhebt sich die Hohe Küste mit einer Geschwindigkeit von etwa acht Millimetern pro Jahr. Die hügelige Küstenlandschaft steht im Kontrast mit dem finnischen Kvarken-Archipel auf der gegenüberliegenden Seite der Ostsee: Dieser besteht aus ebenen, tief liegenden Inseln und flachen Buchten. 

Hier finden sich weitere Informationen:

 https://visitsweden.de/regionen/nordschweden/angermanland/die-hohe-kuste/

 https://www.schwedentipps.se/hoega-kusten/haernoesand

Der CP vermietet einige dieser klassischen roten Holzhäuser. Alle sind gut ausgestattet, sogar der Grill ist inclusive.

Falun - die Stadt des Kupfers

Montag, 16. Juni

Die Entscheidung, noch eine weitere Nacht auf dieser idyllischen Halbinsel zu bleiben, nimmt uns der Wettergott ab. Es regnet, und zwar heftig! Den ganzen Tag im Womo zu sitzen und auszuharren? Nein!

Wir verlassen die „Hohe Küste“ und bewegen uns gen Süden.

Bei Härnösand fahren wir über SchwedensGolden Gate Bridge“. Diese Brücke ähnelt dem kalifornischen Vorbild durchaus, ist allerdings 70 Meter kürzer.

Schwedens  "Golden Gate"
Schwedens "Golden Gate"
Übernachtung am Yachthafen  Hudiksvall
Übernachtung am Yachthafen Hudiksvall

Dienstag, 17. Juni

Das heutige Ziel ist eindeutig vorgegeben. Dieter möchte unbedingt nach Falun.

Er sagt, immer wenn im Geographieunterricht über Skandinavien, insbesondere Schweden und

Erzvorkommen geredet wurde, war Falun das Musterbeispiel!

Nebenbei bemerkt, alle unsere Reiseführer verweisen auf Falun und die Kupfergrube!

Museum zur Geschichte des Kupferabbaus
Museum zur Geschichte des Kupferabbaus

„...Sie gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Kupfergrube ist die älteste Industrieanlage Schwedens. Um 1650 förderte man hier den größten Teil der Kupferweltproduktion, die hier angewendete Grubentechnik beeinflusste den Bergbau in Europa rund zwei Jahrhunderte lang. 1687 kam es zur Katastrophe: Mehrere Schächte und Stollen stürzten ein und hinterließen einen gigantischen Krater, der bis heute am Rande des historischen Stadtkerns von Falun klafft."

Ein gigantischer Krater
Ein gigantischer Krater
Das historische Pumpwerk
Das historische Pumpwerk

Auch literarisch ist Falun mehrfach verarbeitet, so u.a. von E.T.A. Hoffmann und auch von Johann Peter Hebel, als Teil seiner Kalendergeschichten:   (nur lesen,wenn man viel Zeit hat)

  

