Montag, 16. Juni
Die Entscheidung, noch eine weitere Nacht auf dieser idyllischen Halbinsel zu bleiben, nimmt uns der Wettergott ab. Es regnet, und zwar heftig! Den ganzen Tag im Womo zu sitzen und auszuharren? Nein!
Wir verlassen die „Hohe Küste“ und bewegen uns gen Süden.
Bei Härnösand fahren wir über Schwedens „Golden Gate Bridge“. Diese Brücke ähnelt dem kalifornischen Vorbild durchaus, ist allerdings 70 Meter kürzer.

Schließlich landen wir am Nachmittag in Hudiksvall. Ein Tipp aus dem Womo-Führer. Na ja, so berauschend ist der Tipp auch nicht, zumindest finden wir eine Parkplatz am Yachthafen und sind fußläufig zum Zentrum. Die alten roten Lagerhäuser aus Holz sehen interessant aus, ansonsten …..

Dienstag, 17. Juni
Das heutige Ziel ist eindeutig vorgegeben. Dieter möchte unbedingt nach Falun.
Er sagt, immer wenn im Geographieunterricht über Skandinavien, insbesondere Schweden und
Erzvorkommen geredet wurde, war Falun das Musterbeispiel!
Nebenbei bemerkt, alle unsere Reiseführer verweisen auf Falun und die Kupfergrube!

„...Sie gehört seit 2001 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Kupfergrube ist die älteste Industrieanlage Schwedens. Um 1650 förderte man hier den größten Teil der Kupferweltproduktion, die hier angewendete Grubentechnik beeinflusste den Bergbau in Europa rund zwei Jahrhunderte lang. 1687 kam es zur Katastrophe: Mehrere Schächte und Stollen stürzten ein und hinterließen einen gigantischen Krater, der bis heute am Rande des historischen Stadtkerns von Falun klafft."


Auch literarisch ist Falun mehrfach verarbeitet, so u.a. von E.T.A. Hoffmann und auch von Johann Peter Hebel, als Teil seiner Kalendergeschichten: (nur lesen,wenn man viel Zeit hat)
Unverhofftes Wiedersehen
In Falun in Schweden küßte vor guten fünfzig Jahren und mehr ein junger Bergmann seine junge, hübsche Braut und sagte zu ihr: »Auf Sankt Luciä wird unsere Liebe von des Priesters Hand gesegnet. Dann sind wir Mann und Weib und bauen uns ein eigenes Nestlein.« – »Und Friede und Liebe soll darin wohnen«, sagte die schöne Braut mit holdem Lächeln, »denn du bist mein einziges und alles, und ohne dich möchte ich lieber im Grab sein als an einem andern Ort.« Als sie aber vor Sankt Luciä der Pfarrer zum zweiten Male in der Kirche ausgerufen hatte: »So nun jemand Hindernis wüßte anzuzeigen, warum diese Personen nicht möchten ehelich zusammenkommen«, da meldete sich der Tod. Denn als der Jüngling den andern Morgen in seiner schwarzen Bergmannskleidung an ihrem Haus vorbeiging, der Bergmann hat sein Totenkleid immer an, da klopfte er zwar noch einmal an ihrem Fenster und sagte ihr guten Morgen, aber keinen guten Abend mehr. Er kam nimmer aus dem Bergwerk zurück, und sie saumte vergeblich selbigen Morgen ein schwarzes Halstuch mit rotem Rand für ihn zum Hochzeitstag, sondern als er nimmer kam, legte sie es weg und weinte um ihn und vergaß ihn nie. Unterdessen wurde die Stadt Lissabon in Portugal durch ein Erdbeben zerstört, und der Siebenjährige Krieg ging vorüber, und Kaiser Franz der Erste starb, und der Jesuitenorden wurde aufgehoben und Polen geteilt, und die Kaiserin Maria Theresia starb, und der Struensee wurde hingerichtet, Amerika wurde frei, und die vereinigte französische und spanische Macht konnte Gibraltar nicht erobern. Die Türken schlossen den General Stein in der Veteraner Höhle in Ungarn ein, und der Kaiser Joseph starb auch. Der König Gustav von Schweden eroberte Russisch-Finnland, und die Französische Revolution und der lange Krieg fing an, und der Kaiser Leopold der Zweite ging auch ins Grab. Napoleon eroberte Preußen, und die Engländer bombardierten Kopenhagen, und die Ackerleute säeten und schnitten. Der Müller mahlte, und die Schmiede hämmerten, und die Bergleute gruben nach den Metalladern in ihrer unterirdischen Werkstatt. Als aber die Bergleute in Falun im Jahr 1809 etwas vor oder nach Johannis zwischen zwei Schachten eine Öffnung durchgraben wollten, gute dreihundert Ellen tief unter dem Boden, gruben sie aus dem Schutt und Vitriolwasser den Leichnam eines Jünglings heraus, der ganz mit Eisenvitriol durchdrungen, sonst aber unverwest und unverändert war, also daß man seine Gesichtszüge und sein Alter noch völlig erkennen konnte, als wenn er erst vor einer Stunde gestorben oder ein wenig eingeschlafen wäre an der Arbeit. Als man ihn aber zu Tag ausgefördert hatte, Vater und Mutter, Gefreundte und Bekannte waren schon lange tot, kein Mensch wollte den schlafenden Jüngling kennen oder etwas von seinem Unglück wissen, bis die ehemalige Verlobte des Bergmanns kam, der eines Tages auf die Schicht gegangen war und nimmer zurückkehrte. Grau und zusammengeschrumpft kam sie an einer Krücke an den Platz und erkannte ihren Bräutigam; und mehr mit freudigem Entzücken als mit Schmerz sank sie auf die geliebte Leiche nieder, und erst als sie sich von einer langen heftigen Bewegung des Gemüts erholt hatte, »es ist mein Verlobter«, sagte sie endlich, »um den ich fünfzig Jahre lang getrauert hatte und den mich Gott noch einmal sehen läßt vor meinem Ende. Acht Tage vor der Hochzeit ist er auf die Grube gegangen und nimmer gekommen.« Da wurden die Gemüter aller Umstehenden von Wehmut und Tränen ergriffen, als sie sahen die ehemalige Braut jetzt in der Gestalt des hingewelkten kraftlosen Alters und den Bräutigam noch in seiner jugendlichen Schöne, und wie in ihrer Brust nach fünfzig Jahren die Flamme der jugendlichen Liebe noch einmal erwachte; aber er öffnete den Mund nimmer zum Lächeln oder die Augen zum Wiedererkennen; und wie sie ihn endlich von den Bergleuten in ihr Stübchen tragen ließ, als die einzige, die ihm angehöre und ein Recht an ihn habe, bis sein Grab gerüstet sei auf dem Kirchhof. Den andern Tag, als das Grab gerüstet war auf dem Kirchhof und ihn die Bergleute holten, schloß sie ein Kästlein auf, legte ihm das schwarzseidene Halstuch mit roten Streifen um und begleitete ihn in ihrem Sonntagsgewand, als wenn es ihr Hochzeitstag und nicht der Tag seiner Beerdigung wäre. Denn als man ihn auf dem Kirchhof ins Grab legte, sagte sie: »Schlafe nun wohl, noch einen Tag oder zehn im kühlen Hochzeitbett, und laß dir die Zeit nicht lang werden. Ich habe nur noch wenig zu tun und komme bald, und bald wirds wieder Tag. Was die Erde einmal wiedergegeben hat, wird sie zum zweiten Male auch nicht behalten«, sagte sie, als sie fortging und noch einmal umschaute.
Aus Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes

Es gäbe die Möglichkeit, direkt auf dem Parkplatz / Womo Stellplatz des Besucherzentrums zu übernachten, wir allerdings folgen der Empfehlung aus dem Womo-Verlag und steuern einen Badesee ca. fünf Kilometer weiter nördlich an – wie ein Sechser im Lotto!
Vorher allerdings noch erfolgt ein kurzer Abstecher zum Skizentrum von Falun mit den zwei beeindruckenden Sprungschanzen.
Mehrere Tafeln listen die Sieger in den Sportarten Nordische Kombination, Speziel-Skisprung und Skilanglauf aus. Nach langem Suchen entdecken wir auch einige deutsche Namen.

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Hermi (Mittwoch, 25 Juni 2025 20:20)
Hallo, habe gerade eure neue Reuse gefunden.
von Skandinavien sind wir begeistert, waren bis jetzt 6x dort, sicher nicht das letzte mal.
Lustig: genau auf diesem Platz am See in der Nähe von Falun standen wir 2014! War auch damals ein schöner Platz.
Schöne Reise noch!