Unverhofftes Wiedersehen

 In Falun in Schweden küßte vor guten fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann seine junge, hübsche Braut und sagte zu ihr: »Auf Sankt Luciä wird unsere Liebe von des Priesters Hand gesegnet. Dann sind wir Mann und Weib und bauen uns ein eigenes Nestlein.« – »Und Friede und Liebe soll darin wohnen«, sagte die schöne Braut mit holdem Lächeln, »denn du bist mein einziges und alles, und ohne dich möchte ich lieber im Grab sein als an einem andern Ort.« Als sie aber vor Sankt Luciä der Pfarrer zum zweiten Male in der Kirche ausgerufen hatte: »So nun jemand Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen«, da meldete sich der Tod. Denn als der Jüngling den andern Morgen in seiner schwarzen Bergmannskleidung an ihrem Haus vorbeiging, der Bergmann hat sein Totenkleid immer an, da klopfte er zwar noch einmal an ihrem Fenster und sagte ihr guten Morgen, aber keinen guten Abend mehr. Er kam nimmer aus dem Bergwerk zurück, und sie saumte vergeblich selbigen Morgen ein schwarzes Halstuch mit rotem Rand für ihn zum Hochzeitstag, sondern als er nimmer kam, legte sie es weg und weinte um ihn und vergaß ihn nie. Unterdessen wurde die Stadt Lissabon in Portugal durch ein Erdbeben zerstört, und der Siebenjährige Krieg ging vorüber, und Kaiser Franz der Erste starb, und der Jesuitenorden wurde aufgehoben und Polen geteilt, und die Kaiserin Maria Theresia starb, und der Struensee wurde hingerichtet, Amerika wurde frei, und die vereinigte französische und spanische Macht konnte Gibraltar nicht erobern. Die Türken schlossen den General Stein in der Veteraner Höhle in Ungarn ein, und der Kaiser Joseph starb auch. Der König Gustav von Schweden eroberte Russisch-Finnland, und die Französische Revolution und der lange Krieg fing an, und der Kaiser Leopold der Zweite ging auch ins Grab. Napoleon eroberte Preußen, und die Engländer bombardierten Kopenhagen, und die Ackerleute säeten und schnitten. Der Müller mahlte, und die Schmiede hämmerten, und die Bergleute gruben nach den Metalladern in ihrer unterirdischen Werkstatt. Als aber die Bergleute in Falun im Jahr 1809 etwas vor oder nach Johannis zwischen zwei Schachten eine Öffnung durchgraben wollten, gute dreihundert Ellen tief unter dem Boden, gruben sie aus dem Schutt und Vitriolwasser den Leichnam eines Jünglings heraus, der ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, sonst aber unverwest und unverändert war, also daß man seine Gesichtszüge und sein Alter noch völlig erkennen konnte, als wenn er erst vor einer Stunde gestorben oder ein wenig eingeschlafen wäre an der Arbeit. Als man ihn aber zu Tag ausgefördert hatte, Vater und Mutter, Gefreundte und Bekannte waren schon lange tot, kein Mensch wollte den schlafenden Jüngling kennen oder etwas von seinem Unglück wissen, bis die ehemalige Verlobte des Bergmanns kam, der eines Tages auf die Schicht gegangen war und nimmer zurückkehrte. Grau und zusammengeschrumpft kam sie an einer Krücke an den Platz und erkannte ihren Bräutigam; und mehr mit freudigem Entzücken als mit Schmerz sank sie auf die geliebte Leiche nieder, und erst als sie sich von einer langen heftigen Bewegung des Gemüts erholt hatte, »es ist mein Verlobter«, sagte sie endlich, »um den ich fünfzig Jahre lang getrauert hatte und den mich Gott noch einmal sehen läßt vor meinem Ende. Acht Tage vor der Hochzeit ist er auf die Grube gegangen und nimmer gekommen.« Da wurden die Gemüter aller Umstehenden von Wehmut und Tränen ergriffen, als sie sahen die ehemalige Braut jetzt in der Gestalt des hingewelkten kraftlosen Alters und den Bräutigam noch in seiner jugendlichen Schöne, und wie in ihrer Brust nach fünfzig Jahren die Flamme der jugendlichen Liebe noch einmal erwachte; aber er öffnete den Mund nimmer zum Lächeln oder die Augen zum Wiedererkennen; und wie sie ihn endlich von den Bergleuten in ihr Stübchen tragen ließ, als die einzige, die ihm angehöre und ein Recht an ihn habe, bis sein Grab gerüstet sei auf dem Kirchhof. Den andern Tag, als das Grab gerüstet war auf dem Kirchhof und ihn die Bergleute holten, schloß sie ein Kästlein auf, legte ihm das schwarzseidene Halstuch mit roten Streifen um und begleitete ihn in ihrem Sonntagsgewand, als wenn es ihr Hochzeitstag und nicht der Tag seiner Beerdigung wäre. Denn als man ihn auf dem Kirchhof ins Grab legte, sagte sie: »Schlafe nun wohl, noch einen Tag oder zehn im kühlen Hochzeitbett, und laß dir die Zeit nicht lang werden. Ich habe nur noch wenig zu tun und komme bald, und bald wirds wieder Tag. Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweiten Male auch nicht behalten«, sagte sie, als sie fortging und noch einmal umschaute.

             Aus Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes

Badesee nördlich von Falun
Badesee nördlich von Falun

Es gäbe die Möglichkeit, direkt auf dem Parkplatz / Womo Stellplatz des  Besucherzentrums zu übernachten, wir allerdings folgen der Empfehlung aus dem Womo-Verlag und steuern einen Badesee ca. fünf Kilometer weiter nördlich an – wie ein Sechser im Lotto!

Vorher allerdings noch erfolgt ein kurzer Abstecher zum Skizentrum von Falun mit den zwei beeindruckenden Sprungschanzen. 

Mehrere Tafeln listen die Sieger in den Sportarten Nordische Kombination, Speziel-Skisprung und Skilanglauf aus. Nach langem Suchen entdecken wir auch einige  deutsche Namen.

Doppelschanze Falun
Doppelschanze Falun